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Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

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glaubte?
Und wer hatte überhaupt von Heirat gesprochen?
    Der Maulesel wieherte.
    »Habe ich dich um deine Meinung
gebeten?« fuhr der Mann ihn an und begann das Lagerfeuer mit Erde zuzuschütten.
Doch der Gedanke, mit Tess verheiratet zu sein und eine ganze Schar fröhlicher,
blauäugiger Kinder mit ihr zu haben, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er
stellte sich vor, ein Haus für sie zu bauen, das Predigen wieder aufzunehmen .
    »Nein!« schrie er zornig. »Nein!«
    Er brach das Lager ab, ohne Kaffee
getrunken oder gefrühstückt zu haben. Während er den Maulesel anschirrte, nahm
er sich vor, nach Simpkinsville zurückzukehren und sich von nun an auf das zu
konzentrieren, was wichtig war — sein Laudanum zu verkaufen, sein Biberöl und
seine Leberpillen.
    Nach dieser schnell getroffenen
Entscheidung bestieg er zufrieden den Kutschbock, nahm die Zügel in die Hand
und machte sich auf den Weg nach Portland.
    Tess stand zögernd auf dem Korridor und
fragte sich, was sie nun tun sollte. Wie sollte sie in diesem Aufzug —mit ihrem
zerdrückten Kleid und aufgelöstem Haar — in die Suite ihres Vaters
zurückkehren? Was sollte sie ihrer Mutter sagen? Oder Asa? Wie konnte sie
ihnen ihre nächtliche Abwesenheit erklären?
    Sie stand noch immer unentschlossen
auf dem Korridor, als eine der Türen ihrer Suite aufging und Rod hinausschaute.
    »Wo hast du bloß gesteckt?«
flüsterte er ihr zornig zu.
    Tess hoffte inständig, daß jetzt
keiner von Keith' Brüdern herauskam und mit ihr sprach, denn sonst bestand Gefahr,
daß Rod alle möglichen falschen Schlußfolgerungen traf. »Das brauche ich dir
nicht zu sagen!« flüsterte sie zurück.
    Rod schaute sich kurz um und trat
dann auf den Flur. »Du bist in meiner Schuld, kleine Schwester. Ich habe Vater
und Olivia gesagt, daß du früh ins Bett gegangen bist. Zum Glück bestanden sie
nicht darauf, es nachzuprüfen.«
    Tess seufzte schwer. »Was soll ich
tun, Rod?«
    »Zuerst machst du, daß du in dein
Zimmer kommst unsere Turteltauben schlafen noch —, und dann wirst du dich
revanchieren, indem du mich zu Cynthia und Cedrick Golden begleitest.«
    Widerspruch war sinnlos. Tess konnte
nicht den ganzen Morgen auf dem Korridor stehen — in einem Kleid, dem
    man ansah, daß sie darin geschlafen
hatte, und mit ihrem aufgelösten Haar. Außerdem wollte sie sich waschen, ihre
Zähne putzen und etwas essen.
    »Na schön«, stimmte sie
widerstrebend zu.
    Einen Moment später war sie in ihrem
Zimmer, schloß mit klopfendem Herzen die Tür und zog sich rasch aus.
    Zwanzig Minuten später betrat sie
das Eßzimmer der Suite, angetan mit einem schlichten schwarzen Rock und einer
weißen Bluse, um mit ihrer Familie zu frühstücken. Ihrer Mutter zuliebe hatte
sie sogar ihr langes Haar zu einem lockeren Knoten aufgesteckt.
    »Unsere Tochter ist schön wie eine
Vision«, bemerkte Asa liebevoll und drückte Olivias Hand. Der Tisch war bereits
gedeckt, es standen Platten mit Rührei, Speck, Würstchen und frischem Obst
bereit.
    »Ja, sie wirkt sehr tugendhaft,
nicht wahr?« warf Rod ein und zwinkerte Tess verstohlen zu.
    Tess nahm errötend ihren Platz ein.
    »Heute sehen wir uns nach einem
Laden für dich um«, verkündete Asa lächelnd. »Livie freut sich schon, an die
frische Luft zu kommen. Du bist schon immer gern in der Kutsche gefahren, nicht
wahr, Liebes?«
    »Tess und ich haben heute schon was
vor«, wandte Rod ein und forderte Tess mit einem warnenden Blick auf, seine
Aussage zu bestätigen.
    Tess schluckte und setzte zu einer
Entgegnung an, aber Olivia kam ihr zuvor.
    »Könntet ihr das nicht verschieben?
Wenn wir heute nicht auf die Suche nach einem Laden für Tess gehen, wird Asa
mich zwingen, den ganzen Tag im Bett zu bleiben.«
    Asa betrachtete ihre schmale Hand in
seiner und sah dann seinen Sohn an. »Ja, ich glaube, ihr könntet eure Pläne
ändern«, meinte er ruhig.
    Tess versteifte sich unwillkürlich,
aus Angst, Rod könnte nun verraten, daß er sie morgens auf dem Korridor
gefunden hatte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn zu besänftigen, so
schwer es ihr auch fiel.
    »Könnten wir den lieben Cedrick und
die liebe Cynthia nicht morgen besuchen, Rod?« schlug sie zaghaft vor.
    Er wirkte gereizt und
unentschlossen. »Warum nicht heute abend?«
    »Da haben sie doch bestimmt eine
Vorstellung«, wandte Tess so freundlich und unterwürfig ein, daß ihr fast übel
davon wurde. »Bitte, Rod, laß uns morgen gehen.«
    Er dachte nach. Schließlich nickte
er. »Na schön.

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