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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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»wisse«, daß manche Schweden beim »Schwarzen September« in »Ausbildungslagern« trainiert würden. Und diesen Ruf würden sie nicht mehr los, so daß die Genossen für immer von bestimmten, als sicherheitsempfindlich eingestuften Jobs ausgeschlossen blieben, von denen es in Schweden ja erstaunlich viele gebe. Diese jungen Studenten, die sich auf solche idealistische Arbeit einließen, würden für den Rest ihres Lebens als Sicherheitsrisiko behandelt, als national unzuverlässig und als potentielle Terroristen. Diese Ironie sei um so bitterer, da ja gerade die medizinische Hilfsarbeit ständig mit echtem Terrorismus in Berührung komme: Die schwedischen Helfer hätten Granatsplitter, Brandwunden, Schußverletzungen hinnehmen müssen, Kinder seien amputiert worden, alle hätten Phosphor erlebt, Napalm, Tretminen, als Spielzeug getarnte Bomben, Splitterbomben amerikanischen wie israelischen Ursprungs, Raketen, die unzählige kleine Splitter in einer Messinglegierung absonderten, die man kaum aus den Wunden herausbekommen könne, ferner Kunststoffsplitter, die auf Röntgenbildern nicht zu erkennen seien.
    Der Dank des schwedischen Staates an den, der sich dieser Arbeit anschließe, sei also die Abstempelung als Terrorist. Der schwedische Staat schicke seine Hilfe lieber an korrupte Regimes in Afrika oder in Milliardenhöhe an ein Unterdrücker-Regime und eine Besatzungsmacht wie etwa Nordvietnam.
    Carl hatte sein Bier ausgetrunken und bestellte sich ein neues.
    »Ich habe drei Jahre einer Palästina-Gruppe angehört«, sagte er schließlich.
    »Ich gebe dir in allen diesen Dingen recht. Aber jetzt jage ich einen Mörder und eine Terroristen-Gruppe, die auch dann gestoppt werden muß, wenn es sich um Palästinenser handelt. Möglicherweise jagen wir auch eine westdeutsche Terroristenbande, aber das wissen wir nicht. Je schneller wir es erfahren, um so besser.«
    »Welcher Palästina-Gruppe hast du angehört?«
    »Das will ich nicht sagen, da ich meinen Namen nicht nennen möchte. Es steht jedenfalls in keinem Zusammenhang mit meinem gegenwärtigen Job, falls du das annehmen solltest.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Das kannst du natürlich nicht wissen. Aber was beunruhigt dich eigentlich, ich bitte dich doch nur um einen Dienst, nämlich mir einen Kontakt zu vermitteln. Das ist alles, und danach werden wir uns vermutlich nicht wiedersehen.«
    Der Arzt sah ihn forschend an. Es war ihm anzumerken, daß er zweifelte.
    »Wollt ihr Beweise dafür, daß die Helfer mit Rased Verbindung haben? Das wäre nichts Besonderes, denn die sind nämlich für unsere Sicherheit verantwortlich. Nur die können vorher wissen, ob man uns evakuieren muß, ob jemand plant, unsere Anlagen und derlei zu sabotieren. Das ist völlig normal, das sollte euch klar sein.«
    »Ja«, erwiderte Carl, »das verstehe ich. Das ist auch genau der Grund, daß ich mich an dich gewandt habe, um nur diesen ersten Kontakt zu bekommen, nichts weiter. Außerdem habe ich es eilig, du vielleicht auch. Denn mit jedem Tag, um den sich diese Geschichte in die Länge zieht, sitzen deine Genossen hinter Gittern, isoliert, und werden von nicht besonders freundlichen und verständnisvollen Beamten bei der Säpo verhört.«
    »Okay, wen möchtest du kennenlernen?«
    »Abu al-Houl persönlich.«
    Der Arzt lachte auf und nickte entzückt, als hätte ihm nur das noch gefehlt.
    »Das ist eine Person, von der ich nicht mal weiß, ob sie existiert. Ich kenne keinen Schweden, der ihm je begegnet ist. Vielleicht ist er nur ein Mythos, ein Name oder eine Bezeichnung für die Führung der Rased. Und falls es ihn gibt, kann er sich im Augenblick in einem völlig anderen Erdteil aufhalten.«
    »Na schön, dann versuchen wir es eben ein paar Stufen tiefer. Ich kenne ja niemanden von der Rased. Bring mich aber mit irgendeinem Residenten in Verbindung, dann kann ich meinen Wunsch auf dem Weg weitergeben. Das müßte sich doch machen lassen?«
    »Wo kann ich dich finden?«
    »Ich würde ein Treffen in der Stadt vorziehen.«
    »Das wird wohl nicht gehen. Sie müssen zu dir kommen und nicht umgekehrt.«
    »In Ordnung. Hotel Plaza, Zimmer 414. Wann kannst du das in die Wege leiten?«
    »Zwischen einer halben Stunde und vierzehn Tagen, ich weiß es nicht.«
    Carl überlegte, ob er den Versuch machen sollte, den Arzt zum Essen einzuladen, verwarf den Gedanken aber. Er würde gern eine Menge erfahren, und zwar aus rein persönlicher Neugier. Ihn interessierte die medizinische

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