Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...
Isabella
nebenan ihren täglichen Pflichten nachging.
Jeff senkte den Kopf und knabberte
an ihrem Ohrläppchen. »Heute nacht«, flüsterte er, und es klang wie ein
sinnliches Versprechen.
Fancy dachte nicht mehr daran, zu
fragen, wie sie an diesem abgelegenen Ort einen Zug nach Spokane finden
sollten, sondern drehte sich um und ergriff die Flucht.
Eine halbe Stunde später bestiegen
sie Eustis' Wagen, der sie zu Fancys Überraschung quer durch das Weizenfeld zu
Eisenbahnschienen brachte, wo schon einige andere Leute versammelt waren und
auf den Zug warteten.
Jeff dankte Eustis, hob Fancy vom
Wagen und nahm Hershels Käfig heraus. Ein schrilles Pfeifen kündigte die
Ankunft des Zuges an.
Die Lokomotive hielt mit
kreischenden Bremsen, und Fancy war erleichtert, als die beiden Farmerehepaare
einstiegen und die Frauen nicht mehr auf ihr frei auf die Schultern fallendes
Haar und ihr sternenbesetzes Kleid starrten. Mit Jeffs Hilfe stieg sie ein,
dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung.
»Was hast du?« fragte Jeff, als sie
ihre Plätze eingenommen hatten. »Du bist ganz rot im Gesicht!«
»Diese Frauen haben mich die ganze
Zeit angestarrt«, antwortete Fancy verdrossen.
»Ihre Männer auch«, entgegnete Jeff
achselzuckend.
Fancy blickte aus dem Fenster auf
die vorüberziehende Landschaft. »Ich hasse es, wenn die Leute mich anstarren«,
murmelte sie und dachte mit Schrecken daran, was sie in dieser Hinsicht in
Spokane erwarten mochte.
Jeff drehte ihr Gesicht sanft zu
sich herum. »Frances, die Leute starren dich an, weil du so schön bist.«
Heiße Tränen stiegen ihr in die
Augen. »Weil ich anders bin, meinst du wohl!« antwortete sie. »Weil ich ein
alber nes Kleid mit Sternen trage, und weil ich mein Haar nicht aufstecken
konnte und ...«
»Du hast Angst, nicht wahr?«
unterbrach Jeff sie ruhig. Lügen wäre sinnlos gewesen. Fancy nickte.
»Warum?«
»Weil ich keine Dame bin! Die Leute
werden sich fragen, was Jeff Corbin veranlaßt hat, eine solche Frau zu
heiraten!«
Jeff schüttelte lachend den Kopf und
küßte Fancy auf die Stirn. »Nein, sie werden sich fragen, womit ich soviel
Glück verdient habe!« Er machte eine Pause, um Fancy das Haar aus der Stirn zu
streichen. »Du wirst alles haben, was du dir wünschst, Fancy, dafür werde ich
sorgen. Schmuck, Kleider — alles, was dein Herz begehrt.«
Anstatt sich über seine Worte zu
freuen, fühlte Fancy sich gekränkt. Glaubte er wirklich, Luxus sei alles, was
sie sich wünschte? War ihm denn nicht bewußt, daß sie seine Liebe brauchte?
Und daß sie Kinder haben wollte?
»Ich möchte ein Baby haben«, sagte
sie, um seine Reaktion zu testen.
»Ich gebe mir die größte Mühe«,
erwiderte Jeff grinsend. Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie
zärtlich an sich.
Fancy versuchte, sich auf Spokane zu
freuen. Sie war sicher, daß sie ein prächtiges Haus beziehen würden, in dem für
Bücher und Unterhaltung gesorgt war. Hübsche Kleider erwarteten sie, elegante
Gesellschaften, neue Leute ...
Und sehr viel Klatsch. Lange konnte
es nicht dauern, bis die Leute herausfanden, daß Frances Marie Corbin nicht aus
ihren Kreisen stammte. »Jeff Corbin hat eine Varietékünstlerin geheiratet«,
würden sie sagen. »Stellt euch vor, sie trug ein Kleid mit aufgenähten
Sternen!«
Fancy lehnte ihr Gesicht an Jeffs
Schulter und versuchte zu schlafen, um ihre Ängste zu vergessen.
»Jeffrey Corbin! Was für eine
Überraschung!«
Der schrille Ausruf schien zunächst
ein Teil von Fancys Traum zu sein, aber als sie die Augen öffnete, sah sie, daß
die Sprecherin leider nur allzu wirklich war.
Eine bezaubernd schöne Frau mit
tizianrotem Haar hatte sich Jeff gegenüber niedergelassen und schaute ihn
verzehrend an. »Hallo, Meredith«, grüßte Jeff sie gelassen.
Die schöne Meredith bedachte ihn mit
einem strahlenden Lächeln, und Fancy kam sich völlig ausgeschlossen vor. »Sag
mir, Darling, bist du etwa auf dem Weg nach Spokane?« fragte sie begeistert.
Fancy hatte den Eindruck, daß Jeffs
Arm nicht mehr so fest um ihre Schulter lag wie vorher ...
»Ja, Meredith«, antwortete er. »Wir
sind auf dem Weg nach Spokane.«
Meredith machte große Augen;
anscheinend merkte sie erst jetzt, daß Jeff nicht allein war. Ihr Blick glitt
zu Fancys ringloser linker Hand, bevor sie sie verbergen konnte. »Meredith
Whittaker«, stellte sie sich kurzangebunden vor.
Fancy straffte die Schultern.
»Frances Corbin«, erwiderte sie, und der Ausdruck, der auf
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