Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...
Tages kommen.«
Adam hob das Glas an den Mund, aber
dann setzte er es wieder ab, ohne getrunken zu haben. Verdammt, warum mußte er
dauernd zu den Bergen hinüberschauen, die durch das Schneetreiben ohnehin nicht
zu erkennen waren?
»Banner wird ihm gefallen«, meinte
Jeff.
Adams Schultern versteiften sich.
»Klar — warum sollte es ihm anders ergehen als dir?« entgegnete er schroff.
Jeff seufzte ungeduldig und stand
auf, um sich einen Drink einzuschenken. Adams düstere Stimmungen brachten ihn
immer aus der Fassung. »Woran denkst du?« fragte er leise.
»An Papa«, antwortete Adam ruhig.
Jeff bereute jetzt, gefragt zu
haben. Fünf Jahre waren seit dem Unfall vergangen, aber Adam war dabeigewesen,
hatte alles mit angesehen ...
»Es war nicht deine Schuld«, sagte
Jeff rasch. »Warum quälst du dich damit?«
Adam antwortete nicht, aber ein
düsterer Zug erschien um seinen Mund, als er sich umwandte, um sich Bourbon
nachzuschenken.
Es machte Jeff verrückt, den Schmerz
seines Bruders mit anzusehen und ihm nicht helfen zu können. »Verdammt, Adam,
es ist Jahre her! Ich kann deine Trauer verstehen, aber . .«
»Halt den Mund!« fiel Adam ihm ins
Wort. »Du hast ja keine Ahnung! Du weißt nicht, was ich denke oder fühle, also ...«
Jeff sprang empört auf. »Armer
Adam!« höhnte er. »Laßt uns alle mitleiden für ihn! Und der Himmel möge
verhindern, daß einer von uns ein bißchen Freude hat!«
Eine schreckliche Wut erfaßte Adam. Er
ließ sein Glas fallen und stürzte sich mit einem unterdrückten Aufschrei auf
seinen Bruder.
»Mama!« kreische Melissa entsetzt.
Ein wildes Getöse entstand im Raum.
Katherine Corbin stand auf, nahm ihre berüchtigte Pferdepeitsche vom Haken
hinter ihrem Schreibtisch und ging drohend auf Jeff und Adam zu.
Ihre beiden Söhne rollten sich auf
dem Teppich wie zwei ganz gewöhnliche Raufbolde, und es war schwer zu sagen, wo
Adams Glieder begannen und Jeffs aufhörten.
Katherine hob die lange Peitsche und
ließ sie einmal warnend durch die Luft zischen.
Augenblicklich war der Zweikampf
beendet. Ihre Söhne rappelten sich beschämt auf. Adams Unterlippe blutete, Jeff
hatte ein blaues Auge.
»Wenn ihr euch schon schlagen müßt,
dann geht bitte hinaus«, erklärte ihre Mutter würdevoll.
Adam und Jeff verbeugten sich vor
ihr, tauschten einen wütenden Blick aus und verließen wortlos den Raum.
Katherine schüttelte den Kopf, als
der Kampf im Garten weiterging, und setzte sich an den Schreibtisch zurück, um
ihre Rede zu beenden, die sie in Kürze vor dem Senat zu halten gedachte.
Keith Corbin fror und war todmüde, und
das letzte, was er als Begrüßung bei seiner Heimkehr erwartete, war ein
Faustkampf im Petunienbeet.
Er blieb stehen und schaute zu, wie
Jeff rückwärts an ihm vorbeitaumelte und hart gegen eine Stechpalme stieß.
Jeff heulte wütend auf, senkte den
Kopf wie ein gereizter Stier und stürzte sich von neuem auf Adam, der den Halt
verlor und hart in einem anderen Beet landete, wo im nächsten Frühjahr Tulpen
und Iris blühen würden.
Keith spreizte die Hände und schrie:
»Hurra, ich bin zu Hause!«
Beide Brüder hinkten auf ihn zu, um
ihn zu begrüßen.
Am nächsten Morgen hielt Adams Zweisitzer vor Dr.
Hendersons Haus, und Banner eilte erfreut zur Tür, um ihn einzulassen.
Aber ihr Lächeln verblaßte, als sie
sein Gesicht sah. Seine Unterlippe war aufgesprungen und geschwollen, und er
hatte ein blaues Auge. War er etwa doch in diesen schmutzigen Saloon
zurückgekehrt und hatte sich mit den Seeleuten geprügelt? Falls es so sein
sollte, konnte er sich auf ein zweites blaues Auge gefaßt machen ...
»Adam Corbin ...« begann sie
drohend.
Er hob die Hand. »Fang bloß nicht
an, O'Brien.«
Jenny drängte sich an Banner vorbei
und pfiff anerkennend. »Jeff scheint von den Sieben Meeren zurückgekehrt zu
sein!«
»Sei still!« knurrte Adam.
Jenny stieß einen Schrei aus, der
ihn zusammenfahren ließ. »Er hat dich besiegt!«
»Das ist nicht wahr«, widersprach
Adam schmollend wie ein kleiner Junge.
Banner kniff die Lippen zusammen, um
nicht zu lachen. »Komm herein und laß dich ansehen«, forderte sie Adam auf.
Sein Blick glitt mit widerwilliger
Bewunderung über ihren schwarzen Satinrock und die gestärkte weiße Bluse, bevor
er sich von Banner und Jenny in die Küche ziehen ließ.
Dort schob Banner ihn zu einen Stuhl
und untersuchte seine aufgeplatzte Lippe. »Es hätte genäht werden müssen«,
meinte sie stirnrunzelnd.
Adam versteifte
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