Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
ihr auch jetzt noch
völlig gleichgültig, ob sie je einen Pfennig davon sah oder nicht. Sie wollte
nichts anderes, als bei ihrem Mann zu sein, ob das nun bedeutete, in einem
Karren über Land zu fahren, oder hier in ihrem Laden zu arbeiten.
Doch Cedrick Golden besaß keinen
Anspruch auf dergleichen Erklärungen. Für wen hielt er sich eigentlich?
»Ich habe zu arbeiten, Mister
Golden«, sagte Tess steif. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden ...«
Sie wandte sich ab, um in die
Dunkelkammer zurückzukehren und war so abgelenkt von ihrem Ärger, daß es einen
Moment dauerte, bis sie ihren Fehler einsah.
Cedrick Golden war ihr gefolgt.
Bis dahin hatte Tess diesen Mann als
lästig empfunden, aufdringlich zuweilen, aber relativ harmlos. Doch nun warnte
ihr Instinkt sie, daß er unter gewissen Umständen auch sehr gefährlich werden
konnte.
Sie trat hinter ihren Arbeitstisch,
beladen mit Büchern und Chemikalien, um eine Barriere zwischen sich und ihm zu
schaffen. »Gehen Sie bitte«, sagte sie gepreßt.
Cedrick ließ seinen Zeigefinger über
eines der Bücher gleiten. »Es ist dunkel hier«, meinte er leichthin. »Keine
Fenster.«
Eine eiskalte Hand schien über Tess'
Rücken zu streichen. »Man kann Fotos nur im Dunkeln entwickeln«, erwiderte sie
ruhig. »Gehen Sie jetzt bitte, Mister Golden. Ich habe zu arbeiten, wie ich
bereits sagte.«
»Ja, fotografieren«, entgegnete er
gelangweilt und berührte wie zufällig eine Schale mit Entwicklungsflüssigkeit.
»Die Beschäftigung, die Sie dem Theater vorziehen.«
Tess versuchte, sich der Tür zu
nähern, die in den Laden führte. »Bitte berühren Sie das nicht. Die Chemikalien
enthalten Säure — das kann sehr gefährlich sein.«
Cedrick schaute auf, maß Tess mit
einem merkwürdigen Blick und lachte amüsiert. »Haben Sie Angst vor mir, meine
Liebe?« fragte er in leisem, verächtlichem Ton.
»Nein«, log Tess, und dann hatte sie
die Tür erreicht und schlüpfte rückwärts hinaus. Im gleichen Augenblick
bimmelte die Glocke über der Eingangstür.
Tess bezweifelte, daß sie je
dankbarer für das Erscheinen eines Kunden sein würde, als in diesem
Augenblick. Sie drehte sich um und lächelte nervös.
Die Besucherin war eine Frau und
bezaubernd schön mit ihrem zimtfarbenen Haar und den kleeblattgrünen Augen.
»Tess?« fragte sie lächelnd.
Tess vergaß Cedrick und sein
bedrohliches Verhalten und nickte. Ein Instinkt sagte ihr, daß dieses wunderschöne
Wesen nicht erschienen war, um sich fotografieren zu lassen.
Wieder lächelte die Frau. »Mein Name
ist Banner Corbin. Ich bin Ihre Schwägerin.«
Tess ging auf sie zu und drückte
ihre Hand. »Ich freue mich so, Sie kennenzulernen, Missis Corbin.«
Helles Lachen erklang. »Ich auch,
Tess. Noch viel mehr, als du ahnst — und ich bitte dich, von jetzt an auf das
steife >Sie< zu verzichten. Nenn mich doch bitte Banner.«
Cedrick kam nun aus der
Dunkelkammer, und sein Erscheinen beschämte Tess zutiefst. Was mochte Banner
darüber denken?
Kluge grüne Augen musterten Cedrick
und dann Tess, aber es war Banner nicht anzusehen, was ihr durch den Kopf ging.
Cedrick murmelte ein paar Abschiedsworte und zog sich mürrisch zurück.
»Ich wollte dich nicht bei der
Arbeit stören«, sagte Banner, während sie ihre Handschuhe abstreifte.
»Ich kann morgen wiederkommen, wenn
es dir lieber ist.«
»0 nein!« widersprach Tess rasch.
»Bleib bitte. Ich .. ich möchte dich gern näher kennenlernen.«
Banner lächelte. »Und wir dich,
Tess. Die ganze Familie.«
»Keith' Brüder kenne ich schon«, gab
Tess errötend zu und dachte an die Nacht auf der Couch in der Suite der
Corbins.
Banner mußte die Geschichte schon
gehört haben, denn sie wirkte leicht belustigt. »Es tut mir leid, daß sie dich
so erschreckt haben«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Sie können ziemlich
überwältigend sein, um es schwach auszudrücken. Adam, der Ernstere mit dem
dunklen Haar, ist mein Mann.«
Tess erinnerte sich an Adam. Er
schien auch der Nettere der beiden Brüder gewesen zu sein und war ihr sympathisch.
»Er war sehr freundlich zu, mir«, sagte sie, hauptsächlich, um Konversation zu
machen.
Banner lachte. »Und Jeff war
unverschämt, nicht wahr? Ich hoffe, daß du unseren gemeinsamen Schwager deshalb
nicht hassen wirst, Tess — er ist eigentlich ein sehr guter Mensch. Nur hat er
leider nie gelernt, seine Zunge in Zaum zu halten.«
Nun mußte auch Tess lachen. »Das
kann man wohl sagen. Mein Gott, er hat mich zu
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