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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nachdenklich macht; so traue ich beispielsweise diesem Näslund nicht über den Weg.«
    Der Alte hob die Ansichtskarte hoch und besah sich den Poststempel, bevor er antwortete.
    »Die Karte ist in Israel an dem Tag aufgegeben worden, an dem du abgereist bist. Weder Näslund noch die Israelin kann gewußt haben, was dir in Beirut passieren würde. Sofern dieser Abu al-Houl kein Israeli ist, natürlich.«
    »Das wäre nicht besonders logisch, abgesehen davon, daß ich es nicht glaube. Sollten die Israelis mir erst einen Tip über sich selbst geben, indem sie sich in Beirut eine ganze Theatertruppe mieten, um sich dann an mir zu rächen, weil ich diesen Tip bekommen habe, und das alles in dem Wissen, daß ich unterdessen dem halben schwedischen Sicherheitsdienst erzählen konnte, warum ich in Israel möglicherweise verschwinden werde?«
    »Nein«, gab der Alte zu, »diese Theorie trägt nicht. Die Ansichtskarte ist echt. Du mußt hinfliegen und sie fragen.«
    »Aber warum will sie ihre eigenen Leute reinreißen?«
    »Sie ist Sicherheitsoffizier und arbeitet entweder für Shin Beth oder Aman.
    Bei den Israelis ist es wie bei allen anderen, die verschiedenen Organisationen rivalisieren miteinander. Es kann etwas in der Richtung sein. Vielleicht gefällt ihr der Mossad nicht oder das dirty tricks department im Mossad.«
    »Aber wenn sie uns da unten in Israel erwischen?«
    »Das wäre außerordentlich unpraktisch.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Das will ich nicht mal andeuten. Aber sie wird keine Lust haben, ein Geständnis abzulegen, und du ebenfalls nicht. Und du wirst dich alle zwölf Stunden bei mir melden, und wenn du das nicht tust, gehe ich zu meinen alten Bekannten und drohe ihnen mit Odins Rache und einem handfesten Skandal. Ich glaube, mich werden sie kaum foltern können. Ein Glück, daß du kein Araber bist.«
    »Und was machen wir mit Näslund?«
    Näslund, der soeben aus Paris zurückgekehrt sei - was Fristedt ironisch und nebenbei angedeutet habe - behaupte zu wissen, daß es sich noch immer um eine arabische Operation handle, und er habe sich geweigert, der syrischen Geschichte der Tokarew-Pistole nachzugehen. Überdies habe er ihm, Carl, ein Reiseverbot erteilt.
    Die operativen Schwierigkeiten, die sich jetzt auftürmten, munterten den Alten sichtlich auf, und er räumte mit seiner methodischen Arbeitsweise eine nach der anderen aus dem Weg. Über die Pistole werde er über persönliche Freunde beim französischen Nachrichtendienst SDECE (er verwendete die alte Bezeichnung der Organisation) Nachforschungen anstellen - die hätten den besten Kontakt zu den Syrern, und eine Anfrage von französischer Seite würde höflich aufgenommen werden und zudem weniger Aufsehen erregen, als wenn sie von einem schwedischen Diplomaten komme, der noch dazu erkläre, daß es um eine Voruntersuchung in einem Mordfall gehe.
    Das war das Problem der Pistole.
    Die Tatsache, daß die »Polizei« (das heißt Näslund) nach einer kurzen Spritztour nach Paris behaupte, das eine oder andere zu wissen, sei bei diesem Mann nicht anders zu erwarten. Näslund sei außerdem ein Idiot.
    Natürlich hätten ihn die Israelis mit irgendeinem »fundierten« Tip über eine arabische Operation gefüttert - an dieser Erkenntnis sei vor allem wichtig, daß damit vermutlich ein solches Unternehmen immer noch bevorstehe, worauf im übrigen auch die Ansichtskarte hindeute.
    Das war die zweite Frage.
    Und dann das Reiseverbot. Jetzt wurde der Alte noch munterer und eifriger, denn bürokratische Hindernisse dieser Art müßten mit den gleichen Waffen bekämpft werden. Carl könne sich - und das sei sicher etwas, was den schwedischen Sicherheitsdienst von allen entsprechenden Organisationen der Welt unterscheide - wie jeder andere Schwede krankmelden, und wie jeder Schwede habe er das Recht auf einen einwöchigen Schnupfen, ohne sich näher erklären zu müssen, und das zu jedem beliebigen Zeitpunkt und in jedem beliebigen Arbeitsstadium. Und was die Reise angehe, sei es ja besonders praktisch, daß Weihnachten bevorstehe, denn da gebe es nur einen Weg: Carl müsse mit Ansgar Tours reisen, inmitten aller anderen Anhänger der Pfingstbewegung und Rentner.
    Er, der Alte, habe in der Richtung alte und gute Verbindungen.
    »Es wäre schon schön«, faßte der Alte zusammen, »wenn wir diesem Aharon Zamir eins auswischen könnten. Ich habe viele alte israelische Kollegen, die das zu schätzen wüßten. Übrigens, soll ich dir eine Eiste mit

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