Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
flüsterte sie angestrengt. »Wasser …«
Der Earl suchte auf dem Tisch, wo er nur einen leeren Krug fand, und marschierte wieder aus der Kammer, leise vor sich hin schimpfend. Dann kam er mit einem Krug Wasser und einem Becher, einem metallenen Becken und Leinentüchern zurück. Er schenkte Wasser ein und half Eloise, Maria Clematis zum Trinken hochzuheben.
»Jetzt müssen wir abwarten«, sagte Eloise bang. »Morgen werden wir wissen, ob sie nur etwas Falsches gegessen hat.«
»Falls Euch das tröstet – mir ist das verdammte Essen auch nicht bekommen«, sagte er und kniete sich neben das Bett.
Sie lächelte matt, doch dann sah sie wieder auf Maria Clematis’ blasses Gesicht und betete um deren baldige Genesung.
»Ich hätte nicht darauf bestehen sollen, dass sie mitkommt. Aber sie ist eine fromme Schwester des Ordens und immer eine Quelle weiser Ratschläge.« Sie spürte Tränen aufbranden und sah hinunter, hoffend, dass er es nicht sehen würde. »Nein, sie ist viel mehr, sie ist meine liebste Freundin. Als ich ins Kloster kam, war sie meine Mentorin, meine Lehrerin, meine ältere Schwester. Sie half mir durch lateinische Rezitationen, durch das Auswendiglernen der Psalmen … durch Vater Elias’ religiöse Unterweisung und Schwester Maria Stephanias Sittenlehre … durch Vigilien auf den Knien und Fasten und Namens- und Feiertage …« Sie versuchte, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken. »Sie war immer da.«
»Hinter Eurem Rücken.«
Diese Bemerkung erschien ihr zunächst recht sonderbar, doch dann ging ihr auf, dass er aus der Sicht eines Kriegers gesprochen hatte.
»Ja, so könnte man es auch ausdrücken«, sagte sie leise.
Sie riskierte einen Blick und beobachtete, wie er Maria Clematis prüfend ansah. Sein dunkles Haar war vom Schlaf zerzaust, das Bettzeug hatte einen Abdruck auf einer Wange hinterlassen, und seine Augen glommen im Kerzenschein. Er trug nur eine Hose und ein übergroßes Hemd, das am Hals offen stand und einen Teil seiner muskulösen Brust freigab.
Nie zuvor hatte sie derart vertrauten Umgang mit einem Mann gehabt. Spontan wollte Eloise auf Distanz gehen und wieder in die Rolle der Prüferin schlüpfen. Stärker aber war der dringende Wunsch, diese seltene Gelegenheit, diese neuartige Erfahrung, dazu zu nutzen, um ihr Wissen um seine Person zu vertiefen.
Ihr Blick glitt an seiner Nase hinunter, über die Wange und blieb an seinem kühn geschwungenen Mund hängen – den energischen Lippen, die bislang stets dünner und fester geworden waren. Jetzt, mitten in der Nacht, bei Kerzenschein, schien er so viel zugänglicher zu sein … umgänglicher … faszinierender …
Eloise stockte der Atem. Ihr Gesicht begann zu glühen, als sie sich dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte. Sie wandte sich ab und beugte sich jäh vor, um ihre Patientin anzusehen, die jetzt zu schlafen schien.
Peril beobachtete die plötzliche Bewegung und wie ihr der Umhang von den Schultern rutschte, so dass ihr im Kerzenschein golden funkelndes Haar hervorquoll, und auch ihm stockte der Atem. Mit jeder kleinen Bewegung wurde mehr davon sichtbar, bis sie sich über die Waschschüssel auf dem Boden neben dem Bett bückte. Sie tauchte ein sauberes Leinentuch hinein, um das Gesicht der Freundin damit abzuwischen. Als sie sich langsam wieder aufrichtete, glitt ihr die ganze Pracht seitlich über die Schulter und hing zwischen ihm und der Kerze auf dem Tisch. Im Schein der Flamme leuchtete es wie ein Sonnenaufgang. Und als sie sich vom Bett zurückzog und das Haar wie selbstverständlich nach hinten warf, glitt ein Teil davon über die Hand, die auf seinem Knie lag.
Wie es nun eigentlich gekommen war, vermochte er hinterher nicht mehr zu sagen – hatte die Haarsträhne zuerst seine Hand berührt, oder hatte sich seine Hand darum gelegt? Jedenfalls wickelte er sich eine Strähne um den Finger und streichelte sie … milde überrascht, von der seidigen Glut nicht verbrannt zu werden. Dann spürte sie, wie es ziepte, und zuckte zurück.
Er begegnete ihrer überraschten Reaktion mit einem Blick in ihre Augen, entdeckte darin Wärme und Leidenschaft, die sich bei Tage in den kühlen blauen Tiefen verbargen. Er beugte sich über sie, gab sich einer freudigen Erwartung hin … und schlug Eloise kraft seiner eigenen Faszination in seinen Bann. Gierig tauchte er mit den Händen in den Feuerstrom ihrer Haare. Ein Gefühl reiner Ausgelassenheit durchflutete ihn und raubte ihm den Verstand. Leise stöhnend
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