Corellia 01 - Der Hinterhalt
Sicherheitsdienst der corellianischen Verteidigungsstreitkräfte neigte verständlicherweise dazu, jeder Person, die um den Raumhafen herumschlich, mit äußerstem Mißtrauen zu begegnen. Aber da sie davon ausgehen mußte, daß der PSD ihr auf den Fersen war, seit sie die Küste erreicht hatte, lautete die Frage vielleicht nur, wer sie zuerst erwischte - die Raumhafenwachen des PSD oder ein Spionageabwehrteam des PSD.
Oder vielleicht, nur vielleicht, war alles so, wie es zu sein schien, sagte sich Kalenda. Vielleicht hatte man sie noch gar nicht entdeckt, und die einzige Gefahr, die sie unmittelbar zu fürchten hatte, war das scharfe Messergras. Nun, sie konnte darauf hoffen, aber sie wagte nicht, es zu glauben. Nicht bei diesem Job.
Verdammt, wo blieben sie? Kalenda wußte nicht genau, was sie tun würde, wenn sie auftauchten und unversehrt waren, oder was sie tun würde - oder konnte -, wenn sie nie mehr auftauchten. Sie würde improvisieren müssen. Fest stand nur, daß die Staatschefin und ihre Familie unterwegs zu einem Planeten waren, der am Rand des Chaos stand. Oberflächlich betrachtet schien auf Corellia alles friedlich und unter Kontrolle zu sein. Aber Belindi Kalenda hatte die letzten Tage damit verbracht, sich in den dunklen Winkeln einer fremden Kultur zu verstecken und alles genau zu beobachten. Sie hatte nicht übersehen können, daß die Lage sehr, sehr kritisch war. Die massive Verstärkung konkurrierender Sicherheitskräfte war kein gutes Zeichen, um es vorsichtig auszudrücken. Die CVS und ihr Ableger, der PSD, schienen ebensooft miteinander zu streiten wie zu kooperieren.
Aber es gab noch mindestens drei andere offizielle Sicherheitsdienste, die sich gegenseitig die Kompetenzen streitig machten, ganz zu schweigen von den diversen Privatmilizen, die überall aus dem Boden zu schießen schienen. Die Menschenliga war die größte, aber nicht die einzige derartige Gruppe. Und natürlich hätte keine der Privatmilizen, nicht einmal die Liga, zehn Minuten überleben können ohne die Duldung oder Unterstützung einflußreicher Kreise. Kalenda hatte keine Zweifel daran, daß der Verborgene Führer der Liga eine Menge Freunde in hohen - und niedrigen - Positionen hatte. Aber, noch wichtiger, die Lage konnte nicht besonders gut sein, wenn so viele hochrangige Persönlichkeiten eine eigene Privatarmee haben wollten.
Die von der Republik eingesetzte Regierung von Generalgouverneur Micamberlecto hätte sich ebensogut in einem anderen Sektor der Galaxis befinden können, wenn man ihren Einfluß auf die Geschehnisse betrachtete. Es war offensichtlich, daß sie keine Kontrolle über die planetaren Behörden hatte. Mauscheleien, Korruption, Geheimniskrämerei und reine Sturheit auf Seiten der Bürokratie schienen alle Reformversuche zu verhindern.
Und wenn sich schon der Zentralplanet in einem derartigen Zustand befand, wie mochte es dann im Rest des Sektors aussehen?
Schlimmer noch: Im Vergleich zur wirtschaftlichen Lage war das politische Klima geradezu rosig zu nennen. Die Städte von Corellia zerfielen. Es gab nirgendwo Arbeit oder auch nur Hoffnung auf neue Arbeitsplätze - schlechte Aussichten für eine handelsorientierte Wirtschaft, die sich seit über einer halben Generation vom Rest des Universums isoliert hatte. Und es war natürlich die ökonomische Krise, die den Planeten zu einer Brutstätte der Unzufriedenheit machte.
Aber all das war im Moment nicht wichtig. Da war noch etwas anderes. Kalenda hatte keine genaue Vorstellung, was es war, aber irgend etwas würde passieren. Etwas Großes. Sie konnte es spüren. Und ihr Gefühl hatte sie bisher noch nie getäuscht. Vielleicht besaß sie sogar einen gewissen Zugang zur Macht, der ihr verriet, wenn sich etwas anbahnte. Woran es auch liegen mochte, es spielte jetzt keine Rolle.
Wichtig war, daß die Staatschefin - falls sie noch lebte - mitten ins Chaos geraten würde. Und Kalenda mußte davon ausgehen, daß sie die einzige überlebende GNR-Agentin, die einzige Vertreterin eines Sicherheitsdienstes des Neuen Republik auf diesem Planeten war. Kalenda wußte, daß der GNR geplant hatte, eine ganze Reihe von Agenten nach Corellia einzuschleusen. Vielleicht waren alle durchgekommen, vielleicht hatte es auch keiner geschafft. Aus offensichtlichen Gründen war es auch besser, daß sie nichts wußte. Auf diese Weise konnte sie auch nichts verraten.
Es kam ihr in den Sinn, daß vielleicht gar keine anderen GNR-Agenten unterwegs waren, sondern daß ihre
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