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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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diesen Häusern doch geben, mit Waschküchen und so?« fragte Carl.
    »Ja, vermutlich durch Gänge verbunden, aber bei solchen Ausländern dürften die Verbindungstüren verschlossen sein.«
    »Macht nichts«, sagte Carl, »komm, wir gehen jetzt rauf und schnappen sie uns.«
    Carl betrat das Haus durch eine Eingangstür in der Mitte des langgestreckten Gebäudes, und Appeltoft trottete hinter ihm her. Sie gingen zur ersten Kellertür hinunter, und als Carl die Türklinke drückte, fand er sie verschlossen. Er seufzte und zog das seltsame kleine Instrument an seinem Schlüsselbund aus der Tasche, suchte einen Dietrich heraus und öffnete die Tür so schnell, als hätte er den richtigen Schlüssel besessen.
    So gingen sie durch drei verschlossene Türen, an den Kellern und Waschküchen vorbei, weiter, bis sie das richtige Treppenhaus erreicht hatten. Niemand sah sie, als sie leise die drei Treppen hinaufgingen. Vor der Tür lauschten sie kurz. Aus der Wohnung war orientalische Musik zu hören.
    »Perfekt«, flüsterte Carl, »der Plattenspieler läuft. Komm zwei, drei Meter hinter mir in die Wohnung und konzentriere dich auf die linke Seite, ich nehme die rechte. Alles klar?«
    Carl hatte seinen massigen schwarzen Revolver gezogen und sich gleichzeitig mit dem Rücken an die Wand neben der Tür gestellt, wobei die Revolvermündung an die Decke zeigte. Dann steckte er mit der linken Hand behutsam den Dietrich in das Sicherheitsschloß. Das Schloß ging auf, und sie warteten ein paar Sekunden, aber aus der Wohnung war immer noch nur die Musik zu hören.
    Appeltoft hatte seine Pistole gezogen, sie schußbereit gemacht und hielt die Waffe unbewußt genauso wie Carl.
    »Noch etwas«, flüsterte Carl, »wenn du unterwegs eine Toilettentür siehst, bleib stehen und kontrolliere, bevor du weiter vorgehst. Okay?«
    Appeltoft nickte. Er spürte, wie die Furcht ihn allmählich starr machte, als würden ihm die Beine in wenigen Sekunden nicht mehr gehorchen.
    »In drei Sekunden«, flüsterte Carl, und Appeltoft zählte drei Sekunden, die er als einzigen, unerbittlich kurzen Moment empfand, bis Carl mit der linken Hand die Tür aufstieß und in die Wohnung stürzte.
    Fristedt ging davon aus, daß es am höflichsten sei, sich dem Treffpunkt aus der am besten einsehbaren Richtung zu nähern. Er hatte seinen Wagen auf dem Parkplatz kurz vor dem Restaurant Djurgärdsbrunns Värdshus abgestellt und war dann an dem Lokal vorbeiflaniert, im Licht der Straßenbeleuchtung deutlich sichtbar, und dann über die Brücke zum Treffpunkt weitergegangen. Er war pünktlich, wie verabredet, minus zehn Sekunden, und in der Nähe schien sich kein Mensch aufzuhalten.
    Als er beim Tatort angekommen war, blieb er stehen. Im selben Augenblick löste sich eine Gestalt aus dem Dunkel hinter einem der Alleebäume zehn Meter weiter, und der GRU- Chef kam ihm entgegen.
    »Dobre vetjer, Herr Kommissar«, grüßte der sowjetische Oberst und gab Fristedt die Hand. »Ich glaube, mir ist ein Vorschlag eingefallen, wie wir uns einigen können. Wollen wir einen kleinen Spaziergang machen?«
    Fristedt nickte, und sie gingen auf einem kleinen Weg, der von der Straße abging, in den großen Park hinein. Der Russe schwieg ein Weilchen, bevor er sein Anliegen vorbrachte.
    »Sie verstehen, Herr Kommissar, bei unserer Arbeit hat man manchmal ein großes Problem mit Diensten, die man anderen erweisen will oder die man ihnen zugesagt hat, und ich habe Kummer mit einer Angelegenheit, bei der Sie mir hoffentlich helfen können.«
    »Ich kann natürlich nichts versprechen«, entgegnete Fristedt mißtrauisch, während er sich gleichzeitig fragte, ob der Russe wirklich so dumm war, schon bei der zweiten Begegnung ohne Umschweife einen Anwerbungsversuch zu starten.
    Der Vorschlag war jedoch nicht so beschaffen, daß er den Verdacht einer weiteren Verpflichtung gegenüber dem sowjetischen Nachrichtendienst nahelegte. Der GRU-Chef nannte den Namen eines hohen schwedischen Beamten bei der Einwanderungsbehörde in Norrköping, behauptete, der fragliche Mann liefere dem iranischen Nachrichtendienst in Stockholm regelmäßig Angaben über oppositionelle iranische Studenten in Schweden.
    Der Schwede werde sehr gut bezahlt und das Geld bei den Treffen bar übergeben. Es finde ganz einfach und altmodisch ein Austausch von Umschlägen statt, und so könne es doch gelingen, den Mann schon bei einer ersten Übergabe zu fassen, nicht wahr? Der Kontaktmann des Schweden besitze keine

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