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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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paar Aktionen durchführen, könntet ihr das doch aufgreifen.
    PONTI: Ja, das ist durchaus möglich, dann wird es eine Nachricht. Eure Meinungen können nämlich zu Nachrichten werden, aber nicht meine, ich arbeite nur mit Tatsachen. So ist das. Viel Glück bei euren Aktionen, und nehmt hinterher mit mir Verbindung auf, dann werden wir sehen, wie der nächste Schritt aussehen könnte.
    SUND: Können wir uns am Telefon eigentlich über solche Dinge unterhalten?
    PONTI: Mein Telefon wird nicht abgehört, jedenfalls nicht hier beim Sender.
    Aber du kannst ja beim nächstenmal von einer Zelle aus anrufen, wenn es dich beruhigt, obwohl es keine Rolle spielt, wenn sie lauschen. Das bringt sie nicht weiter, wenn man sich nur ein wenig vorsieht.
    SUND: Hast du eine Ahnung, wer diesen Säpo-Mann erschossen hat? Kann es ein Palästinenser gewesen sein? PONTI: Ich weiß darüber nicht mehr als du. Wahrscheinlich wird es nie herauskommen, aber es hat keinen Sinn, jetzt zu spekulieren. Startet die Aktionen, die ihr für geeignet haltet, und laßt dann von euch hören. Das war’s dann erst mal, nicht wahr?
    SUND: Ja, wir lassen von uns hören. Hej. PONTI: Hej.
    Unter der Abschrift fand sich unter der Überschrift Anmerkungen ein Text, in dem einige Deutungsmöglichkeiten empfohlen wurden: »Pontis erste Frage, wie es den Leuten denn gehe, muß so aufgefaßt werden, daß er über ein oder mehrere geplante Vorhaben informiert ist. Sund wagt nicht, direkt zu antworten, sondern fragt, ob das Telefon abgehört wird, was Ponti warnt, da er sich danach erkundigt, ob Sund von seinem Privatanschluß aus anrufe. Im folgenden behauptet Ponti zweimal, die haben keine Beweises und es gelte abzuwarten, bevor man zuschlage. Was Ponti betrifft, würde er gern hart zuschlagen, aber erst später. Auf die besorgte Frage des Aktivisten, ob die Polizei dem Mörder auf der Spur sein könne, versichert Ponti ruhig, die hätten keine Beweise, und man werde den Mörder vermutlich nie fassen. Darauf gibt er den Aktivisten eine Art grünes Licht, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, irgendeine Aktion zu starten.
    Daraus ist vernünftigerweise zu schließen, daß wir mit unmittelbar bevorstehenden Aktivitäten zu rechnen haben.«
    »Die letzte Schlußfolgerung ist sicher völlig korrekt«, bemerkte Carl, als er sah, daß die beiden anderen zu Ende gelesen hatten. »Die werden nämlich irgendwo demonstrieren, beispielsweise vor dem Redaktionshaus von Expressen, oder sie werden eine Flugblatt-Aktion starten, oder falls sie etwas Spektakuläreres inszenieren wollen, werden Palästinenser aus Protest gegen Verfolgungen oder derlei in den Hungerstreik treten und sich in Schlafsäcken auf Sergels Torg legen, dann können sie Ponti anrufen und Interviews anbieten.«
    »Warum glaubst du das?« fragte Fristedt.
    Carl zögerte mit der Antwort. Er würde aber nicht weiter argumentieren können, wenn er die Antwort schuldig blieb.
    »Weil ich selbst einmal zu den Palästina-Gruppen gehört habe. Nun, ich war meist bei der Clarté aktiv, aber auch die Clarté hat ja die Sache der Palästinenser unterstützt, folglich … Jedenfalls hätten wir damals so gehandelt. Das ist nichts Besonderes, so sind wir immer vorgegangen, und das ist für Ponti sicher genauso selbstverständlich wie für mich.«
    »Du bist Mitglied einer kommunistischen Organisation gewesen?« fragte Appeltoft in einem viel zu neutralen Tonfall.
    »Ja. Und ich war auch kein Infiltrant, falls ihr das glauben solltet, ich war normales Mitglied, und außerdem ist es für die Firma kein Geheimnis, ich bin sogar als Verdächtiger registriert.«
    »Teufel auch«, sagte Appeltoft.
    »Kommen wir wieder zur Sache«, sagte Fristedt. »Warum ruft dieser Aktivist ausgerechnet Ponti an?«
    »Das ist gar nicht verwunderlich. Ponti ist einer der Gründer der Palästina-Bewegung in Schweden und außerdem Auslandschef beim Echo des Tages.
    Für eine antiimperialistische Bewegung der Art, mit der wir es jetzt zu tun haben, ist es das A und O, gegen den Strom von Expressen und anderen Zeitungen anzuschwimmen und eigene Botschaften an die Öffentlichkeit zu bringen«, erklärte Carl irritiert. Das alles war doch selbstverständlich.
    »Aber wie kommt Ponti dazu, so verdächtig korrekt festzustellen, daß es gegen den Mörder keine Beweise gibt? Woher weiß er das?« beharrte Fristedt.
    »Darauf kann ich vielleicht antworten«, meinte Appeltoft.
    »Ponti hat eine zwanzigjährige Erfahrung mit der Arbeitsweise verschiedener

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