Corellia 01 - Der Hinterhalt
verhindern, daß sie in der Atmosphäre verglühte; sie mußte nur ihren Landeanflug kontrollieren und Höhe und Geschwindigkeit gegen eine längere Flugstrecke eintauschen. Sie beschrieb mit dem Frachter eine Reihe weiter, sanfter S-Kurven, um ihre Geschwindigkeit etwas zu verringern.
Nun, zumindest hatte sie sie weit und sanft geplant. Wenn sich der Frachter beim Wiedereintritt wie ein lebender Bantha im Todeskampf verhalten hatte, so verhielt er sich beim normalen aerodynamischen Flug wie ein toter Bantha. Das Schiff reagierte so gut wie gar nicht auf die Steuerung, und sie mußte es quasi mit Gewalt in jede Kurve zwingen. Irgend etwas im Kontrollsystem begann hämmernd und klappernd gegen die Überforderung zu protestieren. Sie gab schließlich auf und kehrte auf den Landekurs zurück, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob sie zu hoch oder zu schnell war.
Das Schiff glitt durch die samtene Dunkelheit des corellianischen Nachthimmels und traf jetzt auf dichtere Luftschichten - und plötzlich machte sich Kalenda keine Sorgen mehr, ob sie zu hoch oder zu schnell war. Das Flugverhalten des Schiffes in der unteren Atmosphäre war grauenhaft. Sie hätte damit rechnen müssen; schließlich war die aerodynamische Hülle in Fetzen geschossen, aber sie hatte sich so auf ihr nacktes Überleben konzentriert, daß sie gar nicht darüber nachgedacht hatte, wie sich das Schiff verhalten würde, wenn sie diese Höhe erreichte.
Plötzlich ging es nicht mehr darum zu verhindern, daß sie ein paar Kilometer über ihr Ziel hinausschoß, sondern darum, nicht ein paar hundert Kilometer vorher niederzugehen. Sie hatte dicht vor der Küste landen wollen, nicht mitten im tiefen Ozean. Ihr blieb keine andere Wahl als wieder ihr Haupttriebwerk zu aktivieren und ihren Gleitflug so weit wie möglich zu verlängern. Genau das hatte sie vermeiden wollen. Sie traute dem Triebwerk nicht, und sie war nicht sicher, ob das Schiff der doppelten Belastung durch den Luftwiderstand und die einseitige Ausrichtung des Triebwerkschubs standhalten würde. Sollten die Stabilisatoren versagen, konnte es sehr schnell zu einer Katastrophe kommen. Allerdings hatte sie jetzt ohnehin keine Wahl mehr. Entweder fuhr sie das Triebwerk hoch oder sie ertrank.
Kalenda sah aus der Sichtluke. Die Aussicht war wunderschön, und obwohl sie um ihr Überleben kämpfte, empfand sie den Blick, der sich ihr bot, als Privileg. Sie gönnte sich ein, zwei Sekunden, um alles in sich aufzunehmen, so daß sie mit diesem erhabenen Bild vor Augen sterben konnte, wenn sie denn schon sterben mußte. Der klare und wolkenlose Himmel war blauschwarz und von Sternen übersät, die wie Juwelen funkelten, weiß, rot und blau; Diamanten und Rubine und Saphire glitzerten über dem blauschwarzen, von weißer Gischt gekrönten Meer.
Wunderschön. Aber wenn sie weiterleben und derartige Privilegien auch in Zukunft genießen wollte, mußte sie jetzt ihre Blicke losreißen und sich auf die Landung konzentrieren. So sanft und behutsam wie möglich fuhr sie ihr einziges Triebwerk auf ein Sechzehntel seiner Leistung hoch. Der Frachter neigte sich leicht nach Backbord, aber ihr gelang es ohne große Probleme, die Schräglage wieder auszugleichen. Die Hülle ächzte unter der Belastung, als sich das Schiff stabilisierte, aber das war zu erwarten gewesen.
Sie überprüfte erneut ihre Instrumente und bemerkte, daß sie noch immer an Höhe und Geschwindigkeit verlor, mehr, als sie sich leisten konnte, selbst wenn der Abfall sich verringert hatte. Sie würde noch immer vor der geplanten Landezone niedergehen, und das war nicht gut. Falls nötig, konnte sie drei Kilometer weit bis zur Küste schwimmen - aber nicht fünfzig Kilometer.
Sie biß sich auf die Unterlippe und erhöhte vorsichtig die Schubkraft auf ein Achtel. Die Hülle begann wieder zu ächzen, aber diesmal ließ das Geräusch nicht nach, sondern wurde lauter. Das beschädigte Schiff würde einer stärkeren Belastung kaum standhalten. Die Bugnase des Frachters wanderte nach backbord, und sie zwang sie wieder nach steuerbord zurück - nur um den Kurs erneut und in großer Hast korrigieren zu müssen, als sich der Bug nach steuerbord neigte. Noch ehe sie es richtig begriff, geriet das Schiff durch die hin und her schwankende Bugnase gefährlich ins Schlingern und drohte vom Kurs abzukommen. Sollte das Schlingern noch schlimmer werden, würde der Frachter abschmieren und trudelnd ins Meer stürzen.
Kalenda verringerte die Schubkraft, bis das
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