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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gab, kontrolliert zu erscheinen. Er wartete jedoch nicht die Antwort ab, sondern fuhr fort: »Und außerdem würde die gesamte Planung der neuen Operateure im Unternehmen zum Teufel gehen, denn auch deine Hintergrundgeschichte würde ans Licht gezerrt werden, und am Ende würden wir alle mit langen Nasen dastehen. Nun, wo waren wir stehengeblieben. Ach ja. Und außerdem hat Ponti mit der Sache nichts zu tun, oder?«
    »Nein, ich glaube nicht«, sagte Carl. »Ich glaube nicht, daß Näslund mehr weiß als die, die an der Sache arbeiten, ich meine, wer diesen Beamten ermordet haben kann. Aber ich habe das Gefühl, Näslund will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Nach außen hin ist es ihm lieber, daß wir den Mörder aufspüren und töten, statt ihn nur zu finden, und gleichzeitig möchte er Ponti etwas heimzahlen.«
    »Stell dir vor, das glaube ich auch«, sagte der Alte nachdenklich, »Aber noch ist Polen nicht verloren. Dann werden wir ihn wohl bremsen müssen?«
    »Und wie?«
    »Die Schwäche in Näslunds Konstruktion liegt darin, daß Ponti mit größter Wahrscheinlichkeit nichts mit der Sache zu tun hat. Die Stärke seiner Position liegt darin, daß gerade bei Ponti das Ermittlungsmaterial etwas widersprüchlich ist, vor allem diese Norwegen-Reise, nicht wahr?«
    »Ja, soweit ich sehen kann.«
    »Nun. Dann finden wir heraus, warum Ponti sich in Norwegen aufhielt, und damit ist diese Spur für euch am Ende.«
    »Inwiefern?«
    »Du mußt ihn fragen. Das ist meist eine gute Methode. Frag ihn einfach, was zum Teufel er in Oslo getrieben hat.«
    Carl ließ sich den vollkommen logischen, aber dennoch unmöglichen Vorschlag durch den Kopf gehen. Er versuchte zu sagen, das heiße natürlich, jede nur denkbare Dienstvorschrift des Sicherheitsdienstes zu übertreten. Der Alte entgegnete seelenruhig, die Polizei könne sich ihre Dienstvorschriften in den Hintern stecken. Es gebe einen Unterschied zwischen den Geboten Gottes und den Verordnungen der Menschen.
    »Außerdem«, erklärte der Alte weiter, »erweisen wir der Polizei doch einen Dienst. Es geht darum, sie vor einer der schlimmsten Krisen zu bewahren, in die sie ihre dämlichen Schädel überhaupt verwickeln können. Nun ja, davon abgesehen haben wir ein gewisses Eigeninteresse. Ich habe mir nicht vorgestellt, daß du nach so einer Geschichte von der Polizei zur Reichssteuerverwaltung versetzt wirst, nein, ich meine die Schiffahrtsverwaltung in Norrköping, da ist nämlich einer unserer Informanten gelandet, als er sich in, ach, das gehört nicht hierher, blamierte.
    Nun, zur Sache, wie sieht unsere operative Planung aus?« Jetzt fiel dem Alten ein, daß Carls Glas leer war, und er goß ihm mit einer Hand ein, der ein leichtes Zittern anzumerken war, das entweder mit seiner Krankheit oder seiner Erregung zusammenhing.
    Der Alte erkundigte sich genau nach allen Details, die mit Ponti zu tun hatten. Sie ließen ihn überwachen. Sie hörten sein privates Telefon ab, öffneten vermutlich auch seine Post. Vielleicht könne man auch an seine Post beim Rundfunk herankommen. Aus bestimmten technischen und juristischen Gründen lasse sich sein Anschluß bei Sveriges Radio jedoch nicht abhören. Da gebe es also die Kontaktmöglichkeit. Wenn der Alte aber selbst den Kontakt übernähme, wäre das zu riskant, wenn man daran denke, was ein so registriertes Gespräch für Mißverständnisse auslösen könne. Man müsse nämlich ein gewisses Risiko eingehen; diese Journalisten ließen oft Tonbänder mitlaufen. Nun, Carl müsse diesen Kontakt übernehmen und das auf eine bestimmte Art und Weise, die der Alte ausführlich beschrieb.
    »Und ich bin natürlich ganz allein auf diese Idee gekommen?« fragte Carl.
    »Natürlich, du kannst das Unternehmen und mich nicht gut hereinziehen.«
    »Gut. Ich treffe mich mit Ponti mitten in der Nacht auf einem verlassenen U-Bahnsteig. Er hat für alles eine annehmbare Erklärung, denken wir etwa so?«
    »Ja, so stellen wir uns das vor.«
    »Und wenn er keine einleuchtende Erklärung hat, wenn er wider Erwarten doch der Mörder ist?«
    »Diesen Gedanken will ich gar nicht erst denken. Und was ich nicht denken will, will ich schon gar nicht sagen. Du solltest aber normale Sicherheitsvorkehrungen treffen, du bist ja dafür ausgebildet.«
    »Aber wenn es zwischen uns zu einer … zu einer Konfrontation kommt, was mache ich dann? Werfe ich meine Waffe hinterher in den Mälarsee oder so?«
    »Diese letzte Frage habe ich nicht gehört«, entgegnete

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