Cordina's Royal Family 1-4
dafür soll er bezahlen, dachte Gabriella grimmig. Sie zählte darauf, dass ihre Tochter dafür sorgen würde. „Du warst nicht aufrichtig zu ihm.”
„Ich habe versucht, erst einmal mir selbst gegenüber aufrichtig zu sein. Und dann wäre immer noch Zeit gewesen für … egal.” Camilla straffte die Schultern. „Ich habe meine Interessen und Aufgaben, und er hat seine. Ich wünschte bloß, dieser Ball läge schon hinter mir.”
„Dann wirst du zu deiner ersten Ausgrabung fahren. Es wird aufregend werden.”
„Ich kann es kaum noch erwarten.” Sie faltete Dels förmliches Schreiben zusammen und legte es entschlossen beiseite. Ebenso wie jeden Gedanken an ihn, schwor sie sich. „Stell dir mich vor, wie ich irgendwelche Artefakte aus der Altsteinzeit in Frankreich studiere. Dr. Lesuer ist so freundlich, so entgegenkommend. Es wird mir großen Spaß machen, in seinem Team zu arbeiten und von ihm zu lernen. Aber jetzt muss ich mich beeilen. In zwei Stunden wird Sarah Latimer hier sein. Ich habe dir doch von Sarah erzählt … der Besitzerin des Antiquitätenladens, die so freundlich zu mir war?”
„Ja, das hast du. Ich freue mich, sie kennen zu lernen.”
„Ich will, dass sie von hier richtig schöne Erinnerungen mit nach Hause nimmt. Tante Eve hat sich angeboten, sie herumzuführen, und morgen vor dem Damentee wird sie Gelegenheit haben, Onkel Alex kennen zu lernen.”
„Ich möchte, dass du mit mir ein paar meiner persönlichen Gäste begrüßt – den Graf und die Gräfin von Brigston und ihren Sohn. Sie müssten eigentlich in einer halben Stunde eintreffen. Ich empfange sie im Goldenen Salon.”
„Ja, ich erinnere mich, dass wir davon gesprochen haben.” Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich nehme nicht an, dass Adrienne für mich einspringen könnte?”
„Deine Schwester ist mit dem kleinen Armand und dem Baby im Kinderzimmer. Ich werde dich nicht länger als eine Viertelstunde aufhalten”, versprach Gabriella.
„Ich werde kommen. Ich muss nur rasch noch ein paar Termine verschieben.” Camilla ging zur Tür, dann kam sie noch einmal zurück und griff nach Dels Brief. „Für die Ablage”, sagte sie, während sie eilig das Zimmer verließ.
Genau neunundzwanzig Minuten später eilte Camilla die Haupttreppe hinunter. Die Vorbereitungen für den Herbstball – und alle damit in Zusammenhang stehenden Veranstaltungen – liefen auf Hochtouren. Der Regisseur dieses großen Ereignisses, der Palastmanager, würde kein Detail übersehen. Und falls ihm doch etwas durchrutschte, würde das Adlerauge ihrer Tante es erspähen.
Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Eve von Cordina war die Schlossherrin, die ihrem Gatten, der das Land regierte, unerschütterlich zur Seite stand. Aber in Staatsangelegenheiten hatte sie oft eine eigene Meinung, außerdem ging sie neben ihren königlichen Pflichten auch noch einem Beruf nach. Ihre Hamilton Company war eine weltberühmte Theatergruppe und sie selbst eine bekannte und allseits respektierte Dramatikerin.
Das Vorbild, das sie abgab, erinnerte Camilla immer daran, dass eine Frau mit Ehrgeiz, Fleiß und Intelligenz alles erreichen konnte. Sogar pünktlich sein – beinahe –, um Gäste zu begrüßen, auch wenn ihr Terminkalender überquoll.
Sie war fast am Fuß der Treppe angelangt, als ihr ein Mann im Laufschritt entgegenkam und sie an den Schultern packte. Er sah sündhaft gut aus und roch angenehm nach Pferden.
„Warum so eilig?”
„Onkel Bennett. Ich wusste gar nicht, dass du schon da bist.” Sie küsste den jüngsten Bruder ihrer Mutter auf die Wange. „Und bereits im Stall warst.”
„Bry und Thadd sind immer noch draußen”, sagte er, wobei er seine Söhne meinte. „Hannah muss irgendwo hier sein. Sie wollte mit Eve sprechen. Aber schau dich an.” Er fuhr sich durch sein kurzes Haar.
„Wirklich sehr schick.”
„Wie war’s in England?”
„Erfolgreich. Ich habe die perfekte Zuchtstute entdeckt.”
„Ich möchte sie sehen und die anderen auch – aber später. Im Moment bin ich in Eile.”
„Was ist das für eine Geschichte mit diesem Amerikaner, der einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten braucht?”
Sie verdrehte die Augen. „Du hast mit meinem Vater gesprochen.”
„Auf dem Weg vom Stall hierher. Ich habe mich erbötig gemacht, seinen Mantel zu halten.”
„Ich glaube nicht, dass du diese Chance bekommen wirst. Weil ich nämlich nicht sehe, dass sich dieser Allerwerteste, dem er gern einen Tritt versetzen
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