Corellia 01 - Der Hinterhalt
»Es liegt auf der Hand, welche Antwort Sie hören wollen«, erwiderte er, »und ich denke, es ist die Antwort, die auch ich vorziehen würde. Meiner Meinung nach wäre ein Orden der Jedi, der sich selbst von der Bevölkerung isoliert, tatsächlich eine äußerst gefährliche Angelegenheit. Wenn man keinen Kontakt zu den normalen Leuten hat, dann vergißt man sehr leicht wie ihr Leben aussieht.«
»Genau«, stimmte Mon Mothma zu. »Ich glaube - und ich glaube fest daran -, daß die Neue Republik Jedi braucht, die bereit sind, sich die Hände schmutzig zu machen, die ein Teil des Alltags der Republik sind. Jedi, die in Elfenbeintürmen wohnen, könnten für die Republik gefährlicher sein als gar keine Jedi. Man muß sich nur unsere neuere Geschichte ansehen, um zu wissen, daß es die Dunklen Jedi waren, die sich abkapseln wollten. Um ein Jedi des Lichts zu sein, muß ein Jedi eins mit dem Volk sein. Es muß auf jedem Planeten, in jeder Stadt einen Jedi geben - nicht nur ein paar Planeten voller Jedi. Die Jedi müssen wie normale Leute leben, zu den normalen Leuten gehören. Es muß Jedi-Ärzte und -Richter, Jedi-Soldaten und -Piloten geben - und Jedi-Politiker.«
»Und Sie glauben, daß mein Weg mich in die Politik führt«, stellte Luke fest.
»Ja. Denn es ist Ihre Pflicht, ein Beispiel zu geben - und Sie haben Ihre Pflicht bisher immer erfüllt. Wenn Sie fortgehen, um irgendwo auf einem Berggipfel zu meditieren, dann werden Ihre Anhänger ebenfalls fortgehen und sich einen Berg suchen, auf dem sie meditieren können. Wenn Sie hinaus in die Welt gehen, werden sie ebenfalls Ihrem Beispiel folgen.«
»Ich verstehe«, nickte Luke nicht besonders glücklich. Ein gutes Beispiel zu geben, war ein respektabler Grund für eine Entscheidung, aber es gehörte nicht zu den Dingen, die das Herz vor Begeisterung schneller schlagen ließen. Doch Mon Mothma hatte recht - und an Begeisterung mangelte es ihm schon seit langem. Alles in allem war es wohl das beste für die Bevölkerung. »Glauben Sie wirklich, daß ich so tief in die Politik hineingezogen werde?«
»Ich kann ganz gewiß nicht in die Zukunft sehen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, welchen Weg Sie gehen werden. Aber die Leute brauchen Führer, und ich glaube, sie brauchen Sie.«
»Es ist zumindest möglich«, räumte Luke ein. »Es ist sehr wahrscheinlich. So wahrscheinlich, daß Sie sich darauf vorbereiten sollten.«
»Aber ich war noch nie an Macht interessiert«, erklärte Luke. »Ich werde bestimmt nicht eines Morgens aufwachen und mich entschließen, mich für ein Amt zu bewerben.«
»Nein, natürlich nicht. Aber so wird es auch nicht ablaufen. Irgend jemand - ich weiß nicht, wer oder wann oder wie viele oder warum - wird zu Ihnen kommen, aber keinen Führer suchen, sondern einen Meister. Jemand wird Sie bitten, für seine Sache einzutreten, sich für sein Wohl einzusetzen, für seine Rechte zu kämpfen. Sie sind an Macht nicht interessiert - aber könnten Sie einem Hilferuf widerstehen?«
»Nein«, sagte Luke halb bedauernd. Mon Mothma hatte recht. Das war genau die Art Bitte, die er unmöglich ablehnen konnte. »Nein, wenn es jemand so formuliert, müßte ich natürlich ja sagen.«
»Und früher oder später wird es jemand so formulieren. Die Frage ist, ob aus Ihnen ein richtiger Führer oder eine bloße Galionsfigur wird.«
»Ich verstehe nicht ganz«, sagte Luke.
»Wird aus Ihnen eine Galionsfigur werden?« fragte Mon Mothma erneut. »Werden Sie Führungsqualitäten entwickeln, werden Sie erkennen, wann es Zeit ist, Verhandlungen aufzunehmen, und schwierige Entscheidungen treffen, wenn es nötig ist? Oder werden Sie voller guter Absichten sein, aber nicht die Ausbildung und Erfahrung haben, die in der Welt der Politik unverzichtbar ist, so daß andere sie lenken und kontrollieren - und manipulieren - müssen? Wenn Sie dem Volk ein wirklicher Führer sein wollen, müssen Sie sich auf das Amt vorbereiten, so wie Sie sich auf Ihre Rolle als Jedi vorbereitet haben. Sie müssen die gleiche Ausbildung durchlaufen, die Leia absolviert hat, während Sie Ihre Jedi-Fähigkeiten entwickelten.«
In ihrer Stimme schwang ein unüberhörbarer Tadel mit, obwohl ihre Worte neutral klangen. Leia mußte sich mit dem langweiligen, aber notwendigen Papierkram herumschlagen, während Sie aufregende Abenteuer im Weltraum erleben konnten. Sie sagte es nicht, aber Luke verstand die unterschwellige Botschaft. »Mein Leben bestand auch nicht nur aus Spaß und Vergnügen«,
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