Cordina's Royal Family 1-4
als die ersten Regentropfen auf die Wasseroberfläche klatschten. Er konnte von vorn anfangen.
Bennett wendete das Pferd. Als der erste Blitzstrahl den Himmel zerriss, jagten sie nach Hause.
Es war noch keine Stunde vergangen, da begab sich Bennett, in trockener Kleidung und triefnassem Haar, hinauf in das Kinderzimmer.
Bernadette hielt ihn an der Tür auf.
„Verzeihung, Eure Hoheit, aber Prinzessin Marissa hält jetzt ihr Schläfchen. Ihre Hoheit ruht mit dem Baby.”
„Ich suche Lady Hannah.” Er beugte sich in den Raum, aber Bernadette wich nicht von der Stelle.
„Lady Hannah ist nicht hier, Sir. Ich glaube, sie ist heute Nachmittag ins Museum gegangen.”
„Ins Museum.” Bennett dachte kurz nach. „Danke, Bernadette.”
Noch bevor sie ihren Knicks vollführt hatte, war er verschwunden.
Le Musée d’Art war wie ein kleiner Palast gebaut, mit Marmorböden und verzierten Säulen.
Hannah war zeitig eingetroffen, um das ganze Gebäude zu erforschen. Gruppen von Schulkindern und Touristen wurden herumgeführt. An einem regnerischen Nachmittag mitten in der Woche bot das Museum einen angenehmen Zeitvertreib.
Zu der in ihrer Botschaft angegebenen Zeit schlenderte sie zu einem Meeresbild von Monet. Sie hielt sich lange genug davor auf, um die Tafel zu lesen und den Pinselstrich zu bewundern. Wer immer sich mit ihr treffen sollte, war möglicherweise schon da und beobachtete sie. Lässig ging sie von Bild zu Bild.
Dann sah sie das Aquarell, und ihre Gedanken schweiften zurück in das Musikzimmer und zu Bennett.
Auf der Tafel stand „Ihre Fürstliche Hoheit Prinzessin Louisa von Cordina”, aber in kleinen Buchstaben in der Ecke des Gemäldes befand sich ihre Signatur: Louisa Bisset.
Sie hatte es schlicht „La Mer” genannt. Es war tatsächlich das Meer, doch von einem Blickpunkt, den Hannah noch nicht kannte. Gezackte Klippen fielen senkrecht zu Felsen ab, vor denen sich weißer Sandstrand bis zum blauen Wasser erstreckte. Doch es war nicht friedlich. In diesem Gemälde hatte die Künstlerin nach Macht und Gefahr gesucht und sie eingefangen. Die Gischt schoss hoch, und am Horizont braute sich ein Gewitter zusammen.
Er hat das Bild in einer Truhe gefunden, dachte Hannah und musste gegen den Drang ankämpfen, den Rahmen zu berühren, wie Bennett es gemacht hatte. Er hatte das Bild gefunden und vielleicht einen Teil von sich selbst darin wiederentdeckt.
„Ein interessantes Motiv.”
Der Mann neben ihr sprach Französisch. Der Kontakt war hergestellt.
„Ja, die Künstlerin war sehr begabt.” Hannah ließ ihre Broschüre fallen.
Als sie sich bückte, sah sie sich um und war sehr zufrieden, dass niemand in der Nähe war. „Ich habe Informationen.”
„Die Sie durch mich weitergeben sollen.”
Sie wandte sich dem Mann zu und lächelte, als würden sie einige Bemerkungen über das Bild austauschen. Er war von mittlerer Größe, hatte einen dunklen Teint, keine Narben. Sie schätzte ihn auf fünfzig, obwohl er jünger sein mochte. Manche Berufe ließen die Menschen schneller altern.
Er war kein gebürtiger Franzose. Der deutsche Akzent war schwach, aber unüberhörbar.
„Einige Aspekte meiner Informationen machen es notwendig, dass ich sie direkt dem Mann gebe, der mich bezahlt.”
„Das verstößt gegen die Grundsätze der Organisation.”
„Das hat man mir gesagt. Allerdings weiß ich, was wegen dieser Grundsätze vor fast sechs Monaten passierte. Es wurde nicht ungern gesehen, dass ich die Initiative ergriff und der Organisation gewisse Unannehmlichkeiten ersparte.”
„Nun, ich bin nur hier, um Ihre Informationen zu empfangen.”
„Dann lautet meine Information wie folgt.” Bevor sie weitersprach, ging sie zum nächsten Gemälde und deutete darauf, als wollte sie ihrem Begleiter die Farben zeigen. „Ich habe unbeschränkten Zugang zum Palast.
Weder meine Person noch meine Sachen werden durchsucht. Ich besitze bereits die kompletten Unterlagen über die Sicherheitsmaßnahmen im Palast und im Zentrum der Schönen Künste.”
„Das wird sehr nützlich sein.”
„Und es wird dem Mann übermittelt, der mich bezahlt. Das sind meine Grundsätze.”
„Sie werden von der Organisation bezahlt.”
„Und die Organisation wird von Männern geführt. Ich weiß, für wen ich arbeite und warum.” Daraufhin wandte sie sich ihm zu. Ihr Lächeln war sehr kühl, als würden sie über das Wetter sprechen. „Ich bin keine Närrin. Die Organisation hat gewisse Ziele, ich auch. Ich werde
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