Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
Schultern. »Was für eine alberne Frage!«
»Verdammt!« rief er. »Ich war so glücklich! Ich brauchte niemanden!«
»Das ist keine Art, glücklich zu
sein«, widersprach Tess. »Im übrigen warst du nicht glücklich. Überhaupt nicht.
Du hattest dich vor der Welt versteckt. Du warst auf der Flucht, und soweit ich
sehen kann, bist du es noch immer.«
»So? Was weißt du denn schon?«
Wenn er vorher nicht zornig war,
dann war er es jetzt. Und das war Tess ganz recht, denn auch sie war jetzt sehr
aufgebracht. »Ich weiß, wie ich dich verrückt machen kann!« sagte sie böse.
»Ich weiß, wie ich dich zum Betteln und Flehen bringen kann!«
Darauf folgte ein schrecklich langes
Schweigen, das Tess Zeit gab, ihre Worte zu bereuen. Sie wollte sich gerade
entschuldigen, als er ganz unvermutet sagte: »Das ist beiderseitig, meine
Liebe.«
Tess preßte sich automatisch an die
Wand, aber wie schon zuvor ohne Erfolg. »Gute Nacht«, wagte sie noch zu sagen.
»Gute Nacht? Ha!« meinte
Keith und zog sie in seine Arme zurück. »Ich habe noch einiges mit dir vor,
meine Liebe, und dann werden wir sehen, wer wen verrückt macht und wer hier wen
zum Schreien und Betteln bringt!«
Tess zog die Decke bis ans Kinn
hinauf. »Laß mich in Ruhe.«
Er lachte nur und stand auf, um die
Lampe anzuzünden. Der Anblick seines nackten Körpers überwältigte Tess so
sehr, daß sie sich die Decke über den Kopf zog.
Doch Keith riß sie herunter und zog
Tess aus dem Bett, bis sie auf zitternden Beinen vor ihm stand, ihr Haar eine wilde,
aufgelöste Mähne. Keith betrachtete sie verwundert und keineswegs verärgert.
»Komm her, Tess«, forderte er sie leise auf. »Komm her zu mir.«
Sie tat es, weil ihr gar nichts
anderes übrigblieb, und er küßte sie leidenschaftlich. Wieder war es um ihre
Vernunft geschehen. Als er ihr das Nachthemd über den Kopf zog und beiseite
warf — selbst als er vor ihr niederkniete und das Gesicht in ihrem weichen
Haar vergrub —, protestierte sie nicht.
Er liebkoste sie, reizte sie und
spielte mit ihren Sinnen, bis sie am ganzen Körper bebte, ihre Hände in seinem
Haar vergrub und laut seinen Namen in die stille Nacht hinausschrie. Als sie es
nicht mehr aushielt, hob er sie auf und legte sie aufs Bett, um seine
erregenden Liebkosungen fortzusetzen, bis sie bettelte und schrie und ihn um
Gnade bat ...
Acht
Harbor Haven war nicht die strenge, nüchterne
Einrichtung, die Asa Thatcher befürchtet hatte. Nein, es war ein recht
hübsches Backsteingebäude, flankiert von hohen Tannen und mit einem herrlichen
Ausblick auf Portlands geschäftigen Hafen.
Sein Herz klopfte wie wild, als er
über die breite Einfahrt auf die Tür zuging. Lieber-Gott-laß-sie-mich-erkennen, flehte Asa bei jedem Schritt. Lieber-Gott-laß sie-mich-noch-lieben ...
Eine rundliche Frau saß am Empfang
und schaute lächelnd auf, als Asa die Eingangshalle betrat. Gut. Es schien ein
freundlicher Ort zu sein, mit freundlichen Menschen.
Asa fragte nach Miss Olivia Bishop
und wurde in einen sonnendurchfluteten Raum geführt, mit großen Fenstern, die
auf den Hafen hinausgingen. Vor einem dieser Fenster saß Olivia, ganz zart und
verbraucht, ihr einst mahagonifarbenes Haar von grauen Strähnen durchzogen und
die schmalen Hände im Schoß gefaltet.
»Erwarten Sie nicht zuviel«, warnte
die freundliche Krankenschwester, die Asa begleitete. »Sie spricht mit
niemandem — nicht einmal mit ihrer Tochter.«
Asa spürte, wie sich eine eiserne
Faust um sein Herz schloß. Dennoch ging er langsam auf Olivias Sessel zu und
hockte sich vor ihr auf den Boden. »Livie«, sagte er leise.
Ihre haselnußbraunen Augen waren von
dunklen Schatten umgeben, aber erstaunlicherweise flackerte so etwas wie
Erkennen in ihnen auf.
Asa nahm Olivias Hände unendlich
zärtlich in die seinen. »Livie, ich bin gekommen, um dich mit nach Hause zu
nehmen.«
Olivias einst so schöner Mund, nun
schmal und farblos, zuckte, dann hob sie ganz langsam beide Hände und legte
sie um Asas Gesicht. »Asa«, sagte sie mit verträumter Stimme. »0, Asa ...«
Asa Thatcher schämte sich seiner
Tränen nicht, als er niederkniete und den Kopf auf Olivias Schoß legte.
»Livie«, schluchzte er. »Meine Livie ...«
»Pst«, sagte sie und strich ihm
beruhigend über das dichte dunkle Haar. »Weine nicht, mein Liebling, du bist
bei mir. O Asa . wenn das nur ein Traum ist, überlebe ich es nicht ...«
Asa hob den Kopf und legte
schüchtern seine Hände um ihr geliebtes Gesicht. Für
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