Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...
welche Freude es Meredith machen würde, überall brühwarm von
dieser Auseinandersetzung herumzuerzählen. »Wir sprechen später darüber«,
entgegnete sie mit Würde.
»Aber ganz anders, als du denkst«,
erwiderte Jeff.
Meredith platzte fast vor Neugierde,
aber sie tat, als habe sie nichts gehört. »Blau müßte Ihnen sehr gut stehen,
Frances ...«
»Ich hasse es, Frances genannt zu
werden«, fiel Fancy ihr ins Wort. Sie wußte, daß dies unhöflich war, aber es
tat ihr einfach gut.
Aber dann spürte sie Jeffs Blick und
bekam eine Gänsehaut vor Schreck.
In diesem Augenblick kam die Kutsche
zum Stehen, und Herbert öffnete die Tür.
»Ich wäre dir dankbar, wenn du deine
Prinzipien nicht vergessen würdest«, flüsterte Fancy ihrem Mann besorgt zu, als
beide ausgestiegen waren und Herbert ihnen Hershels Käfig übergeben hatte.
»Auf Wiedersehen, Frances!« rief
Meredith heiter. »Bis morgen!«
Wütend streckte Fancy der
abfahrenden Kutsche die Zunge heraus.
»Welche Prinzipien meinst du?«
erkundigte sich Jeff, als er Fancy am Ellbogen nahm und mit ihr auf ein imposantes
zweistöckiges Haus zuging.
Fancy war sich bewußt, daß sie auf
dünnem Eis wandelte, aber Jeffs Zweifel an ihrer Fähigkeit, allein ihre
Garderobe aussuchen zu können, hatten sie schwer gekränkt. »Recht hast du?«
versetzte sie schroff. »Wie bin ich bloß auf die Idee gekommen, du könntest
überhaupt Prinzipien haben?«
»Einige von ihnen sind im Moment
einer schweren Prüfung unterworfen!« antwortete Jeff, während er wütend an der
Türglocke riß. »Vor allem mein Vorsatz, dir nicht den Hintern zu versohlen!«
Die Haustür ging auf, bevor Fancy
antworten konnte. Eine rundliche Frau mittleren Alters trat auf die Schwelle
und blickte Jeff überrascht an. »Jeff! Du liebe Güte, sind Sie es wirklich?«
»Ich glaube ja, Miriam«, erwiderte
er lächelnd, »obwohl ich im Augenblick auch nicht ganz sicher bin.«
Miriam lachte entzückt und trat
zurück. »Walter!« rief sie, als Jeff seine junge Braut ziemlich unsanft über
die Schwelle schob. »Sieh mal, wer hier ist! Der kleine Jeffrey!«
Fancy mußte lachen. »Der kleine
Jeffrey«, wiederholte sie kichernd und erntete dafür einen bösen Blick ihres
Gatten.
Dann schlang er blitzschnell einen
Arm um ihre Taille, hob sie hoch und trug sie zur Treppe. Fancy war tödlich
beschämt.
»Jeffrey Allen Corbin«, sagte Miriam
streng, »lassen Sie die junge Dame augenblicklich los!«
Und zu Fancys größter Überraschung
gehorchte Jeff.
Zwölf
Etwas unsicher schaute Fancy von Miriam
zu Jeff. Weil sie wußte, daß alles, was sie sagte, ihre Lage nur verschlimmern
konnte, preßte sie die Lippen zusammen und schwieg.
»Was geht hier vor?« wollte Miriam
wissen.
Jeff machte ein wütendes Gesicht,
antwortete jedoch in einigermaßen höflichem Ton: »Miriam, das ist Frances,
meine Frau.«
»Fancy«, wagte seine Frau
einzuwenden.
»Deine Frau!« Miriam klatschte
begeistert in die Hände. »Und da haben wir die ganze Zeit gedacht, du wärst mit
dem Meer verheiratet! Walter! Walter — Jeff hat geheiratet!«
Jeff verdrehte die Augen, und Fancy
kicherte verhalten. Walter, ein weißhaariger Mann mit klaren blauen Augen und
einem auffallendem Hinken, kam in die Halle. »Was hast du gesagt?« Er blieb
stehen. »Keith!«
»Nein, es ist Jeffrey«, berichtigte
Miriam ihren Mann geduldig. »Und er hat seine hübsche Braut mitgebracht! Ist
sie nicht bezaubernd, Walter?«
»Braut?« rief Walter entzückt.
»Siehst du, Miriam, ich habe dir ja immer gesagt, daß die jungen Corbins zu
sehr auf ihren Vater kommen, um ewig Junggesellen zu bleiben!«
Fancy unterdrückte erneut ein Kichern,
aber sie konnte nicht widerstehen und blickte verstohlen zu Jeff hin. Er kochte
vor Wut.
»Wir haben Hunger«, sagte er
unfreundlich, dann packte er Fancy am Arm und steuerte sie auf die Treppe zu.
»Bringt uns bitte so schnell wie möglich etwas hinauf.«
»Aber sicher, Jeffrey«, antwortete
Miriam ungerührt. »Stell sich das einer vor — unser Jeffrey verheiratet!«
»Ja, stell sich das einer vor!«
murmelte Fancy und grinste.
Jeffs Griff um ihren Arm wurde
fester. »Erstaunlich, was?« brummte er. Dann zog er Fancy hinter sich die
Treppe hoch, durch einen langen Flur, bis sie schließlich den größten Raum
betraten, den Fancy je zu Gesicht bekommen hatte.
Das Bett war riesig, ein Himmelbett
mit vier Pfosten. Drei große Fenster reichten vom Boden bis zur Decke, die
Vorhänge waren aus schwerem Samt.
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