Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
wollen«, gab er nach.
»Gut.« Die Antwort beruhigte Keith
ein bißchen, veranlaßte ihn sogar zu einem Lächeln. Seine Rückantwort bestand
aus zwei Worten, nicht mehr, und veranlaßte den Postbeamten, laut aufzustöhnen.
Aber er schickte sie widerspruchslos ab.
»Ich werde meinen Job verlieren!«
prophezeite er düster.
Kurz darauf kam die Antwort herein.
»Danke, aber ich liebe meine Frau.
Adam und ich sehen Dich morgen im Grand Hotel. Die Nummer des Zimmers kennst
Du. Jeff.«
Es war zu einem Spiel geworden.
Keith lächelte böse, lehnte sich an den Schreibtisch und diktierte seine Antwort.
»Ich will mein Geld, ihr Bastarde.
Habt ihr nichts Besseres zu tun, als in der Bank herumzuhängen?«
Die nächste Botschaft war wie folgt: »Ihr seid beide Idioten. Wißt ihr nicht, daß das Geld kostet? Ich werde
veranlassen, daß Du Deine Zahlungen bekommst, und ich freue mich schon darauf,
Dir den Hals zu brechen. Adam.«
»Dann tu es, großer Bruder. Keith.«
»Das werde ich, kleiner Bruder.
Adam.«
Der Postbeamte war inzwischen einem
hysterischen Anfall nahe. »Mr. Corbin, ich muß Sie bitten ...«
Er tat Keith leid, und so bezahlte
er seinen Anteil an dem telegraphischen Streitgespräch und sagte beim Abschied:
»Ich werde in der Corbin-Suite im Grand Hotel sein. Wenn Sie von neuem
Nachricht von meiner Bank erhalten, schicken Sie mir sofort einen Botenjungen
vorbei.«
Dann fuhr Keith zähneknirschend zum
elegantesten Hotel in ganz Portland. Er nahm die Suite seiner Mutter nicht gern
in Anspruch, aber was blieb ihm anderes übrig, ohne einen Pfennig Geld? Auf
diese Weise hatten er und Tess wenigstens ein Dach über dem Kopf und konnten
ihre Mahlzeiten auf die Rechnung setzen lassen.
Er fuhr also zum Grand Hotel und
belegte die Suite. Nur für Tess. Ausschließlich für Tess.
Tess saß auf den Eingangsstufen und sah
schrecklich einsam und verlassen aus. Bei ihrem Anblick vergaß Keith den
Streit mit seinen Brüdern, stieg rasch vom Bock und rannte auf Tess zu.
»Was ist passiert?« fragte er,
während er vor ihr niederkniete und schon das Schlimmste befürchtete.
Tess' schönes, elfenhaft zartes
Gesicht war tränenüberströmt.
»Er ist gekommen und hat sie
abgeholt. Er ist hier, Keith. Er ist hier!«
Keith nahm kopfschüttelnd ihre
Hände. »Wer ist hier, Kleines? Sag es mir!«
»Asa . Asa Thatcher ... Er hat meine
Mutter ...«
Keith zog sie auf die Beine und sah,
daß sie schwankte und ihr Gesicht völlig blutleer war. »Er ist dein Vater,
nicht?«
Tess nickte abwesend. »Keith, sie
war nicht kräftig genug, um fortzugehen ... Vielleicht hat er sie in irgendeine
schreckliche Anstalt gesteckt ...«
Keith dachte rasch nach. »Haben sie
keine Nachricht für dich hinterlassen?« fragte er, während er Tess auf den
Kutschbock hob.
»Ich soll sie im Grand Hotel
treffen. Suite Siebzehn.«
Das erinnerte Keith wieder an das
bevorstehende Rendezvous mit seinen Brüdern, ebenfalls im Grand Hotel, und er
runzelte die Stirn. Verdammt, wie er es haßte, nachgeben zu müssen und auf Adam
und Jeff zu warten wie ein gescholtenes Kind! »Dann ist es doch ganz einfach,
Tess«, sagte er brüsk. »Wir fahren ins Grand Hotel und reden mit Thatcher.«
Tess starrte nur stumm vor sich hin
und preßte die Lippen zusammen.
Sie war so zart und zerbrechlich, seine
Olivia. Was natürlich nicht anders zu erwarten ist, nach allem, was sie durchgemacht
hat, dachte Asa mitleidig.
Sie saß ihm in einem
samtgepolsterten Sessel gegenüber und schaute sich so scheu in der eleganten
Suite um, als erwartete sie, daß sie sich jeden Augenblick in Luft auflösen
müßte.
»Träume ich wirklich nicht?« fragte
sie schüchtern.
Asa hätte am liebsten geweint. Oder
laut geschrien vor Freude. Aber vor allem wollte er diese Frau heiraten, bevor
die Umstände sie von neuem trennen konnten. »Nein, mein Liebling. Du träumst
nicht.«
Er hatte ihr längst erklärt, wie es
zu ihrer Trennung gekommen war, aber nun wiederholte er alles geduldig noch
einmal.
»Wir können heiraten?« fragte Olivia
verwundert. Und wieder fragte Asa sich, wie ein solch bezauberndes Wesen, eine
so vielbegehrte Frau wie Olivia einen Mann wie ihn lieben konnte.
»Heute noch, mein Liebling«, sagte
er rauh vor Gefühl. »Heute noch«, stimmte sie zu. »Aber Tess? Was ist mit
Tess?«
Asa seufzte. Er hatte sich schon
einige Gedanken über Tess' beschämende Lage gemacht. »Sie müßte jeden
Augenblick hier eintreffen«, sagte er beruhigend, ohne ihren Begleiter,
Weitere Kostenlose Bücher