Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
ein
bißchen außer Atem vom Treppensteigen, ganz unbewußt zur Tür der
gegenüberliegenden Suite und klopfte.
Als keine Antwort kam, drückte sie
die Klinke nieder und trat leise ein. Kein Laut war zu vernehmen. Etwas mutiger
geworden, betätigte Tess den Schalter, der die Gaslampen anzündete.
Die Suite war nicht, wie sie
erwartet hatte, wie Asas Suite eingerichtet. O nein, sie war ganz, ganz anders ...
Und Tess kam sich vor wie eine
Einbrecherin. »KKeith?« rief sie zaghaft.
Keine Antwort.
»Keith!«
Wieder keine Antwort. Wo steckte er
bloß? In irgendeinem Saloon, um sich sinnlos zu betrinken? Oder bei einer
Frau?
Alles, nur das nicht! dachte Tess,
die Keith lieber im Gefängnis gesehen hätte als bei einer Frau. Nach kurzer
Überlegung beschloß sie zu warten, denn nach allem, was zwischen ihnen
vorgefallen war, glaubte sie wenigstens das Recht auf einen Abschied zu haben.
Neugierig schaute sie sich in der
Suite um, trotz des leisen Schuldgefühls, dessen sie sich nicht erwehren konnte.
Die Suite bestand aus fünf großen Schlafzimmern, einer gutausgestatteten Küche,
zwei Bädern und einer Bibliothek, die sogar über einen Billardtisch verfügte.
Als Tess über den grünen Filz
strich, kam sie sich fast wie eine Sünderin vor. Bestimmt hatte noch keine Frau
gewagt, an diesem Tisch zu spielen; es war ein Vergnügen, das ausschließlich
Männern vorbehalten war.
Gähnend beschloß sie, Keith zu
überreden, ihr das Billardspielen beizubringen, sobald er zurückkam. Bis dahin
würde sie sich auf das bequeme Ledersofa unter dem Fenster setzen ...
Tess öffnete ein Auge und schloß es
wieder. Du liebe Güte, da waren zwei Männer im Billardzimmer — zwei
beeindruckend große Männer, und keiner von ihnen war Keith. In der Hoffnung,
nicht bemerkt zu werden, blieb Tess ganz still liegen und rührte sich nicht.
»Sieh dir das an!« rief einer der
Männer, und Tess spürte, daß er vor ihr stand.
»Allmächtiger!« sagte der andere —
aus einiger Entfernung, aber nicht ganz so weit entfernt, wie Tess gehofft
hatte.
Ihre Nase zuckte, und sie war ganz
sicher, daß selbst ein Tauber das aufgeregte Klopfen ihres Herzens hören mußte.
»Mach die Augen auf, kleine Fee«,
befahl der Riese, der ihr am nächsten stand, aber es klang nicht unfreundlich.
Tess schloß einen Kompromiß und öffnete
ein Auge. Der Mann war blond wie Keith und hatte markante, sehr männliche
Gesichtszüge. Seine Augen waren von dem auffallendsten Blau, das sie je gesehen
hatte, und blitzten vor Ärger.
Wenn der Erzengel Michael auf die
Erde herabkäme, würde er so aussehen, dachte Tess beeindruckt.
»Wer sind Sie?« fragte er und beugte
sich leicht vor. Tess drückte sich noch fester an den Sofarücken. »Ich ... wer
sind Sie?«
»Laß sie in Ruhe, Jeff«, wandte der
andere Mann ein, und als Tess neugierig an dem Erzengel vorbeispähte, sah sie
einen dunkelhaarigen, verwirrend attraktiven Mann mit den gleichen tiefblauen
Augen wie der andere. »Du erschreckst sie ja zu Tode!«
Jeff trat widerstrebend zurück.
Seine Miene verriet, daß er Tess am liebsten erwürgt hätte. »Wer sind Sie?«
wiederholte er gereizt seine Frage.
»M-mein Name i-ist Tess. Tess
Bishop.«
»Wo ist mein Bruder?«
Jetzt richtete sich Tess erschrocken
auf. Er meinte natürlich Keith. Wen sonst? »Das weiß ich nicht. Wirklich
nicht.«
»Deshalb haben wir Sie auch in
seiner Suite entdeckt, nicht wahr?« donnerte Jeff.
»Beruhige dich«, ordnete der andere
Mann an. »Es ist ganz offensichtlich, daß sie nicht mit Keith zusammen war.
Sonst hätten wir sie doch nicht auf der Couch gefunden, du Narr!«
»Ich würde Ihnen sagen, wo er ist,
wenn ich es wüßte«, log Tess, um sich die Sympathie des dunkelhaarigen Mannes
auch weiterhin zu sichern.
Und tatsächlich kam er zu ihr und
hockte sich vor das Sofa. »Ich bin Adam Corbin«, sagte er, »und dieser Verrückte
dort ist mein Bruder Jeff. Wir haben nichts Böses mit Ihnen vor, und mit
unserem Bruder Keith auch nicht. Wir möchten nur mit ihm sprechen, um uns zu
vergewissern, daß es ihm gutgeht.«
Obwohl Adam Corbin ganz leise redete
und sehr freundlich, wußte Tess, daß er ihrer Versicherung, ihnen Keith'
Aufenthaltsort zu verraten, falls sie ihn kannte, keinen Glauben schenkte. »Ich
habe ihn seit gestern nicht mehr gesehen«, sagte sie rasch.
»Dieser Bastard!« murmelte Jeff,
während er wie ein unruhiger Tiger durch das Zimmer wanderte.
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in
meiner Gegenwart
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