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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Lokal waren noch recht viele Tische frei. Die Sache war also so gut wie entschieden. Der Tip war korrekt gewesen. Beide Männer waren zweifelsfrei identifiziert.
    Dann, als das Aufzeichnungsgerät lief, kam wie auf Bestellung die Zeitungsnummer. Der Schwede faltete als erster seine Zeitung zusammen.
    Er faltete sie nur einmal, was vielleicht daran lag, daß er Dokumente der Größe Din-A4 übergab. Ein paar Minuten später legte der Iraner seine Zeitung weg, die er zweimal zusammenfaltete.
    »Damit das Geld nicht rausfällt«, flüsterte Carl.
    Der Schwede erhob sich und ging. Er nahm mit einer selbstverständlichen Geste die Zeitung des Iraners an sich. Er wählte den Weg über die Treppe zur großen Bahnhofshalle, genau wie Carl vermutet hatte.
    »Okay«, sagte Fristedt in sein Funksprechgerät, »schnappt euch den Mann, sobald er die Treppe hinunterkommt. Behandelt die Ware vorsichtig und gebt sofort Bescheid, wenn es erledigt ist.«
    Der Iraner blieb ruhig sitzen, aß sein Butterbrot und trank langsam seinen Tee aus.
    »Wann wird er gehen, was meinst du?« flüsterte Fristedt zu Carl.
    Aber Carl war nicht mehr im Zimmer.
    Der Iraner stand auf, nahm die Zeitung des Schweden mit und ging, wie man jetzt erwarten konnte, auf den Ausgang zum Klarabergs-Viadukt zu.
    »Objekt zwei festnehmen, sobald es vor der Tür ist«, befahl Fristedt über Funk.
    Als Marek Khorass mit den Dokumenten unter dem Arm dem Ausgang zustrebte, betete er in Gedanken zu dem Barmherzigen, ihn bei diesem Projekt zu unterstützen, das der Aufspürung seiner Feinde diente. Der Barmherzige und Wohlwollende hatte jedoch gerade an diesem tristen schwedischen Dezembertag keine Zeit für einen fanatischen religiösen Mörder und Händler in politischen Flüchtlingen.
    Marek Khorass, der das, was er tat, nicht für Geld tat, sondern aus Überzeugung, hatte dem Barmherzigen und Wohlwollenden jedoch gelobt, sich nie lebendig ergreifen zu lassen; lieber würde er sich mit allen anderen Märtyrern im Paradies, die für Seine Sache gestorben waren, vereinen.
    Der ehemalige iranische Sicherheitsbeamte erfaßte blitzschnell, daß die beiden Männer in Turnschuhen, blauen Hosen und Sport-Jacken, die ihm jetzt entgegenkamen, nur Polizeibeamte sein konnten. Ohne zu zögern oder auch nur sein Gebet zu Allah zu unterbrechen, zog er einen Revolver aus der Jackentasche, um entweder den Weg ins Paradies zu finden oder sich freizuschießen.
    Er fand nicht mehr die Zeit, auf die beiden anscheinend arglosen Fahndungspolizisten zu feuern, die ihre Walther-Pistolen noch immer in den Schulterholstern trugen. Die Lampen gingen aus, und als der Iraner das Licht wiedersah, befand er sich nicht im Paradies, sondern im Untersuchungsgefängnis Kronoberg in ärztlicher Behandlung.
    Carl Hamilton war einen halben Meter hinter ihm durch die Tür gekommen.
    Ein paar Stunden später saß Henrik P. Näslund in seinem Zimmer; ihm gegenüber saß Carl Hamilton auf einem der Besucherstühle. Der Sektionschef hatte Carls nur vage begründeten Theorien gelauscht, die ein Ergebnis dieses, gelinde gesagt, unnötigen Ausflugs nach Beirut waren. Vor ihm lag ein kurzgefaßter Bericht, in dem die Festnahme des iranischen Sicherheitsbeamten geschildert wurde. Es fiel Näslund schwer zu entscheiden, wie er mit diesem Grünschnabel umgehen sollte, den der Alte ihm auf den Hals geschickt hatte. Wenn die Israelis unter sich waren, bezeichneten sie die Leute beim schwedischen Nachrichtendienst verächtlich als Grünschnäbel. Als Näslund damit geprahlt hatte, er habe einen dieser Grünschnäbel unter sich, und es sei tatsächlich dieser Mann gewesen, der die Querverbindungen zu den westdeutschen Terroristen entdeckt und überdies mehr oder weniger auf eigene Faust ein Terroristenversteck in Stockholm gestürmt habe, hatte der Israeli laut gelacht und gesagt, dann sollten wir ihn vielleicht lieber einen Hahn nennen.
    Gar nicht so dumm, hatte Näslund zugegeben, dieser Bursche sei ein recht hochnäsiger Typ und außerdem als Student einmal so ein verfluchter Kommunist gewesen.
    »Nennen Sie ihn doch Coq Rouge, den roten Hahn, wie hier auf der Weinflasche«, scherzte der israelische Oberst. Sie tranken einen Beaujolais, und auf dem Flaschenhals saß ein kleines Etikett mit einem roten Hahn.
    Näslund hatte zufrieden festgestellt, das sei ein außerordentlich guter Vorschlag, und damit hatten sie auf Coq Rouge einen Toast ausgebracht.
    Keiner der beiden hätte diesen Toast ausgebracht, wenn sie in die

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