Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika
ihr teilnahmsvoll die Hand. Schweigend saßen die Mädchen eine Weile nebeneinander, bis Deirdre schließlich gedankenvoll sagte: »Jeffrey und ich können Ihnen vielleicht helfen, Ihre Sache zu verfolgen, Tessa.
Darf ich Tessa zu Ihnen sagen?«
»Natürlich, und das Sie schenken wir uns auch, nicht wahr, Deirdre?« Tessas blaue Augen leuchteten.
In diesem Augenblick erschien ein Diener, um die Mädchen in den Salon zurückzurufen, wo die Damen Tessas Debüt besprachen.
An jenem Abend hatte Lady Penwyck nur den Ball im Kopf, mit dem Tessa in die Gesellschaft eingeführt werden sollte.
»Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin, dass Grace angeboten hat, den Ball bei sich zu veranstalten«, äußerte sie beim Abendessen begeistert, »denn ich wäre nie in der Lage gewesen, alles zu organisieren, und außerdem beneidet die ganze vornehme Welt die Montgomerys um ihren Ballsaal. Ihr herrlicher Landsitz hat einmal dem Duke of Gravewater gehört, weißt du, Tessa. Harrison, mein Lieber, erinnerst du dich noch an Deirdres Debüt letzte Saison? Es war einfach unvergleichlich.«
Lord Penwyck blickte von seinem Teller auf. »Ich nehme an, dass du Miss Darby allen wichtigen Leuten vorgestellt hast, Mutter.«
»Das habe ich. Ich habe sie bei jeder einzelnen Person eingeführt, die auf deiner Liste stand, mein Lieber. Ich bin sie einfach von oben nach unten durchgegangen.«
Schweigend hörte Tessa zu, wie die beiden ihr entree in die Gesellschaft besprachen, als wäre sie gar nicht anwesend. Warum überraschte es sie nicht, dass »der liebe Harrison« maßgeblich daran beteiligt war, dass man sie in der letzten Woche quer durch London geschleppt hatte.
Dachte er, je eher sie jemanden kennen lernte und heiratete, desto schneller verschwände sie aus seinem Haus?
»Und wie steht es mit den Eintrittskarten für Almack’s?«
erkundigte er sich sachlich. »Haben genügend Patronessen nichts auszusetzen gefunden?«
»In der Tat«, verkündete Lady Penwyck freudestrahlend.
»Lady Cowper und die anderen waren recht beeindruckt.«
Sie lächelte Tessa an. »Du erinnerst dich doch an Lady Cowper, meine Liebe. Sie war die hübsche dunkelhaarige Dame, die sich bei Gräfin Lieven mit dir unterhalten hat.«
Tessa erinnerte sich tatsächlich an die hübsche Frau. Ihr fiel auch wieder ein, wie befremdlich sie es gefunden hatte, als Gräfin Lieven sich eingehend nach ihrer Vergangenheit erkundigte.
»Ich habe schon befürchtet, es könnte Schwierigkeiten geben«, sagte Lady Penwyck gerade, »doch dann kam die liebe Lady Sefton und hat die anderen überzeugt. Natürlich habe ich Lady Castlereagh darauf hingewiesen, wer Tessas Mutter war, und als sie sich dann tatsächlich daran erinnerte, dass sie Tessas Vater ebenfalls kannte und sogar auf ihrer Hochzeit war, war alles in Ordnung.« Lady Penwyck wandte sich an Tessa. »Habe ich dir nicht erzählt, dass wir alle ein wenig in deinen attraktiven Papa verliebt waren?«
Sie lachte fröhlich. »Captain Benning war der dritte Sohn eines Viscount«, informierte sie ihren Sohn.
»Soso.« Lord Penwyck warf Tessa einen prüfenden Seitenblick zu. »Anscheinend konnten Sie einen Erfolg für sich verbuchen, Miss Darby.«
Tessa hatte keine Ahnung, was sie getan hatte, um sich den Beifall Seiner Lordschaft zu verdienen. Natürlich hatte sie viele Damen fast ehrfürchtig von Almack’s sprechen hören, doch da sie nicht den geringsten Wunsch verspürte, dort hinzugehen, hatte sie sich nicht weiter damit befasst.
Sie setzte ein Lächeln auf und widmete sich der Fleischpastete und dem Buttergemüse auf ihrem Teller.
Lord Penwyck wandte sich an seine Mutter. »Vermutlich habt ihr euch auf ein Motto für Miss Darbys Ball geeinigt?«
»Aber ja!« Lady Penwyck lachte. »Mir ist natürlich bewusst, dass wir uns mit Deirdres Debütball nicht messen können: Sie hat ihn im ägyptischen Stil gefeiert. Grace hatte auf der Terrasse eine Nachbildung von Kleopatras Nilflotte stehen, und sie hat Zimmerpalmen direkt aus Ägypten importiert. Tessa, erzähl Harrison doch, was wir uns für dich ausgedacht haben.«
Nichts lag Tessa ferner, doch sie schluckte ihren Spargel hinunter und sagte: »Wir wollen die Neue Welt darstellen, eine Art Wildnis.«
»Mit Indianern!« rief Lady Penwyck aus.
»Ja.« Tessa nickte angespannt.
»Nun ja, keine echten Indianer«, führte Lady Penwyck weiter aus. »Wir malen die Dienstboten an, und sie sollen Lederhosen und Federschmuck tragen.«
Tessa senkte die Lider.
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