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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sie nicht. Er schlief.
     
    Er schreckte auf. Etwas Kaltes tropfte in sein Gesicht. Er zwinkerte. Es war Wasser. Langsam öffnete er die Augen und sah den Mabden über sich. Er lag nicht mehr im Wagen, sondern im kalten Gras. Feuer, über denen gekocht wurden, brannten in der Nähe. Es war Nacht.
    »Der Shefanhow ist wieder bei sich, Herr«, rief der Mabden, der ihm das Wasser übers Gesicht gegossen hatte. »Ich glaube, er ist bereit.«
    Corum zuckte zusammen, als er seinen geschundenen Körper bewegte, um sich in den Ketten aufzurichten. Selbst wenn er in eine andere Ebene zu flüchten vermochte, würden die Ketten ihn begleiten. Er hätte nicht viel gewonnen. Probeweise versuchte er in die nächste Ebene zu sehen, aber seine Augen begannen zu schmerzen, und er gab es auf.
    Graf Glandyth-a-Krae stemmte sich mit den Ellenbogen einen Weg durch die Neugierigen um Corum. Seine blassen Augen betrachteten den Gefangenen triumphierend. Er strich sich den in mehrere Zöpfe geflochtenen und mit gestohlenen goldenen Ringen geschmückten Bart und lächelte. Fast zärtlich bückte er sich über Corum und zog ihn hoch. Die Ketten und die fehlende Bewegungsfreiheit in dem engen Wagen, hatten Corums Blutzirkulation unterbunden. Seine Knie begannen nachzugeben.
    »Rodlick! Hierher, Junge!« rief Graf Glandyth und blickte über die Schulter zurück.
    »Ich komme, Herr!« Ein rothaariger Jüngling von etwa vierzehn kam herbeigelaufen. Er war in weiches Vadhagh-Samit in Grün und Weiß gekleidet. Eine Herminkappe bedeckte sein Haar, und seine Füße steckten in geschmeidigen Wildlederstiefeln. Er hatte ein blasses, mit Pickeln übersätes Gesicht, das aber ansonsten hübsch war für einen Mabden. Er warf sich vor dem Grafen auf die Knie. »Aye, Lord?«
    »Hilf dem Shefanhow auf die Beine, Junge.« Gladyths tiefe, sonst so barsche Stimme klang fast weich, als er zu dem Jüngling sprach. »Stütze ihn, Rodlick.«
    Rodlick sprang auf und hielt Corum an den Ellenbogen aufrecht. Die Hände des Jungen waren kalt und nervös.
    Die versammelten Mabden-Krieger richteten ihre Blicke erwartungsvoll auf Glandyth. Gemächlich nahm der seinen schweren Helm ab und fuhr sich durch das fettige gelockte Haar.
    Auch Corum beobachtete den Mabden-Anführer. Er musterte das rote Gesicht des Mannes und fand, daß die grauen Augen wenig wirkliche Intelligenz, dafür aber um so mehr Gefährlichkeit und Arroganz verrieten.
    »Warum hast du alle Vadhagh ermordet?« fragte Corum leise. Seine Lippen zuckten ein wenig. »Warum Graf von Krae?«
    Glandyth blickte ihn fast erstaunt an und ließ sich Zeit für die Antwort. »Du solltest es wissen«, begann er schließlich. »Wir verabscheuen eure Zauberkräfte. Wir hassen eure Überheblichkeit. Wir wollen euer Land und alle eure Güter, die uns von Nutzen sind. Darum töten wir euch.« Er grinste. »Außerdem haben wir nicht alle Vadhagh vernichtet. Noch nicht. Einer lebt noch.«
    »Aye, und dieser eine wird seine Rasse rächen, wenn er die Möglichkeit dazu hat«, versprach Corum.
    Glandyth stemmte seine Hände in die Hüften. »Die hat er aber nicht und wird er auch nicht bekommen.«
    »Du sagtest, ihr verabscheut unsere Zauberkräfte. Aber wir haben gar keine. Nur ein wenig Wissen und ein tieferes Verständnis.«
    »Ha! Wir haben eure Burgen gesehen und die teuflischen Gerätschaften, deren ihr euch bedient. Und die Burg dort jene, die wir vor zwei Nächten zerstörten. Sie stank nach Zauberei!«
    Corum benetzte seine Lippen. »Selbst wenn wir über Zauberkräfte verfügten, wäre das noch lange kein Grund, uns zu vernichten. Wir haben euch kein Leid zugefügt. Ich glaube, ihr haßt uns nur, weil ihr euch selbst haßt. Ihr seid - unfertige Kreaturen.«
    »Ich weiß, daß ihr uns für Tiere haltet. Doch es ist mir gleichgültig, was du denkst, Vadhagh - jetzt da deine Rasse am Ende ist.« Er spuckte auf den Boden und winkte dem Jungen. »Laß ihn los!«
    Der Jüngling sprang zurück.
    Corum schwankte, aber er fiel nicht. Er nahm seinen verachtungsvollen Blick nicht von Glandyth-a-Krae.
    »Du und deine Rasse, Graf, ihr seid vom Irrsinn befallen. Ihr seid wie ein Krebsgeschwür, an dem die Welt leidet.«
    Diesmal spuckte Glandyth Corum direkt ins Gesicht. »Ich sagte dir - ich weiß, was die Vadhagh von uns halten. Ich weiß, was die Nhadragh von uns hielten, ehe wir sie zu unseren Spürhunden machten. Es war euer Stolz, der euch vernichtete, Vadhagh. Die Nhadragh überwanden ihren Stolz zuletzt, und darum ließen

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