Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne
sind. Ich weiß, dass ich Sie liebe, und ich bin überzeugt, wir haben die Möglichkeit, uns ein gemeinsames Leben zu schaffen. Ich bitte Sie, diese Möglichkeit nicht achtlos abzutun.«
»Ich fühle mich durch Ihre Worte geehrt, Christopher, mehr, als ich zum Ausdruck bringen kann, aber begreifen Sie denn nicht? Mir fehlt etwas sehr Fundamentales. Was immer ich für Sie empfinde, und, ja, ich empfinde etwas für Sie, ist nicht Liebe. Es ist… oh, ich weiß nicht… eine vorübergehende Verliebtheit oder möglicherweise nur reine Lust.«
»Um Gottes willen, Gillian! Wollen Sie zulassen, dass ein Zwischenfall Ihnen die Sicht auf Ihr weiteres Leben und die Liebe trübt?«
»Glauben Sie mir, Christopher!« antwortete sie leise.
»Das eine Mal hat gereicht, um mich von der Wahrheit meiner Worte zu überzeugen.« Sie wich einen Schritt von ihm ab. »Ich denke, wir haben jetzt genug geredet. Ich weiß, dass ich Recht habe. Ich will unser beider Leben nicht ruinieren.«
Er starrte sie lange an, und angesichts des Schmerzes und der Sehnsucht, die sie in seinen Augen sah, kam sie sich wie geprügelt vor.
»Dann haben Sie Recht. Es gibt nichts mehr zu sagen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag, Miss Tate. Nein, ich kann Ihnen ebenso gut gleich Lebewohl sagen, da es wenig Sinn hat, in der Nachbarschaft zu bleiben. Ich werde morgen nach London zurückkehren.«
Christopher blieb einen Moment lang stehen, als warte er auf etwas, doch Gillian nahm alle Willenskraft zusammen und nickte nur.
Er wandte sich ab, ging zu Zeus und saß auf. Dann galoppierte er die Allee hinunter. Einige Augenblicke später war er Gillians Sicht entschwunden. Sie blieb allein im Sonnenschein stehen und starrte Christopher hinterher.
Erst nach einer Weile kehrte sie ins Haus zurück, wo sie sich im Salon auf ein Settee fallen ließ und reglos sitzen blieb, unfähig, die Verzweiflung zu verdrängen. Tante Louisa traf sie schließlich im Salon an.
»Was machst du hier? Ich dachte, du seist bei Lord Cordray. Ist er fort? Zu dumm, dass er nicht bleiben konnte.
Aber wir sehen ihn ja morgen.«
»Nein«, widersprach Gillian leise und brach in Tränen aus.
»Du hast ihn gehen lassen.« Das hatte nicht wie eine Frage geklungen, doch Gillian nickte.
»Lord Cordray hat dich gebeten, ihn zu heiraten, und du hast ihn zurückgewiesen.«
»Ja, aber… oh, Tante, ich kann keinen Mann heiraten, den ich nicht liebe!«
»Natürlich liebst du ihn«, entgegnete Tante Louisa lächelnd. »Und er liebt dich. Selbst Henry ist aufgefallen, dass ihr euch liebt.«
»Du irrst dich, Tante. Ich kann nicht für Christopher sprechen, aber… oh, also gut, ich gebe zu, dass ich mich sehr zu ihm hingezogen fühle, doch… und das weiß ich zu genau!… ich liebe ihn nicht! Zärtliche Regungen sind mir nicht gegeben«, fügte sie verbittert hinzu.
»Was für ein Unsinn! Hör mir zu, Gillian. Jetzt muss ich dir etwas sagen, worüber ich bisher nie mit dir geredet habe. Ich glaube, wenn deine Eltern nicht so begeistert über die Aussicht gewesen wären, du könntest Kenneth heiraten, einen jungen Mann, der so exzellente Zukunftsaussichten hatte, dann wäre auch ihnen aufgefallen, dass du ihn nicht liebtest. Jedenfalls habe ich dich ihn nie auf diese Weise anschauen sehen, wie du Lord Cordray ansiehst. Du hast Kenneth als Freund gemocht, wie jeder von uns. Aber wie kann eine Frau einen Mann lieben, der versucht, alles das, was ihn zu dem geformt hat, was er ist, zu ändern, nur um den Erwartungen anderer Leute gerecht zu werden?
Viele Frauen hätten ihn lieben können, so wie er war. Du konntest das nicht. Ich muss sagen, auch ich hätte ihn nicht lieben können. Alles, was ich damit zum Ausdruck bringen will, ist, dass du seiner Unzulänglichkeiten wegen keine Schuldgefühle haben darfst. Letztlich hat er die Entscheidung für sich getroffen, und wer weiß? Hätte Gott seine Hand über ihn gehalten, wäre er vielleicht als Held nach Haus zurückgekommen. Möglicherweise hättest du dann den noch größeren Fehler begangen, den armen Teufel zu heiraten, und dadurch das Leben von zwei guten Menschen ruiniert.
Der Punkt ist, dass du ihn nicht geliebt hast, Lord Cordray hingegen schon. Wahre Liebe, Gillian, ist Gottes größtes Geschenk an uns törichte Sterbliche, und es wird uns nicht so oft gemacht, dass wir es uns leisten können, es beiseite zu schieben wie auf dem Markt einen nicht in Frage kommenden Stoff. Meine liebe, liebe Gillian, lass nicht zu, dass diese
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