Coq Rouge
diplomatische Immunität, wenn man also bei der richtigen Gelegenheit zuschlage, könne man gleich beiden Männern das nötige Beweismaterial abnehmen.
»Wissen Sie, wann und wo diese Treffen stattfinden?« wollte Fristedt wissen.
»Ja, ich weiß, wann die nächste Begegnung erfolgen soll und wo. Wenn ich Ihnen Zeit und Ort nenne, können Sie diesen Mann dann festnehmen?«
»Ja, das scheint mir durchaus möglich zu sein. Ich würde aber gern wissen, warum.«
»Ich bin einem Freund einen Gefallen schuldig, und Sie können mir helfen.
Diese Figur in Ihrem Einwanderungs-Ministerium hat Freunden von mir geschadet, und wir wollen ihn weghaben. Das ist alles. Können Sie das arrangieren?«
»Und das ist also die gesamte Gegenleistung, einen schwedischen Verbrecher fangen?«
»Ja.«
»Wenn das so ist, sehe ich keine Hindernisse. Es wäre allerdings nicht so gut, wenn die Angaben nicht stimmen.«
»Seien Sie versichert, daß sie zutreffend sind. Wir sind uns also einig?«
»Ja, ich darf von jedem Menschen Hinweise annehmen, der mich auf ein Verbrechen aufmerksam macht. Wenn Sie solche Tips haben, werde ich sie mit dem gleichen Ernst behandeln, als kämen sie von irgendeiner anderen … äh … qualifizierten Quelle.«
»Gut«, sagte der GRU-Chef und zog einen kleinen blauen Umschlag aus der Innentasche, »hier habe ich alle Angaben, die Sie brauchen.«
Fristedt zögerte. Sie standen mitten in einem Eichenwald in Djurgärden, es war ein dunkler, später Dezemberabend, und in der Nähe war kein Mensch zu sehen. Es konnte aber trotzdem sein, daß dieser Augenblick aus der Nähe fotografiert oder gefilmt wurde. Wie Fristedt gehört hatte, besaßen neuerdings sogar die Russen die dazu nötige hochwertige Ausrüstung.
»Ich weiß nicht, ob ich von Ihnen einen Umschlag annehmen darf, dessen Inhalt mir unbekannt ist. Lassen Sie uns lieber noch ein Stück in eine Richtung gehen, die ich bestimme«, erwiderte Fristedt.
Der Russe gluckste in der Dunkelheit amüsiert vor sich hin.
»Sehr gern, Herr Kommissar, sehr gern. In welche Richtung sollen wir gehen?«
Fristedt schlug einen Weg ein, von dem er vermutete, daß er zur großen Djurgärdsbrücke und zur Rückseite des Freilichtmuseums Skansen führte.
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her.
»Unterdessen können wir ja über diese Pistole sprechen«, sagte der GRUChef nach einer Weile. »Ich kann über die Waffe folgendes sagen. Sie wurde irgendwann Ende der sechziger Jahre hergestellt, anschließend in einem Bereitschaftslager aufbewahrt und kam folglich erst nach dem Export in den Gebrauch. Im September 1973 befand sich die Waffe unter großen Lieferungen an Syrien; wie Sie sich vielleicht erinnern, brach im Nahen Osten kurze Zeit darauf, im Oktober, ein Krieg aus. Nun ja. Die Waffe ging also an die syrische Armee und landete mit allergrößter Wahrscheinlichkeit bei einem Offizier der Armee oder der Panzerverbände. Es ist schwierig, dem Verbleib der Waffe nachzuspüren, so daß wir dies nicht genau wissen.
Die einfachen syrischen Infanteristen tragen jedoch keine Pistole. Um aber noch weiter in die Geschichte der Waffe einzudringen, müßten wir den militärischen Sicherheitsdienst der Syrer bemühen, und das möchten wir nicht. Möglicherweise könnten wir diesen Standpunkt noch einmal überdenken, falls Ihnen daran sehr gelegen sein sollte. Aber so, wie es aussieht, würde eine solche Anfrage von unserer Seite Aufmerksamkeit erregen und vielleicht zu unnötigen Konsequenzen führen, daß jemand etwa unnötigerweise bestraft wird. Verstehen Sie?«
»Nein. Wieso sollte jemand eine unnötige Strafe erhalten?«
»Aber ja. Wenn wir unseren Scharfsinn gebrauchen, Herr Kommissar, muß es doch so sein: Ihr Mörder dürfte kaum ein Offizier der regulären syrischen Armee sein, der eine eigene Dienstwaffe einfacher Art, zugegebenermaßen etwas einfacherer Art, nach Schweden mitnimmt, um dort einen Offizier des schwedischen Sicherheitsdienstes umzubringen. Nicht wahr?«
»Ja, da gebe ich Ihnen recht.«
»Na also. Der Besitzer der Waffe hat die Pistole auf dem Schwarzmarkt verkauft oder ist bestohlen worden. Und wenn wir jetzt harten Druck ausüben, um ihn verhören zu lassen und so weiter, würde dies zu unnötiger Aufmerksamkeit führen, abgesehen davon, daß sich für den fraglichen Offizier wahrscheinlich tragische Konsequenzen ergäben, was uns vielleicht egal sein könnte. Begreifen Sie jetzt?«
»Nein.«
»Es liegt an den Zuständen im Nahen
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