Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
keine Einkäufe mehr
zu machen.«
Melissa legte lächelnd den Kopf
schräg. »Das hatte ich auch gar nicht vor, Liebling«, erwiderte sie freundlich.
Quinn lachte und ging wieder hinaus.
Es vergingen keine zwei Minuten, bis ein wütender Ruf die Treppe hinaufschallte.
»Melissa!«
Sie nahm sich Zeit mit dem Ankleiden
und Flechten ihres Haars, erst dann schritt sie ruhig und gelassen die Treppe
hinunter.
Mister Kruger hatte die
Druckerpresse gebracht: groß und staubig stand sie in der Halle. Quinn
betrachtete sie so wütend, als handelte es sich um sechs Kinder, die Melissa
aus einer früheren Ehe mitgebracht hatte.
»Ist sie nicht wunderbar?« rief
Melissa entzückt und ging begeistert um die Druckerpresse herum.
»Vielleicht sollte ich nicht
fragen«, bemerkte Quinn nach einigen Minuten gespannten Schweigens. »Aber ich
werde es tun. Was hat dieses Ungetüm in meiner Halle zu bedeuten, Melissa?«
Sie holte tief Atem. »Du hast ganz
recht«, antwortete sie. »Du hättest besser nicht gefragt.«
Elf
»Ich habe vor, eine Zeitung zu gründen«,
erklärte Melissa in etwas trotzigem Ton.
Quinn wirkte zunächst verblüfft,
dann erschien ein spöttischer Zug um seine Lippen, und er spreizte ergeben die
Hände. Melissa wußte, daß er überzeugt war, sie hätte keine Chance, dergleichen
zu erreichen, und daß er es deshalb vorzog, keine eheliche Auseinandersetzung
zu beginnen. »Viel Spaß, meine Süße«, sagte er lächelnd und küßte sie auf die
Stirn. »Wir sehen uns später.«
Melissa antwortete nicht, aber ihre
Entschlossenheit, alle Hindernisse zu überwinden, wuchs.
Mit Hilfe von Helga und Mrs. Wright
schleppte Melissa die kleine, aber schwere Druckerpresse in eine Ecke von
Quinns Arbeitszimmer. Dort verbrachte sie einige Stunden damit, das Ungetüm zu
reinigen, und bedeckte es schließlich mit einem alten Bettlaken.
Sie wusch sich zufrieden die Hände,
als ein Klopfen an der Haustür Besuch ankündigte.
Fassungslos vor Überraschung zog sie
sich ins Arbeitszimmer zurück, als sie merkte, daß der Besucher Ajax war.
»Ich suche Miss Melissa Corbin«,
sagte er in seinem ausgeprägten britischen Akzent.
Helga schien eine augenblickliche,
wenn auch höfliche Abneigung gegen Ajax entwickelt zu haben. »Sie meinen wohl
Mrs. Rafferty, Sir, und ich werde sie fragen müssen, ob sie Sie sehen will.
Warten Sie bitte.«
Melissa hätte das Haus am liebsten
durch die Hintertür verlassen, aber andererseits konnte sie nicht ständig vor
Ajax fliehen. Eine Konfrontation war unvermeidlich. Als Helga hereinkam und
fragte, nickte Melissa zustimmend und strich sich nervös übers Haar.
Sie stand am Kamin, als Ajax betont
gelassen den Raum betrat.
»Melissa«, sagte er, und es klang
eine Spur vorwurfsvoll.
Sie hatte diesen Mann geliebt, oder
es zumindest geglaubt, aber nun kam er ihr wie ein Fremder vor. Natürlich war
er immer noch so schön wie eine griechische Statue, aber sein Aussehen ließ
seine ehemalige Braut völlig ungerührt.
»Ajax«, erwiderte sie.
Er ging auf sie zu, blieb jedoch
stehen, als er ihre abweisende Miene sah.
»Hast du Angst vor mir?« erkundigte
er sich verwirrt.
In diesem Augenblick erkannte
Melissa, daß Ajax auf eine Reaktion gehofft hatte — wie immer in ihrer
Beziehung —, und kam sich dumm und naiv vor, was ihren Ärger auf ihn nur
erhöhte.
»Natürlich nicht«, sagte sie
freundlich. »Was bringt dich her?«
Ajax spreizte die Hände, sie waren
weiß und glatt — so ganz anders als Quinns. »Du hast einen schrecklichen Fehler
gemacht, Melissa, diesen Fremden zu heiraten diesen Holzfäller.«
Melissa lächelte. »So? Und wie soll
ich deiner Ansicht nach diesen schrecklichen Fehler korrigieren?«
Ein Ausdruck von Verzweiflung
erschien in Ajax' blauen Augen. »Du mußt zur Besinnung kommen, Liebling, und
diesen Ort noch heute mit mir verlassen.«
Melissa schüttelte den Kopf. »Ich
bin mit diesem Mann verheiratet, Ajax«, antwortete sie. »Ich liebe ihn.«
»Das ist unmöglich! Du kannst keinen
Fremden lieben!«
Melissa trat hinter Quinns
bevorzugten Sessel und lächelte liebenswürdig. »So ist es aber, Ajax. Doch
selbst wenn ich meinen Mann haßte und meine Ehe von ganzem Herzen bereute,
würde ich nicht einmal die Straße mit dir überqueren.«
Der britische Aristokrat begann
unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. »Wir könnten eine Scheidung von diesem
Mitgiftjäger erreichen, und nach einer diskreten Zeitspanne könnten wir beide
heiraten.« Er machte eine Pause
Weitere Kostenlose Bücher