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Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Titel: Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt... Kostenlos Bücher Online Lesen
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hereinkam.
    Das Licht war schlecht in dem alten
Saloon, da die meisten der Fenster zugenagelt waren, aber Melissa sah trotzdem
sofort, wie erschöpft er wirkte. Er war dünner geworden und hätte dringend eine
Rasur gebraucht.
    »Was willst du?«
    Die Frage schien Quinn zu verärgern.
Seine dunklen Augen wurden heiß vor Zorn, und aus irgendeinem unerklärlichen
Grund freute Melissa sich darüber. Er schlug mit der Faust auf einen
Billardtisch, was eine neue Staubwolke auslöste. »Hier kannst du nicht
bleiben«, erklärte er, ohne auf Melissas Frage einzugehen.
    »Ich kann tun und lassen, was ich
will, Mister Rafferty«, erinnerte Melissa ihn kühl. »Ich bin volljährig,
unverheiratet und stur wie ein Ochse«, fügte sie mit blitzenden Augen hinzu.
»Im übrigen hörte ich, daß ich auch dringend eine Tracht Prügel brauche.«
    Quinn überhorte diese letzte
Bemerkung. Er atmete tief aus und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
»Melissa«, begann er, sichtlich um Beherrschung bemüht, »ich möchte, daß du
nach Hause kommt. Du kannst Marys Zimmer haben, bis wir uns entschieden haben.«
    Melissa wäre lieber gestorben, als
noch eine Nacht unter Quinns Dach zu verbringen. »Bis wir was entschieden
haben?«
    »Was wir machen!« rief Quinn
ungeduldig. »Denk an unser Kind. Du bist hier nicht sicher, Kleines, und mein Kind
ist es auch nicht.«
    Melissa richtete sich steif auf. »Du
hast kein Kind, Mister Rafferty — und wirst es nie haben. Jedenfalls nicht von
mir.«
    Er trat näher, und Melissa wich
zurück, aber die lange Bar blockierte ihren Weg. Quinn legte beide Hände auf die
Theke und versperrte Melissa dadurch die Flucht. Obwohl sein Körper sie nicht
direkt berührte, spürte sie seine Wärme, seine Kraft, und hatte das Gefühl, daß
ihr das Herz in die Kehle rutschte.
    »Du hast mir gefehlt«, flüsterte er,
bevor er den Kopf neigte und Melissa zärtlich auf den Hals küßte.
    Sie hätte ihn gern fortgestoßen,
doch dazu fehlten ihr sowohl die Kraft wie auch der Wille. Ein Beben ging durch
ihren Körper, als Quinns Lippen über ihre Kehle glitten, ihre Wange streiften
und ganz sachte ihren Mund berührten.
    Den leisen Seufzer, der sich ihren
Lippen entrang, schien Quinn als Aufforderung zu betrachten, sie leidenschaftlich
zu küssen. Als er sich danach von ihr löste, zitterten Melissas Knie so stark,
daß sie froh war, die Theke hinter sich zu haben und sich daranlehnen zu
können.
    »Geh«, flüsterte sie erschüttert.
    Doch Quinn rührte sich nicht vom
Fleck. »Wenn du nicht mit mir nach Hause kommst, Melissa«, murmelte er an ihrem
Mund, »zieh ich bei dir ein. Und dann mache ich dich jede Nacht so verrückt,
bis du wieder vernünftig wirst.«
    »Ich würde dich verhaften lassen«,
sagte Melissa lahm.
    »O nein, das würdest du nicht tun«,
entgegnete Quinn lachend. »Soll ich es dir beweisen?«
    Melissa schüttelte energisch den
Kopf. »Nein. Geh endlich und laß mich in Ruhe.«
    Ein undeutbarer Ausdruck erschien in
seinen Augen, er trat einen Schritt zurück, und Melissa wurde von einer ihr
unerklärlichen Trauer erfaßt. »Wirst du heute hier übernachten?« wollte Quinn
wissen.
    »Nein.« Die oberen Zimmer waren noch
nicht gereinigt. Der Raum, der ihr Schlafzimmer werden sollte, mußte tapeziert
werden und brauchte dringend eine neue Matratze: die winzige Küche bevölkerten
Mäuse und Ratten.
    Quinn rieb sich seufzend die Augen.
»Das ist immerhin etwas.«
    Melissa nahm ihren Besen und begann
zu fegen, obwohl ihr klar war, saß sie damit nur noch mehr Staub aufwirbelte.
Aber sie mußte sich irgendwie beschäftigen. »Es wäre nett von dir, wenn du mir
meine Druckerpresse schicken ...«
    Quinn packte den Besen und zwang
Melissa so, ihn anzuschauen. »Lange mache ich das nicht mehr mit«, fiel er ihr
ins Wort. »Was ich sagte, ist mein voller Ernst falls du wirklich vorhast, an
diesem Ort zu leben, dann finde dich damit ab, daß ich ebenfalls hier
einziehe.«
    Melissa errötete vor Zorn. »Ich
hasse dich!«
    Einen Finger unter ihr trotzig
vorgeschobenes Kinn gelegt, entgegnete er sanft: »Das werden wir sehen wenn du
das erste Mal unter diesem Dach im Bett liegst.« Damit wandte er sich ab und
schlenderte hinaus.
    Einige Stunden später, als Melissa
ins State Hotel zurückkehrte, war sie müde, hungrig und schmutzig wie ein
Bergmann nach einem langen Arbeitstag in einer Kohlenmine. Es schien eine
brutale Laune des Schicksals zu sein, daß ausgerechnet Ajax in der Halle
wartete und sie so sah.

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