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Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

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derartigen Anlässen
ein. Da sie im Freien abgehalten werden, kann sie darauf verzichten, später ihr
Silberbesteck zu zählen.«
    Aus Verlegenheit wechselte Banner
das Thema. »Wie geht es Dr. Henderson?«
    »Besser. Und wie geht es Ihnen?«
    Banner gab eine unverbindliche
Antwort, als sie Jeff zu ihnen herüberkommen sah. Um die zu erwartende Konfrontation
zu vermeiden, verabschiedete sie sich rasch von Mr. Royce und lief ihrem Freund
entgegen.
    »Was wollte er von dir?« fragte Jeff
stirnrunzelnd. Banner verzog entnervt das Gesicht. »Du liebe Güte, er hat mir
nur >Guten Tag< gesagt!«
    Jeff nickte widerwillig.
»Entschuldige«, sagte er widerstrebend.
    Banner lächelte ihn an. »Könnten wir
uns eine Weile ans Feuer stellen? Mir ist eiskalt.«
    Am Feuer sprach Banner mit Jenny,
während Jeff sich anbot, heiße Schokolade zu besorgen. Aber Dr. O'Briens Herz
war weit, weit weg — irgendwo in den fernen Bergen, wo Adam seine Geliebte
besuchte.
    Gegen Mittag brachte Adam den Schlitten
zum Stehen. Es herrschte eine unheimliche Stille im Wald, die nur vom Schnauben
der ermüdeten Pferde unterbrochen wurde.
    Adam schrie, und sein Atem bildete
eine weiße Wolke in der kalten Luft. Es kam keine Antwort.
    Eine vertraute Furcht schnürte ihm
die Kehle zu, aber er schüttelte sie trotzig ab. Sie mußten irgendwo in der
Nähe sein und warten. Sie wußten, daß er kam.
    Adam fand die kleine Blechtasse und
den Metallbecher mit Kaffee im Proviantkorb. Nachdem er sich Kaffee eingeschenkt
hatte, zog er eine flache Silberflasche aus einer Rocktasche und gab einen
großzügigen Schuß Brandy hinein.
    Fünfzehn oder zwanzig Minuten später
fütterte er die Pferde mit dem mitgebrachten Hafer und rief von neuem. Und
diesmal wurde sein Ruf beantwortet.
    Er setzte die Kaffeetasse ab, holte
die Lebensmittel aus dem Schlitten und brachte sie zu einer schneefreien Stelle
unter den weit ausladenden Ästen einer großen Fichte. Dann hockte er sich zum
Warten auf den weichen Waldboden und lehnte sich gegen den mächtigen
Baumstamm. Manchmal zeigten sie sich; manchmal nicht.
    Diesmal kamen sie nicht. Nach einer
weiteren halben Stunde Wartens ließ Adam prüfend seinen Blick über die
Bergkette gleiten, stand auf und ging ärgerlich zum Schlitten. Das leise
Klingeln der Glöckchen am Geschirr ließ ihn an O'Brien denken, und plötzlich
sehnte er sich mit einer Intensität nach ihr, die schon fast an Schmerz
grenzte.
    Hinzu kam seine Verzweiflung. Wieder
öffnete er die Silberflasche und trank diesmal direkt aus ihr, schluckte den
Brandy in gierigen Zügen, die ganz allmählich sein Bewußtsein und den Schmerz
einschläferten.
    Und als die Qual zurückkam, ertrug
er sie.
    Der Weihnachtsbaum der Corbins
schimmerte und glitzerte, obwohl keine Kerzen an den Zweigen brannten. Der
Schmuck des Baumes bestand aus zierlichen silbernen Ornamenten und glänzenden
Spiralen aus Gold- und Silberfolie, ergänzt von bunten Seidenbändern und einem
phantastischen goldenen Stern, der die Baumspitze krönte.
    Banner legte ihre hübsch
eingepackten Geschenke unter die Zweige zu den anderen Päckchen und trat
zurück, um den festlich geschmückten Baum zu betrachten. Es war ein gutes
Gefühl, wieder Christi Geburt feiern zu können und Menschen zu haben, denen sie
etwas schenken konnte.
    »Sind deine Zehen inzwischen
aufgetaut? Meine nicht.«
    Banner erschrak. Sie hatte geglaubt,
allein im Salon zu sein, aber nun sah sie Keith, der in einem Sessel am Kamin
saß, die nackten Füße dicht am Feuer.
    Sie lächelte nachsichtig. Im Haus
war es still. Die ganze Familie hatte sich nach der Party in die Kirche
begeben, um die Mitternachtsmesse zu feiern. »Mir ist angenehm warm, danke.«
    Keith erhob sich galant und deutete
einladend auf den Sessel neben sich. Als Banner sich gesetzt hatte, nahm auch
er wieder Platz.
    »Warum bist du nicht mit den anderen
in die Kirche gegangen, Banner?«
    Obwohl sie innerlich wie erstarrt
war vor Schmerz, weil Adam noch nicht aus den Bergen zurückgekommen war, zuckte
sie betont gleichmütig die Schultern.
    »Bist du etwa eine Ungläubige, wie
ich?«
    Banner dachte an ihre Scheidung von
Sean. »Das kann schon sein«, sagte sie ausweichend.
    »Fragst du dich nicht, warum jemand,
der in einer streng katholischen Familie aufwuchs, Methodistenprediger
geworden ist?«
    Banner schüttelte den Kopf. »Das ist
nicht meine Angelegenheit. Aber ich habe eine andere Frage: Warum habt ihr
keine Kerzen auf dem Baum?«
    Keith lachte über ihren

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