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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Delirium, das alles andere ausschloß, ein angenehmes Delirium, ein süßes Delirium.
    Aber es war nichtsdestoweniger ein Delirium.
    Als der Winter schließlich an Grimmigkeit verlor, doch noch ehe der Frühling bereit war, sich zu zeigen; als noch Schnee die Felsen unterhalb der Burg bedeckte und erst wenige Vögel im grauen Himmel über den noch kahlen Wäldern des Festlandes sangen; als die Wut der See sich erschöpft hatte und sie nun müde gegen die Klippen schlug, da war es, daß die fremden Mabden gesichtet wurden, als sie am späten Morgen zwischen den dunklen Bäumen herausritten. Ihr Atem dampfte in der Kälte, und ihre Pferde glitten auf dem vereisten Boden aus, während sie mit klirrenden Rüstungen und Waffen näher kamen.
    Beldan sah sie als erster, als er sich auf dem Burgdach die Beine vertreten wollte.
    Beldan, der Jüngling, der Corum aus der See gerettet hatte, eilte hastig die Stufen des Turms hinab, als eine Gestalt ihm lachend den Weg versperrte.
    »Das Örtchen, das du suchst, Beldan, ist oben, nicht hier unten.«
    Der Jüngling holte tief Luft, ehe er sich bemühte, langsam zu sprechen. »Ich war auf dem Weg zu Euch, Prinz Corum. Ich habe sie von den Zinnen aus gesehen. Krieger sind es. Ein gewaltiger Trupp.«
    Corums Gesicht überschattete sich. Dutzende von Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. »Erkanntest du sie? Sind es Mabden?«
    »Ohne Zweifel. Ich nehme an, es sind Krieger der Ponystämme.«
    »Gegen die die Markgrafschaft errichtet wurde?«
    »Aye. Aber sie haben uns seit mehr als hundert Jahren nicht mehr belästigt.«
    Corum lächelte grimmig. »Es scheint, als unterlägen alle der Ignoranz, die den Untergang der Vadhagh herbeiführte. Sind wir in der Lage, die Burg zu verteidigen, Beldan?«
    »Gegen einen kleinen Trupp wohl, Prinz Corum. Die Ponystämme sind untereinander uneinig und in viele kleine Stämme zersplittert, mit gewöhnlich nicht mehr als zwanzig oder dreißig Kriegern.«
    »Und du glaubst, daß es sich um eine so kleine Streitmacht handelt?«
    Beldan schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Prinz Corum. Ich fürchte, es ist eine ungewöhnlich große.«
    »Verständige die Gefolgsleute. Was ist mit den Riesenfledermäusen?«
    »Sie schlafen im Winter. Nichts vermag sie zu wecken.«
    »Was ist eure normale Verteidigungstaktik?«
    Beldan biß sich auf die Unterlippe.
    »Nun?«
    »Wir haben keine. Es ist schon so lange her, daß wir uns damit befassen mußten. Die Ponystämme fürchten die Macht Lywm-an-Eshs - ihre Furcht ist von Aberglauben bedingt, seit das Land sich hinter den Horizont zurückzog. Wir verließen uns auf diese Furcht.«
    »Dann tue dein Bestes, Beldan. Ich werde mich dir anschließen, sobald ich mir den Mabden-Trupp angesehen habe. Wer weiß, vielleicht kommen sie gar nicht in kriegerischer Absicht.«
    Beldan stürmte den Rest der Stufen hinunter, und Corum stieg den Turm hoch, öffnete die Tür und trat an die Brustwehr.
    Er sah, daß die Flut nachließ und bald, mit Eintritt der Ebbe, die Landbrücke zwischen Festland und Burg freigelegt würde. Die See war grau und kalt, die Küste düster. Und die Krieger warteten dort.
    Es waren Männer mit Bärten so struppig wie das Fell ihrer Ponys, und sie hatten eiserne Helme übergestülpt, mit Visieren aus Messing, die zu wilden Fratzen gehämmert waren. Sie trugen Mäntel aus Wolfspelz oder Wolle, eiserne Kettenhemden, Lederwesten, und um ihre Füße und Beine hatten sie Streifen aus blauem, rotem oder gelbem Stoff gewunden, die bis zu den Knien reichten. Bewaffnet waren sie mit Speeren, Pfeil und Bogen, Streitäxten und Keulen. Und jeder Krieger hatte am Sattel ein Schwert angeschnallt. Es waren alles neue Schwerter, schloß Corum, denn sie glänzten an diesem dämmerigen Wintermorgen wie frisch vom Amboß.
    Mehrer Reihen warteten bereits am Strand, während weitere aus dem Wald trotteten.
    Corum zog mit seiner gesunden Hand seinen Umhang aus Schafspelz enger um sich und stieß nachdenklich mit dem Fuß gegen eine der Zinnen, als woller er sich vergewissern, daß die Burg auch wirklich fest gefügt war.
    Dann blickte er wieder hinüber zu den Kriegern am Strand.
    Er zählte eintausend.
    Tausend Reiter mit tausend neuen Schwertern.
    Er legte die Stirn in Falten.
    Tausend Helme aus Eisen waren auf Burg Mordel gerichtet.
    Tausend Messingvisiere starrten über das Wasser, während langsam die Ebbe begann und die Landbrücke zum Vorschein kam.
    Corum fror. Ein weißer Seerabe flog niedrig über die wartende

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