Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
Vom Netzwerk:
würde jeden windschiefen, wurmstichigen, ungepflegten und brachliegenden Zoll seines Grund und Bodens in Augenschein nehmen. Er kippte noch einen guten Schluck von dem sauren Wein hinunter und verzog das Gesicht. Und er konnte einfach nichts dagegen tun.
     
    Oben in der Kammer bereiteten sich Eloise und Maria Clematis so auf den Schlaf vor, wie sie es im Kloster getan hätten … sie zogen die Obergewänder aus, wuschen Gesicht und Hände und knieten Seite an Seite, um die Abendgebete zu sprechen. Eloise war als Erste fertig, wie immer, und zog sich auf ihr schmales Lager zurück, um ihren Kamm hervorzuziehen und sich das Haar zu strählen.
    Als Maria Clematis geendet hatte, kam sie ihr zu Hilfe.
    »Lass mich nur machen«, sagte sie und nahm Eloise den Kamm ab. »Bei mir ist das seit ein paar Jahren ja nicht mehr nötig. Ich gestehe, dass mir das manchmal fehlt.«
    »Mir wird’s bestimmt nicht fehlen«, sagte Eloise und nahm eine Hand voll ihrer dicken rotgoldenen Haare und betrachtete sie finster. »Wenn ich könnte, würde ich sie auf der Stelle abschneiden.«
    »Elly!« rief Maria voller Entsetzen. »So etwas darfst du nicht einmal denken! Du musst langes Haar haben, damit du es opfern kannst in der Nacht, in der du wachst und dein Gelübde ablegst. Je länger und schöner es ist, desto größer ist dein Geschenk an Gott.« Sie hielt inne. »Und du hast doch so wunderschönes Haar. Ich wünschte, meins wäre je so dick und weich gewesen … und von solch schöner Farbe.«
    »Mir ist es nur lästig.« Eloise nahm den Kamm wieder an sich und ließ ihn in ihre Truhe fallen. »Ich kann es kaum erwarten, davon befreit zu werden.«
    Seufzend zog sich Maria Clematis zu ihrer Bettstatt zurück, setzte sich die Schlafmütze auf, die Eloise ihr geborgt hatte, und wickelte sich in ihre Decken. »Wenn du nicht Nonne werden könntest, was würdest du dann tun, Elly?«
    »Sei nicht töricht, Maria Clematis. Mir fehlt doch nur noch das Gelübde. In allem andern bin ich doch bereits Nonne.«
    »Ja, aber wenn dem nicht so wäre …«
    »Sprich nicht weiter! Ich prüfe diesen Heiratskandidaten im Auftrag des Ordens. Gleich nach meiner Rückkehr werde ich den Schleier nehmen, und eines Tages werde ich Äbtissin.« Sie blies die Kerze aus und hüllte sich in die Decken.
    Doch als sie dann dalag und auf die dunklen Deckenbalken über ihrem Kopf starrte, reute sie der barsche Ton.
    »Bedaure, Clemmie. Ich wollte dich nicht so anfahren«, sagte sie in die Dunkelheit. Es gab eine lange Pause, bevor Maria Clematis antwortete.
    »Schon gut, ich versteh’s ja.« Ihr Seufzer wandelte sich in Stöhnen. »Ich glaube, mein Magen heißt den Festschmaus des Burgherrn nicht willkommen. Dieser schreckliche Kapaun … Ich habe mir zu viel davon aufgetan und musste dann alles aufessen, weil der Earl mich die ganze Zeit im Visier hatte. Spürst du die Wirkung nicht auch?«
    »Ich habe nichts davon angerührt«, sagte Eloise und legte sich die Hand auf den Magen in der Erinnerung an den unappetitlichen Anblick des Fleisches und den unwirschen Blick des Earl, als sie es zurückwies. Ein Wunder, dass die Burgbewohner eine solche Kost überlebten.
    »Ich meinte ja, dank Pater Bassets Dispens müsste es gar köstlich munden«, wimmerte Maria Clematis.
    Offenbar gibt es auch zu viel des guten Glaubens, dachte Eloise.
    »Ich zweifele, dass selbst der Erzbischof den Vogel in einen essbaren Zustand hätte segnen können«, sagte sie. »Morgen begehe ich als Erstes die Küchen. Vielleicht kann ich ein paar Verbesserungen vorschlagen …«
    Einige Stunden später, mitten in der Nacht, erwachte Eloise durch Stöhnen und Rascheln. Sie drehte sich auf die Seite und wickelte sich fester in ihre Decken, doch die Geräusche verstummten nicht. Sie sah zu Maria Clematis hinüber, die von ihrem Lager aufstand und sich den Bauch hielt.
    »Was ist denn los?« Eloise warf ihre Decken ab.
    »Oh … mir ist so übel – ich glaube, ich muss mich übergeben!«
    »Wo ist der …« Ach, sie hatten ja gar keinen Nachttopf, wie ihr wieder einfiel. Eloise eilte zu Maria Clematis und legte einen Arm um sie. »Schnell! In die Garderobe!«
    Ohne Licht musste sie nach dem Riegel tasten und die Freundin zum Treppenabsatz halb tragen. Die Treppe lag rechts, der schmale Gang zum Abtritt links. Auf der gegenüberliegenden Seite fiel Licht aus einer offenen Tür und beleuchtete den Treppenabsatz zumindest spärlich.
    »Oh … Elly …« Maria Clematis presste sich die Hand vor den

Weitere Kostenlose Bücher