Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
junges Ding auf ihrem Platz vorzustellen, das treuherzig und voll weiblicher Bewunderung zu ihm aufsähe. Dann rutschte er unruhig hin und her und versuchte sich eine blutjunge Verführerin auf dem Stuhl vorzustellen, die ihn lüstern anschmachtete. Es verriet sein Unbehagen, dass er diese Vorstellung zu Gunsten einer Prinzessin aufgab, die unentwegt an ihm herumschnupperte, als glaube sie, er trete gern in Hundehaufen.
Als sein Stallmeister über eine Woche danach meldete, drei neugeborene Füllen seiner besten Stuten seien von der Nordweide verschwunden, war Perils erste Reaktion Erleichterung, dass er nun endlich einmal ein Problem mit vierbeinigen weiblichen Geschöpfen statt mit der zweibeinigen Art hatte.
Seine zweite und etwas verspätete Reaktion war Verdruss darüber, dass er über allen Verbesserungen und Vorbereitungen für die Ankunft der Braut die Angelegenheit mit dem entführten Tad noch nicht aufgeklärt hatte. Erst jetzt, als wieder ein ernsthafter Verlust zu beklagen war, raffte er sich zu einer Suche im Wald auf. Hätte er doch nur dieses Heiratsgeschäft erst hinter sich, damit er wieder zu den einfacheren und unendlich befriedigenderen militärischen Pflichten zurückkehren könnte.
Am nächsten Morgen war er immer noch mit seinen Mannen in Wald und Feld, als Sir Michael und das Brautgeleit ins Dorf und durch die Burgtore zum Wohnturm ritten.
»Elly!« Maria Clematis war an ihrer Behelfskrücke den ganzen Weg aus den Kräutergärten zum Weberhaus gehumpelt, um Eloise die Ankunft zu melden. »Sie sind da! Sir Michael und die Eskorte – die Braut ist angekommen!«
Eloise hielt gerade kardätschte Wolle und eine Spindel in der Hand. Nun verlangsamte sich ihr Herzschlag ebenso wie die Drehung der Spindel.
Die Braut ist angekommen.
Sie schürzte ihr Gewand und rannte zum Eingang des Wohnturms, wo ein großer Reisekarren vor der Tür stand. Beim Anblick dreier schwarzer Habits ging ihr das Herz auf. Auf der Türschwelle blieb sie stehen, um sich zu sammeln. Sir Michael hatte sie bereits entdeckt. Die kleine Schar folgte seinem Blick und drehte sich zu Eloise um.
»Schwester Archibalda!« Sie flog der alten Nonne in die Arme, die die stürmische Begrüßung lachend und wohlwollend hinnahm. »Schwester Maria Montpellier! Und Schwester Rosemarie!« Sie umarmte sie alle der Reihe nach, um dann zu fragen: »Was macht Ihr denn hier?«
»Nun, mein Kind«, sagte Archibalda und tätschelte ihr liebevoll die Wange, »Ihr wisst doch, dass ich schon immer eine Wallfahrt nach Canterbury unternehmen wollte. Unsere gute Mutter Oberin fand die Gelegenheit günstig, da Ihr Euren Bericht abgegeben habt und es ein Geleit zu unserer Sicherheit gab.«
»Wie umsichtig von ihr. Und die Braut, wo ist sie denn?« Eloise ließ ihren Blick schweifen. »Ihr habt sie doch mitgebracht?«
Die alte Nonne umklammerte das Kreuz, das an ihrem Gürtel hing.
»Wenn wir Euch allein sprechen könnten, Eloise«, sagte sie ganz ruhig, jedoch mit einem verstohlenen Seitenblick auf Sir Michael. Offenbar gab es da etwas, das jener nicht mitbekommen sollte. Mit wachsender Besorgnis führte Eloise sie erst zur Kapelle – doch dort fanden sie Pater Basset in ein Dankgebet für sein wieder hergestelltes Heiligtum vertieft.
Endlich zogen sie sich in die Abgeschiedenheit einer neu hergerichteten Kammer im Bergfried zurück.
»Was ist denn geschehen? Wo ist die Braut für den Earl?« platzte Eloise heraus, sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Ich habe der Äbtissin meinen Bericht über die Kandidatenprüfung geschickt und empfohlen, ihm eine Braut zu geben.«
»Ja, ja, meine Liebe. Der Bericht hat die Äbtissin ungemein beeindruckt. Es war klar, dass Ihr eine gründliche Untersuchung des Mannes vorgenommen habt, in Bezug auf seinen Charakter, seine Gewohnheiten und seine Ehetauglichkeit.« Schwester Archibalda tätschelte Eloise begütigend die Hand. »Und die Äbtissin hat ihm auch eine Braut geschickt.«
»Nun, wer ist es denn? Und wo ist sie?« Eloise ärgerte sich über die Geheimnistuerei der alten Nonne.
Schwester Archibalda wandte sich an Schwester Rosemarie, die ihr ein Holzkästchen überreichte. Und mit demselben ruhigen Lächeln legte Schwester Archibalda es in Eloises Hände.
»Seht selbst.«
Eloise ließ den Metallverschluss aufspringen und öffnete das Kistchen. Darin lag eine kleine silberne Scheibe mit einem Griff. Ein Spiegel! Sie starrte erst den Spiegel, dann das Nonnentrio verwirrt an.
Sie sah
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