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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Sicherheitsdienste, er wußte ja sogar von dieser Geschichte mit Näslund, ich meine, warum in manchen Zeitungen soviel dummes Zeug steht. Und wir haben ja tatsächlich niemanden festgenommen, so daß sich jeder an den fünf Fingern abzählen kann, daß wir mit den Beweisen Schwierigkeiten haben.
    Wir dürfen nicht vergessen, daß wir es mit einem fähigen und intelligenten Menschen zu tun haben.«
    Sie wurden von der Sekretärin unterbrochen, die mit einem neuen Umschlag für Fristedt ins Zimmer trat. Er öffnete ihn, ohne etwas zu sagen. Dann las er ein paar Sekunden, bevor er das Papier auf die auf dem Tisch liegenden Akten fallen ließ.
    »Pfui Teufel, damit könnt ihr euch befassen, ich geh jetzt in die Stadt und begehe ein Dienstvergehen«, sagte er und schob den Aktenhaufen mit sichtlichem Widerwillen über den Tisch zu Carl und Appeltoft. Dann stand er auf und ging.
    Carl warf einen Blick auf den Aktenhaufen. Es war ein Bericht über geplante Gewalttaten innerhalb der schwedischen Palästina-Bewegung.
    »From Sherlock Holmes with love«, sagte Appeltoft, »willst du, oder soll ich?«
    »Ich übernehme das, nein, lieber du, wir haben ja drei Exemplare, jeder hat eins. Was wird deiner Meinung nach jetzt passieren?«
    Appeltoft seufzte. Er wußte nur zu gut, was bald passieren würde. Und ihm war klar, daß auch Fristedt das wußte und daß er deshalb fast demonstrativ das Haus verlassen hatte.
    »Die sind zu dem Schluß gekommen, daß irgendwelche Aktionen unmittelbar bevorstehen, und haben sich auf ein paar Palästinenser in Uppsala eingeschossen. Die Polizeiaktion wird wohl innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden erfolgen, würde ich denken«, sagte er müde.
    »Aber die werden doch überwacht? Die können ja nichts tun, ohne daß wir es sehen, die können keinen Schritt gehen, ohne daß wir sie daran hindern und uns zudem Beweise sichern könnten«, wandte Carl ein.
    »Wie recht du hast, wie recht du hast«, sagte Appeltoft und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. »Mir gefällt diese Geschichte genausowenig wie dir, aber das Ganze bringt wenigstens etwas Gutes mit sich. Wir kriegen sie ins Haus und können sie verhören, und dann erfahren wir etwas Konkreteres. Wir werden dann etwas mehr wissen. Versuch mal, es so zu sehen.«
    Auf der Autofahrt nach Hause lauschte Fristedt einem lokalen Musiksender und versuchte, an nichts zu denken. Stadtnachrichten: Auf Västerbron war ein Milchlaster umgekippt. In einem privaten Impfzentrum wurde gestreikt.
    Die Friedensbewegung wollte im Haus des Volkes eine Art Protesttreffen abhalten. Acht Fälle von Trunkenheit am Steuer in der letzten Nacht. Wetter wie gehabt.
    Als Fristedt den Schlüssel in die Tür steckte, schlug ihm aus dem Wohnzimmer donnernde Rockmusik entgegen, und als er den Flur betrat, hatte er das Gefühl, als würde das ganze Haus vibrieren. Der achtzehnjährige Sohn lag wie hingegossen auf einem der Sofas. Die Schuhe hatte er anbehalten, er rauchte und blickte an die Decke; alleiniger Herr im Haus.
    »Vielleicht stellst du das mal etwas leiser!« brüllte Fristedt, als er eilig am Wohnzimmer vorüberging und so tat, als bemerkte er die Rauchwolken nicht. Er wollte nicht schon wieder die alte Diskussion vom Zaun brechen.
    Die beiden Töchter der Familie waren ausgeflogen, eine war Stewardeß und mit einem Flugkapitän verheiratet, die andere studierte in Umeå Medizin, und das Haus war zu groß geworden. Sie sprachen schon lange von Verkauf; man sollte vielleicht besser in einer Wohnung wohnen, wenn man älter wurde.
    Fristedt zog sich aus, duschte und begann sich zu rasieren. Wenn man älter wurde - genau so war es nämlich. Er versuchte, sich beim Rasieren nicht im Spiegel zu betrachten.
    »Stimmt es, daß du den Polizistenmörder jagst?«
    Der Sohn stand in der Badezimmertür. Die Frage war ausnahmsweise einmal nicht ironisch, nicht wie gehabt: Wieviele Spione hast du denn heute geschnappt, Alter? Eine Frage, die ja immer eine negative Antwort nach sich ziehen mußte.
    »Geh rein und setz dich, ich komme nach, sobald ich fertig bin«, entgegnete Fristedt, um Zeit zu gewinnen. Er wollte seinen Sohn nicht abweisen, wenn der ausnahmsweise mal vernünftig fragte, er wollte einem Oberschüler aber auch nicht von geheimen Erkenntnissen berichten. Er rasierte sich zu Ende, betupfte die Wangen mit Rasierwasser, hüllte sich in ein Handtuch und ging ins Wohnzimmer, wo er seinen Sohn bei den Piranhas fand.
    »Setz dich«, sagte Fristedt

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