Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...
Dutzend Gäste waren schon da, als Melissa und Banner
eintrafen, und ein großes, munter flackerndes Feuer verbreitete Wärme und
Festtagsstimmung.
»Ist es jedes Weihnachten so?«
fragte Banner Jeff, der sich angeboten hatte, ihr bei ihren ersten Versuchen
zur Seite zu stehen. Er sah sehr attraktiv aus in seinem blauen Wollrock und
den dunklen Hosen.
»Wenn es kalt genug ist, ja«,
antwortete er.
In diesem Augenblick glitt Katherine
am Arm von Francelles Vater, dem Senator, vorbei.
»Ich dachte, sie mag ihn nicht«,
flüsterte Banner Jeff verstohlen zu.
Er nickte schmunzelnd. »Sie findet
ihn anmaßend und arrogant«, vertraute er Banner an. »Aber sie will erreichen,
daß das Frauenwahlrecht in die Gesetzgebung aufgenommen wird.«
»Wird es dazu kommen? Was meinst
du?«
Jeff dachte kurz nach. »Es wäre
möglich. Aber falls das Gesetz durchkommt, wird es sehr starke heftige Proteste
in der Öffentlichkeit hervorrufen.«
Banner runzelte die Stirn. »Ich
begreife nicht, warum die Leute sich darüber aufregen sollten. Immerhin ...«
Jeff hob eine Hand. »Warte! Mich
brauchst du nicht zu überzeugen, Banner. Glaub mir, ich bin auf eurer Seite.«
Sie waren stehengeblieben und
schauten sich an. »Obwohl als Folge dieses neuen Gesetzes Alkohol und Prostitution
verboten werden könnten?«
Jeff lächelte vielsagend. »Alkohol
kann ins Land geschmuggelt werden«, meinte er spöttisch. »Und ein Mann bräuchte
kein Bordell aufzusuchen, wenn er ...«
Banner errötete und entfernte sich
rasch von ihm.
»Wenn er eine Frau hätte!« schrie
Jeff ihr nach, und dann war er wieder an ihrer Seite und lenkte sie lachend
durch die Menge der schlittschuhlaufenden Gäste.
Banner bemühte sich, die amüsierten
Blicke der anderen Läufer zu übersehen. »Viele dieser Männer haben Frauen!«
zischte sie wütend. Nach ihren Erfahrungen mit Sean wußte sie sehr gut, wovon
sie sprach. »Und gehen trotzdem ins Bordell!«
»Wenn ich eine Frau habe, werde ich
ihr treu sein«, erklärte Jeff ernst.
»Das sagst du jetzt!« versetzte
Banner gereizt, und für einen Moment empfand sie wieder die alte Qual, die sie
bei Sean ausgestanden hatte.
Jeff brachte Banner erneut zum
Stehen und zwang sie, ihn anzusehen. »Jemand hat dich sehr verletzt, nicht
wahr, Banner?«
Sie nickte stumm.
»Wer?«
»Das kann ich dir nicht sagen«,
flüsterte sie unglücklich. »Nicht jetzt, jedenfalls. Bitte, Jeff.«
Er berührte ihre Wange und nickte.
»Schon gut, Banner, schon gut.«
»Danke.«
»Banner!« Melissa stoppte in einer
beeindruckenden Schleife vor ihnen und schaute sie mit glänzenden Augen an.
»Komm mit — ich brauch' dich.«
»Was ist?«
Melissa warf einen vielsagenden
Blick auf ihren Bruder und verzog das Gesicht. »Muß ich das jetzt erklären? Ich
brauche dich einfach, das ist alles!«
Banner folgte ihrer jungen Freundin
über einen schmalen Pfad in den Wald, was nicht ganz einfach war mit
Schlittschuhen an den Füßen. »Was ...?«
Hinter einem Haselnußbaum ging
Melissa in die Hocke. »Hättest du das nicht allein gekonnt?« erkundigte sich
Banner gereizt.
»Natürlich nicht«, entgegnete
Melissa fröhlich. »Frauen müssen solidarisch sein.«
»Du lieber Himmel!« stöhnte Banner.
Melissa zog ihre lange,
spitzenbesetzte Unterhose hoch und richtete ihren roten Wollrock. »Magst du
Jeff?«
Banner verdrehte die Augen. »Ja. Du
etwa nicht?«
»Natürlich, du Gans!« kicherte
Melissa. »Er ist schließlich mein Bruder. Aber magst du ihn genug, um ihn zu
küssen oder so?«
»Nein!«
»Gut.«
»Was soll das heißen — gut?«
Sie gingen zum Teich zurück.
»Ich möchte, daß du Adam heiratest«,
verkündete Melissa so gelassen, daß Banner lachen mußte.
»Aha. Ich verstehe.«
Melissa schaute sich stirnrunzelnd
nach ihr um. »Ob er dich immer noch >O'Brien< nennen würde, wenn du seine
Frau wärst?«
»Ja«, antwortete Banner mit
Überzeugung und einem wehmütigen Gefühl im Herzen. »Oder Corbin.«
Melissa schmunzelte. »Du hast
recht«, sagte sie und glitt davon, als sie den Rand des Teichs erreichten. Banner
starrte ihr ärgerlich nach.
»Hallo!« Temple Royce war unvermutet
hinter Banner aufgetaucht.
Banner erwiderte nichts. Sie war
sehr erstaunt, Mr. Royce auf dieser Party zu begegnen, nachdem sie Jeffs
Einstellung ihm gegenüber kannte.
Mr. Royce spreizte die Hände, die in
eleganten Lederhandschuhen steckten. Irgendwie schien er Banners Gedanken
erraten zu haben. »Mrs. Corbin lädt die ganze Gemeinde zu
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