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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mit ein paar ausländischen Freunden Kontakt aufnehmen sollte, was möglicherweise zu einer raschen Aufklärung dieses Mordes führen konnte, aber er verwarf den Gedanken wieder, weil dieses Vorgehen ein alles überschattendes Sicherheitsproblem in sich barg.
    Immerhin bestand das Risiko, daß man sich damit an jemanden wandte, der mit der Sache zu tun hatte oder viel zu enge Verbindungen mit der Organisation hatte, die hinter dem Mord stand. Was auf das gleiche hinauslief.
    Überdies war der Alte ein Mann, den das Leben gelehrt hatte, nichts Übereiltes zu tun. Er entschloß sich, vorläufig abzuwarten und Hamiltons Störmanöver zu beobachten. Das war seine Bezeichnung der herannahenden Konfrontation Hamiltons mit einem allzu bekannten Journalisten.

8
    Carl hatte einen erfolgreichen Vormittag an seinem Computer hinter sich.
    Appeltofts Namensliste mit Funden aus Hendlunds Korrespondenz umfaßte sechsundvierzig Namen, und davon hatten sich im Sortiment des schwedischen Sicherheitsdienstes gut zwanzig wiedergefunden. Damit ergab sich ein recht eindeutiges Bild von Hedlunds Kontakten. Er sympathisierte sowohl mit der älteren wie der jüngeren Generation westdeutscher Terroristen, darüber konnte es keinerlei Zweifel geben. Denn die Namen, die sich nicht in den schwedischen Dateien befanden, waren mit Telex und der Bitte um rasche Antwort an die westdeutschen Kollegen geschickt worden, und die hatten mit fast parodistischer deutscher Tüchtigkeit innerhalb weniger Stunden geantwortet: Mindestens fünf der fraglichen Personen wurden in der Bundesrepublik wegen verschiedener terroristischer Taten steckbrieflich gesucht, und der übrige Personenkreis konnte insgesamt dem sogenannten Sympathisanten-Umfeld zugerechnet werden.
    Die Deutschen wiederum hatten um alle nur erdenklichen Hinweise gebeten, wann, wieso und in welcher Form die gesuchten Personen aufgefallen waren, und Carl hatte schon vor dem Lunch eine lange Reihe von Angaben auf den Weg bringen können, die vermutlich zumindest in einigen Fällen zu Festnahmen oder jedenfalls zu interessanten Fahndungshinweisen führen konnten.
    Danach war er dazu übergegangen, die Dokumentation zu studieren, die Appeltoft durchgesehen hatte, ohne sie zu verstehen, das heißt schwedische Konferenzprotokolle, Aufzeichnungen, Diskussionsentwürfe und Briefe.
    Fristedt hatte hereingeschaut, um sie darüber aufzuklären, daß sämtliche Vernehmungsunterlagen Hedlunds über dessen Terroristen-Kontakte, oder zumindest möglichst viele davon, bis zwei Uhr fertig sein müßten. Dann werde sich allmählich Hedlunds Anwalt einfinden, um beim ersten Verhör anwesend zu sein. Je besser informiert die beiden Vernehmungsbeamten seien, um so vorteilhafter.
    Carl war mit seiner Liste denkbarer Vernehmungspunkte schon recht weit gediehen, als das Wecksignal seiner Armbanduhr piepste. Es erinnerte ihn daran, daß er sich das Echo des Tages anhören mußte; er war gespannt, ob Ponti selbst oder einer seiner Mitarbeiter in der Redaktion etwas über die laufende Terroristen-Affäre brachte.
    Es war der dritte oder vierte Beitrag. Er beschäftigte sich mit einem sehr sorgfältig ausgewählten Schwachpunkt in dem stromlinienförmigen Gesamtbild, das die übrigen Massenmedien inzwischen so gut wie vorbehaltlos akzeptiert hatten. Der größere Teil des Beitrags bestand aus zwei über Kreuz zusammengeschnittenen Interviews, bei denen zum einen die Einwanderungsministerin, die für künftige Ausweisungsbeschlüsse gegen die palästinensischen Terrorismus-Verdächtigen die formale Verantwortung hatte, und zum andern der Sprecher der Sicherheitspolizei, Karl Alfredsson, in einem einzigen Punkt hart bedrängt wurden. Welches Bindeglied gebe es zwischen den vier schwedischen Verdächtigen und den sieben Palästinensern?
    Sowohl die Ministerin wie Karl Alfredsson erklärten zunächst, alle diese Dinge seien geheim. Sie hörten sich wie Papageien an, als sie kurz nacheinander das Gleiche daherplapperten. Aber dann ging Ponti - der die Interviews selbst führte - auf die Frage ein, ob diese geheimen Beweise bei einem kommenden Haftprüfungstermin der vier Schweden nicht doch vorgelegt werden müßten? Da sie schwedische Staatsbürger seien, könne man sie ja nicht gut aufgrund geheimer Beweise verhaften?
    Nein, natürlich nicht. Es sei aber möglich, daß die Sache hinter verschlossenen Türen verhandelt werde. Nun, und falls es nicht zu einer Verhaftung komme? Dann würden sie auf freien Fuß gesetzt werden und

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