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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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haben, kann seinen Besuch so arrangiert haben, daß er ein Alibi hatte. Es sieht fast so aus, als müßte man sich eher wundern, wenn er das nicht getan hat.
    Selbstverständlich hätte er mit einer vorbereiteten Erklärung aufwarten können, falls das Unternehmen fehlschlagen sollte.«
    »Welches Unternehmen?«
    »Nun, falls er eins vorbereitet hatte.«
    »Dann ist es nicht mehr aktuell.«
    »Nein. Wir haben jetzt zwar schon eine ganze Menge im Schleppnetz, aber ein Mörder fehlt uns immer noch.«
    »Es war eine Sekretärin des Norwegischen Rundfunks, die das Hotelzimmer bestellt hat, nicht er selbst.«
    »Ja, aber sie wird ihn wohl gefragt haben, wo er wohnen will. Hat dieser Hästlund, oder wie der Kerl heißt, das geprüft?«
    »Ich glaube nicht. Ich weiß es jedenfalls nicht.«
    »Na bitte, da haben wir es doch schon. Jetzt keine Dummheiten mehr, sondern ran an diesen Hedlund und seine Verstecke. Du bekommst die Leute, die du brauchst. Was schlägst du vor?«
    »Man sollte die Wohnung noch einmal durchsuchen. Bei der Hausdurchsuchung wurden nur solche Dinge mitgenommen, die offen herumlagen, da wir davon ausgingen, ihn überrascht zu haben. Wenn er aber ein umsichtiger Mann ist, kann er etwas in der Wohnung versteckt haben, das uns entgangen ist.«
    »Wieder good thinking, Hamilton. Bis morgen beschaffe ich euch ein paar Spezialisten, und du kümmerst dich um die Sache, und bis auf weiteres nimmst du dir nichts anderes vor. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Nein.«
    »Also keine Extratouren mehr? Teufel auch, bleib jetzt mal auf dem Teppich, du Grünschnabel, habe ich mich jetzt klar genug ausgedrückt!«
    »Ja.«
    »Gut. Dismissed!«
    Carl regte sich über die angloamerikanische Formel auf, mit der Näslund ihn schließlich abgefertigt hatte; gerade wegen der Doppelbedeutung des Wortes, jemanden abfertigen und entlassen.
    Carl schaute schnell bei Fristedt und Appeltoft herein, die mit den nachfolgenden Ermittlungen der gelungenen Festnahme beschäftigt waren.
    In Norrköping hatte man eine Hausdurchsuchung vorgenommen und große Bargeldbeträge sowie einiges Arbeitsmaterial der Einwanderungsbehörde gefunden, das mit der Arbeit des Abteilungsleiters nicht im Zusammenhang stand, und bei dem Iraner auf Lidingö hatten sich eine Reihe von Namenslisten und Aufzeichnungen gefunden, die Art und Weise seiner Tätigkeit bestätigten. Ein Teil davon wurde gerade übersetzt. Es stand schon jetzt fest, daß die Ermittlungsergebnisse ausreichen würden, um zwei Urteile wegen illegaler nachrichtendienstlicher Tätigkeit zu erwirken.
    »Was werden sie kriegen?« fragte Carl.
    »Etwa drei Jahre«, erwiderte Appeltoft fröhlich, »und den Schweden wird man feuern und sein Geld beschlagnahmen. Das hat er davon, dieses Arschloch. Solche Leute sollte man eigentlich so behandeln, wie es im Iran üblich ist.«
    »Einem von ihnen wird es vielleicht passieren, nachdem er seine Strafe abgesessen hat und ausgewiesen worden ist«, scherzte Fristedt.
    Beiden war anzumerken, daß sie guter Laune waren. Der Tag hatte ein Ergebnis gebracht, und die Polizei hatte ein paar Bösewichter eingebuchtet, und genau dazu ist die Polizei da. Und sowohl Fristedt wie Appeltoft waren im Grunde eher Polizisten als irgend etwas sonst.
    »Näslund hat mich gefragt, woher wir den Tip bekommen haben«, sagte Carl und zerstörte damit sofort die muntere Stimmung im Raum.
    »Und was hast du geantwortet?« wollte Fristedt mit gespielter Gleichgültigkeit wissen.
    »Ich sagte, ich könne das nicht beantworten, es sei dein Tip gewesen. Wenn er dich fragt, weißt du also Bescheid.«
    »Danke«, erwiderte Fristedt und vertiefte sich in seinen Aktenberg.
    Carl ging hinaus, ohne etwas zu sagen. Die Iran-Geschichte war jetzt eine reine Polizeiangelegenheit, und die konnten die beiden anderen am besten erledigen, ohne Einmischung eines anderen, der sich nicht mal unter den Formularen zurechtfinden würde.
    Nachdem Carl gegangen war, kam es zwischen Fristedt und Appeltoft zum erstenmal zu einem kurzen Streit. Fristedt war sich nämlich sicher, daß Carl Näslund nicht verraten hatte, daß der Tip von den Russen gekommen war, folglich gehörte Carl für ihn zu den Guten und war keiner dieser unzuverlässigen jungen Näslund-Spione. Darin gab ihm Appeltoft recht.
    Andererseits war Carl jedoch eine Art Kommunist, der nach Beirat flog, um sich von palästinensischen Terroristen erzählen zu lassen, sie seien unschuldig. Was eine Aussage war, der jede

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