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Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Titel: Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt... Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu glauben, daß dies eine Frau war, die freie Liebe
praktizierte. Sie wirkte so unschuldig, so jung. So verwundbar.
    Keith wandte sich abrupt ab. Daß er
mit Tess Bishop schlafen würde, war unvermeidlich für ihn; er wußte, daß er es
tun würde, und zwar schon bald. Aber jetzt wollte er sie schlafen lassen und
sich vorstellen, daß sie all das war, was sie zu sein schien ...
    Er zündete ein Lagerfeuer an,
schirrte den Maulesel aus und band ihn auf einer Lichtung an. Dann brachte er
ihm Wasser aus einem in der Nähe fließenden Bach und gab ihm einen Eimer Hafer
aus dem Wagen.
    Er kochte gerade Kaffee und machte
sich Gedanken über das Leben, als Tess erschien, verschlafen und kindlicher
als je zuvor. Ihr Baumwollkleid war zerdrückt; ihr Haar fiel ihr wie ein
schimmernder Vorhang bis auf die Hüften.
    Ich liebe dich, dachte er, um dann
entsetzt in seinen Gedanken innezuhalten. Nein, das ist nicht wahr — ich habe
Amelie geliebt. Und ich werde Amelie immer lieben.
    »Guten Morgen«, sagte Tess gähnend
und legte eine Hand über ihren Mund. »Wo sind wir?«
    Keith lächelte belustigt, was
erstaunlich war, wenn man die beinahe hysterische Erregung bedachte, die sich
in ihm aufbaute ... »In Oregon«, erwiderte er.
    Anscheinend gehörte Tess zu den
Leuten, die eine Zeitlang brauchten, um richtig aufzuwachen. »Das weiß ich!«
meinte sie verärgert und hockte sich auf einen Baumstumpf beim Feuer. »Ich
meinte, wie weit ist es noch bis Portland?«
    »Zwei Tage.« Ein boshafter Zug in
ihm veranlaßte ihn, hinzuzufügen: »Und zwei Nächte.«
    Tess errötete und schlug die Augen
nieder, ohne etwas zu erwidern.
    »Praktizieren Sie wirklich freie
Liebe, Tess?« fragte Keith und hätte sich im gleichen Moment dafür ohrfeigen
mögen.
    Tess wich seinem Blick nicht aus,
aber eine heiße Röte stieg in ihre Wangen.
    »Ja«, behauptete sie trotzig.
    »Ich glaube, Sie lügen.« Es war eine
Vermutung, mehr nicht, und im Grunde ärgerte Keith sich, das Thema überhaupt
angeschnitten zu haben.
    Ihre Unterlippe begann zu zittern.
Tess wußte so gut wie er, was geschehen würde, und schien sehr verängstigt.
Oder bildete er sich das vielleicht nur ein, und ihre Zurückhaltung war darauf
zurückzuführen, daß sie ihn weniger attraktiv fand als frühere Liebhaber?
    Ein empörender Gedanke.
    »Nun?« beharrte Keith schroff.
    Tess wandte den Blick ab. »Ich will
nicht darüber reden. Ich habe Hunger.«
    Froh, etwas zu tun zu haben, stand
er auf und holte ein Stück trockenes Brot und einige verschrumpelte Äpfel aus
dem Wagen.
    Tess rümpfte ihre hübsche kleine
Nase.
    »Was hatten Sie anderes erwartet?
Eier und Speck?« fragte er. »Willkommen auf der Straße, kleine Tess.«
    Sie verzog das Gesicht, aber dann
verspeiste sie doch mit verblüffendem Appetit ihren Anteil an dem Brot und zwei
der Äpfel. Danach verschwand sie in den Büschen am Bach und blieb so lange
fort, daß Keith sich beinahe auf die Suche nach ihr gemacht hätte.
    Als Tess zurückkam, war ihr Gesicht
noch feucht und rot vom kalten Bachwasser. Ihr langes Haar hatte sie ordentlich
aufgesteckt.
    Keith maß sie mit einem langen
Blick, um dann entschlossen auf sie zuzugehen und ihr Haar zu lösen, bis es
ihr wieder in schimmernden Wellen auf die Schultern fiel.
    Er fand es ganz natürlich, Tess zu
küssen, und tat es auch, anfangs nur ganz zart, doch dann mit einer Leidenschaft,
die nicht mißzudeuten war. Tess schwankte plötzlich oder war er selbst auf
einmal nicht mehr so standfest? Keith hätte es nicht sagen können.
    Die Gefühle, von denen Tess in
diesem Augenblick überwältigt wurde, waren machtvoll wie ein Sturm, ließen
ihre Knie weich werden und sie haltsuchend nach Keith' Schultern greifen. Als
er seine Lippen von ihr löste, war es fast, als hätte er ihr etwas genommen, um
es für immer zu behalten.
    »Lieber Gott«, flüsterte sie
betroffen.
    »Genau das denke ich auch«,
erwiderte er und hob sie auf die Arme, um sie zu seinem Wagen hinüberzutragen.
    Irgendwie gelangten sie hinein; Tess
hätte nicht sagen können, wie. Sie konnte kaum atmen, geschweige denn denken.
    Im Wagen herrschte Halbdunkel. Keith
schloß die Tür und zündete eine Lampe an.
    Tess fürchtete sich ein wenig, und
doch kam es ihr so vor, als sei sie für diesen Augenblick geboren worden, was
immer auch geschehen mochte ... Denn trotz ihrer recht unkonventionellen
Erziehung und der gewagten Romane, die sie verschlang, wußte sie nicht, was sie
jetzt zu erwarten hatte.
    Keith näherte

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