Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Leute sterben müssen.«
»Das müssen sie ohnehin.«
»Nicht, wenn ich Glandyth erlaube, mich zu schlagen.«
»Glandyth muß den Ponystämmen diese Burg als Beute versprochen haben«, sagte Beldan überzeugt. »Sie machen sich nichts aus Euch. Sie wollen nur zerstören und plündern, was sie seit Jahrhunderten hassen und fürchten. O ja, es ist durchaus möglich, daß Glandyth sich mit Euch zufriedengäbe - er zöge vielleicht weiter -aber er ließe tausend Schwerter zurück. Wir müssen nun alle zusammen kämpfen, Prinz Corum. Es geht nicht anders.«
DAS ELFTE KAPITEL
Die Beschwörung
Corum kehrte zu seinen Gemächern zurück, wo Waffen und Rüstung für ihn bereitlagen. Die Rüstung war ihm ungewohnt. Sie bestand aus Brustpanzer, Rückenpanzer, Beinschutz und einem Kilt, die alle aus dem perlmuttblauen Muschelschalen eines Seetiers gefertigt waren, das Anufek hieß und früher einmal in den Gewässern des Westens beheimatet gewesen war. Die Schale war stärker als das härteste Eisen und leichter als jedes Kettenhemd. Ein hoher, spiralförmig gedrehter Helm mit einer abgerundeten Spitze war wie die Helme der anderen Mordelkrieger aus dem Haus der Stachelschnecke gefertigt. Diener halfen Corum in die Rüstung und reichten ihm ein gewaltiges eisernes Breitschwert, das jedoch überraschend leicht in seiner Hand lag. Sein Schild, das sie an seinen handlosen Arm schnallten, war die Schale eines Riesenkrebses, der einst, wie die Diener ihm erzählten, in einem Gewässer weit hinter Lywm-an-Esh zu finden gewesen war. Diese Rüstung hatte dem verstorbenen Markgrafen gehört, der sie von seinen Vorfahren geerbt hatte. Die wiederum hatten sie schon lange besessen, noch ehe die Notwendigkeit einer Markgrafschaft je in Betracht gezogen worden war.
Corum rief Rhalina zu, daß er kampfbereit war, aber obwohl er sie durch die einen Spalt offenstehende Tür sehen konnte, die ihre Gemächer verband, blickte sie nicht von ihren Papieren hoch. Sie hatte gerade das letzte der Manuskripte vor sich und schien völligmehr noch als in die anderendarin vertieft zu sein.
Corum kehrte zurück auf die Zinnen von Burg Mordel.
Davon abgesehen, daß Glandyths Streitwagen nun unmittelbar vor der Auffahrt zur Landbrücke stand, hatte sich an der Aufstellung der Streitmacht nichts geändert. Der leblose Körper des braunen Mannes von Laahr lag immer noch seltsam verrenkt auf dem Boden.
Die Trommel hatte inzwischen wieder zu schlagen begonnen.
»Warum kommen sie denn nicht heran?« fragte Beldan mit vor Erregung schriller Stimme.
»Vielleicht aus zweierlei Gründen«, erwiderte Corum. »Sie hoffen, uns Angst zu machen und ihre eigene zu bannen.«
»Sie fürchten sich vor uns?«
»Die Ponystämme höchstwahrscheinlich. Immerhin lebten sie seit Jahrhunderten in abergläubischer Furcht vor dem Volk von Lywm-an-Esh. Zweifellos sind sie überzeugt, daß wir über Zauberkräfte verfügen, die wir zu unserer Verteidigung gegen sie einsetzen können.«
Beldan konnte ein ironisches Grinsen nicht unterdrücken. »Ihr beginnt die Mabden zu verstehen, Prinz Corum. Besser als ich, wie es scheint.«
Corum deutete auf Glandyth-a-Krae. »Dort ist der Mabden, der mir die erste Lektion erteilte.«
»Er, zumindest, scheint keine Furcht zu kennen.«
»Er fürchtet keine Schwerter, nur sich selbst. Von allen Eigenschaften der Mabden, finde ich, ist das die zerstörerischste.«
Nun hob Glandyth seine behandschuhte Rechte.
Wieder schwieg die Trommel.
»Vadhagh!« dröhnte seine haßerfüllte Stimme. »Erkennst du, wer dir einen Besuch in dieser Burg voll Geschmeiß abstatten will?«
Corum antwortete nicht. Hinter einer Zinne verborgen, beobachtete er, wie Glandyth mit den Augen die Brustwehr nach ihm absuchte.
»Vadhagh! Bist du da?«
Beldan blickte Corum, der sich ruhig verhielt, fragend an.
»Vadhagh! Sieh, wir haben deinen Dämonenhelfer getötet. Und nun werden wir dich töten und das Mabdengezücht, das dir Unterkunft gewährt hat. Vadhagh! Sprich!«
Corum murmelte Beldan zu: »Wir müssen ihn hinhalten, solange es sich machen läßt. Jede Sekunde, die wir gewinnen, bringt die Flut näher.«
»Sie werden bald angreifen«, prophezeite Beldan. »Lange ehe die Gezeiten wechseln.«
»Vadhagh! Oh, du bist der Feigste einer feigen Rasse!«
Corum sah nun Glandyth sein Gesicht den Kriegern hinter ihm zuwenden, vermutlich, um ihnen den Befehl zum Angriff zu geben. Er baute sich zwischen zwei Zinnen auf und hob seine Stimme.
Seine Rede, obwohl
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