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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Zukunft hätten blicken können. Sie hatten Carl immerhin einen Decknamen gegeben, der ihn für den Rest seines Lebens verfolgen würde und der unter Kollegen in aller Welt zum Gegenstand vieler seltsamer Erklärungen und Deutungen werden würde, bei Freunden wie Feinden.
    Ein roter Hahn, ein hochnäsiger Kommunist? Oder ein spanischer Kampfhahn mit blutigen Sporen an den Beinen? Näslund würde aus verschiedenen Gründen nie erzählen, wie er mitgewirkt hatte, den Decknamen Coq Rouge zu schaffen. Und Carl würde nie erfahren, daß Näslund damit etwas zu tun hatte, und würde es auch nie erraten.
    Jetzt jedoch saß Näslund mit diesem lästigen Coq Rouge da und wußte nicht, wie er anfangen sollte, ob er ihm eine Zigarre verpassen oder ihn loben sollte. Näslund wählte die weiche Tour, zumindest den weichen Anfang.
    »Soweit ich sehe, Hamilton, wären diese Burschen von der Fahndung getötet oder verwundet worden, wenn du nicht eingegriffen hättest. War das deine oder Fristedts Improvisation?«
    »Meine. Mir gefiel die Situation nicht. Daß der Schwede ungefährlich war, konnte jeder sehen. Aber so ein religiöser Spinner aus dem Iran …Was ich aber nicht begreifen kann, sind diese Burschen von der Fahndung. Warum sind die so herumspaziert, als ginge es nur darum, einen Besoffenen einzukassieren?«
    »Weil sie nicht auffallen und ihre Waffen nicht unter so vielen Menschen ziehen wollten, weil sie gewohnt sind, Dummköpfe zu schnappen, die keinen Widerstand leisten, was weiß ich? Es war jedenfalls ein Glück, daß du rechtzeitig zur Stelle warst.«
    »Reichen die Beweise?«
    »Ja, keine Frage, sie sind schon vorläufig festgenommen. Namenslisten mit Adressen, Anstellungsverhältnissen und so weiter gegen Geld, immerhin fünfzehntausend Kronen. Dieser Typ muß ab und zu einen schönen Schnitt gemacht haben. Wie habt ihr den Tip bekommen?«
    »Der stammt von Fristedt, das kann ich nicht beantworten.« Carl überlegte, ob er gelogen hatte. Das würde davon abhängen, wie man die Worte »kann ich nicht beantworten« auslegte. Carl konnte nichts anderes sagen, weil er Fristedt versprochen hatte, die Schnauze zu halten.
    Das mußte genügen.
    »Jetzt von dem Angenehmen zu dem weniger Angenehmen, Hamilton.
    Dieser Ausflug nach Beirut gefällt mir nicht. Wäre ich zu der Zeit im Haus gewesen, wärst du nie abgehauen, oder wie soll ich das ausdrücken. Aber du verstehst, was ich meine.«
    »Wieso? Das Ergebnis ist doch interessant. Die Norweger bestätigen, daß es sich um die gleiche Munition und folglich um die gleiche Waffe handelt.«
    »Ach was, diese Munition besagt nicht viel.«
    »Doch, es ist ein extrem ungewöhnliches Kaliber. Diese Pistole der Russen ist die einzige funktionierende Waffe, die man in diesem Kaliber heute noch finden kann, alle anderen sind mehr oder weniger uralte deutsche Dinger aus der Zeit der Jahrhundertwende, die nicht mehr hergestellt werden. Nazi-Deutschland hatte auch dieses Kaliber, aber mit dem Reich ging es ja bekanntlich mal zu Ende.«
    »Diese Geschichte von einem Syrer und so weiter, das riecht ja schon von weitem nach Bluff.«
    »Ja, aber dann solltest du versuchen, die Sache irgendwie bestätigen zu lassen, vielleicht über das Außenministerium und die nächste Botschaft.
    Und wenn die Syrer die Geschichte bestätigen …«
    »Ein Araber ist wie der andere, die halten doch immer zusammen. Nein, ich weiß zufällig, daß du auf der falschen Fährte bist. Du hast ehrgeizig gearbeitet, keine Frage, wenn auch vielleicht ein bißchen zu sehr. Und künftig gibt es ohne meine Genehmigung keine Dienstreisen mehr, ist das klar?«
    »Ja.«
    »Du mußt dich auf diesen Hedlund konzentrieren, in unserem Bild von ihm fehlt noch etwas, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und was?«
    »Da er sämtliche Briefe der Deutschen in Aktenordnern aufbewahrt, glaube ich nicht, daß er die Kopien seiner eigenen Briefe weggeworfen hat.
    Folglich hat er sie versteckt. Folglich kann er mehrere Dinge versteckt haben, die bei der Hausdurchsuchung nicht entdeckt wurden, und das stimmt außerdem mit unserem Bild von ihm überein. Er ist ein sehr mißtrauischer Bursche.«
    »Good thinking, Hamilton. Wirklich gut gedacht. Und wie sollen wir die Sachen finden, die er versteckt hat?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Dann mußt du dich auf diese Aufgabe konzentrieren. Ist das klar?«
    »Ja.«
    »Und dann noch etwas. Dieser Ponti. Ich finde es ziemlich leichtfertig von euch, den einfach abzutun. Er kann sich durchaus umgezogen

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