Corellia 01 - Der Hinterhalt
Bitte irritierte Luke. Dann wurde ihm klar, daß es gar keine Bitte, sondern ein Befehl war. Aber warum wollte sie Dinge von ihm wissen, über die sie bereits voll informiert war? Sie war die ehemalige Staatschefin. Sie hatte Zugang zu allen verfügbaren Informationen, und sie hatte Lukes Karriere schon immer mit besonderem Interesse verfolgt. »Nun, Ma'am, wie Sie wissen, hat die Jedi-Akademie inzwischen ihren Betrieb aufgenommen. Ich schaue noch immer von Zeit zu Zeit vorbei, aber die Studenten machen gute Fortschritte, und die ersten sind inzwischen so weit, daß sie ihre Studien allein fortsetzen können. Einige von ihnen unterrichten sogar schon die Studienanfänger.«
»Sie werden dort also nicht mehr gebraucht.«
»Nicht die ganze Zeit, nein. Wenn ich mich in diesem Stadium zu oft dort blicken ließe, würde es sie nur von ihrem Studium ablenken.«
»Es geht also nicht nur darum, daß Sie nicht gebraucht werden. Sie halten sich fern, um Ihre Studenten nicht zu stören.«
Es war nicht gerade die diplomatischste Art, dies auszudrücken, aber es stimmte. »So könnte man sagen, ja.«
»Und was fangen Sie mit Ihrer Zeit an?«
Luke rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl und stellte fest, daß er jetzt nicht mehr so bequem war wie am Anfang. Er hatte nicht mit einem derartigen Verhör gerechnet. Aber selbst peinliche Fragen beantwortete ein Jedi wahrheitsgemäß. Und selbst wenn die Fragen aufdringlicher waren, als die Höflichkeit gebot, dann fiel es sogar einem Nicht-Jedi schwer, die Wahrheit zu beschönigen - oder gar zu lügen -, wenn er Mon Mothma direkt in die Augen sah. »Ich finde, daß ich nicht besonders viel geleistet habe«, gestand Luke.
»Keine glorreichen Kreuzzüge? Keine hoffnungslosen Schlachten oder heroischen Missionen?«
»Nein, nichts in dieser Richtung«, sagte Luke ein wenig verärgert. Auch wenn sie eine verehrungswürdige Frau war, sie hatte kein Recht, ihn so unhöflich zu behandeln.
»Natürlich nicht«, sagte sie. »Wir haben Frieden.« Sie lächelte und lachte dann ein wenig müde. »Das ist das Problem mit dem Frieden«, fuhr sie fort. »Keine Krisen. Keine Schwierigkeiten. Keine Abenteuer. Was bedeutet, daß es für Leute, die mit Krisen und Schwierigkeiten umgehen können, keinen Bedarf gibt. Abenteurer werden heutzutage nicht mehr gebraucht. Revolutionäre auch nicht. Habe ich Ihnen schon erzählt, Jedi-Meister, daß ich in der letzten Zeit auch nicht besonders viel getan habe?«
Luke wußte nicht, was er darauf antworten sollte, und Mon Mothma schien auch keine Antwort zu erwarten. Er schwieg.
»Es ist klug von Ihnen, nichts zu sagen, Jedi-Meister«, erklärte Mon Mothma. »Schließlich wissen Sie nicht, warum Sie hergebeten wurden oder was diese scheinbar unhöfliche Behandlung bedeuten mag. Nun, ich werde es Ihnen verraten.« Sie stand auf und trat ans abgedunkelte Fenster. Ein Knopfdruck, und das Fenster wurde durchsichtig.
Coruscants Sonne ging am Horizont unter und tauchte den Himmel in einen leuchtenden Halo aus Rot und Gelb. Ein in den Orbit startendes Raumschiff stieg hinauf in das kalte Glühen und nahm Kurs auf die darunterliegende Nacht. »Vielleicht liegt mein Quartier auf der falschen Seite des Gebäudes«, sagte sie. »Jeden Tag sehe ich den Sonnenuntergang, aber niemals den Sonnenaufgang. Die Symbolik ist manchmal schwer zu ertragen. Jeden Tag, wenn ich aus diesem Fenster sehe, werde ich daran erinnert, daß meine Zeit vorbei ist. Ich weiß, daß ich gute Arbeit geleistet, daß ich der Galaxis meinen Stempel aufgedrückt habe. Es ist sogar möglich, daß ich irgendwann in der Zukunft wieder gebraucht werde. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, daß die Zukunft solche Herausforderungen bereithält wie jene, die ich in der Vergangenheit gemeistert habe. Ich bin dankbar dafür, aber ich weiß jetzt nichts mehr mit mir anzufangen. Es ist... beunruhigend, daß mein Lebenswerk vollbracht, mein Leben aber noch nicht zu Ende ist. Kennen Sie dieses Gefühl vielleicht?«
Luke fand darauf keine Antwort. Mon Mothma wandte sich vom Fenster ab und sah ihn an. »Wenn es Ihnen genauso ergeht, dann muß es für Sie härter sein als für mich. Meine Zeit ist vorbei«, sagte sie wieder, »aber ich bin eine alte Frau. In diesem Alter weiß ich - zumindest manchmal - den Frieden, die Ruhe, das Nichtstun und das Privatleben zu schätzen. Die Unrast, das Feuer der Jugend ist niedergebrannt, und ich kann mein Leben so genießen, wie es ist.«
Mon Mothma sah ihm direkt in die
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