Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
in kaltem Grimm gehalten, war fließende Musik verglichen mit Glandyths knarrender Stimme.
»Hier bin ich, Glandyth-a-Krae, armseligster und bemitleidenswertester aller Mabden!«
Aus der Fassung gebracht, drehte der Graf den Kopf. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. »Nicht ich bin es, der zu bedauern ist!« Er griff unter seinen Pelz und holte etwas hervor, das an einem Band um seinen Hals hing. »Möchtest du nicht kommen und dir das zurückholen?«
Corum fühlte Galle aufsteigen, als er erkannte, was Glandyth in die Höhe hob. Es war Corums mumifizierte Hand, die noch immer den Ring trug, den seine Schwester ihm einst geschenkt hatte.
»Und sieh!« Glandyth brachte einen kleinen Leder beutel aus seinem Rock hervor und winkte damit Corum zu. »Ich habe auch dein Auge wohl verwahrt.«
Corum unterdrückte seinen Haß und seinen Ekel und rief: »Du kannst auch noch den Rest haben, Glandyth, wenn du deine Horde fortschickst und Burg Mordel in Frieden läßt.«
»O nein, Vadhagh!« brüllte Glandyth zurück und bog sich vor Lachen. »Sie wollen doch nicht um das Vergnügen eines Kampfes kommen - und schon gar nicht um die Beute. Sie haben viele Monde darauf gewartet. Nun dürfen sie endlich ihre alten Feinde ausrotten - und ich werde mir dich vornehmen. Ich hatte vorgehabt, den Winter angenehm auf König LyraBrodes Hof zu verbringen. Statt dessen mußte ich in Fellzelten mit unseren Freunden hier kampieren. Ich beabsichtige dich schnell vom Leben in den Tod zu befördern, Vadhagh. Das verspreche ich dir. Ich habe keine Lust mehr, viel Zeit mit einem verkrüppelten Ungeziefer zu vergeuden.« Wieder brach er in wieherndes Gelächter aus.
»Dann hättest du also keine Angst, allein gegen mich zu kämpfen?« rief Corum. »Du könntest dich mit mir auf dieser Landbrücke schlagen und würdest mich zweifellos schnell getötet haben. Dann kannst du die Burg immer noch deinen Freunden überlassen und um so schneller zu deinem eigenen Land zurückkehren.«
Glandyth furchte die Stirn und überlegte offenbar.
»Warum solltest du dein Leben etwas eher opfern, als du es ohnehin geben mußt?«
»Ich bin es müde, als Krüppel zu leben. Ich bin es müde, dich und deine Mannen zu fürchten.«
Glandyth schien nicht überzeugt. Corum versuchte, Zeit mit seinem Vorschlag zu gewinnen, aber andererseits war es Glandyth ohnehin gleichgültig, welche Schwierigkeiten die Ponystämme noch zu überwinden haben würden, wenn er erst einmal Corum getötet hatte.
Schließlich nickte er und brüllte zurück. »Gut, Vadhagh. Komm herunter. Ich werde meinen Männern befehlen, sich herauszuhalten, bis unser Kampf beendet ist. Sollte es dir gelingen, mich zu töten, werden meine Denledhyssi das Kampffeld den anderen überlassen - «
»Diesen Teil der Abmachung glaube ich dir nicht«, erwiderte Corum. »Aber er interessiert mich auch nicht. Ich werde jetzt herauskommen.«
Corum ließ sich Zeit, die Stufen herabzusteigen. Er wollte nicht von Glandyths Händen fallen, und er wußte, wenn es ihm gelingen sollte, den Mabden unterzukriegen, so würden die Krieger des Grafen von Krae schnell zur Hilfe ihres Anführers herbeieilen. Alles, was er zu gewinnen hoffte, waren ein paar Stunden für die Verteidiger.
Rhalina erwartete ihn außerhalb ihrer gemeinsamen Gemächer.
»Wohin gehst du, Corum?«
»In den Kampf mit Glandyth und höchstwahrscheinlich in den Tod«, antwortete er. »Ich werde mit der Liebe zu dir im Herzen sterben, Rhalina.«
Ihr Gesicht war eine Maske des Entsetzens. »Corum! Nein!«
»Es muß sein, wenn die Burg auch nur eine winzige Chance gegen diese Barbaren haben soll.«
»Nein, Corum. Es gibt vielleicht einen Ausweg. Der Markgraf erwähnt ihn in seiner Abhandlung. Ein allerletzter Ausweg allerdings.«
»Welcher Art?«
»Er geht nicht näher darauf ein. Es ist etwas, das schon von seinen Vorvätern jeweils von Vater zu Sohn weitergegeben wurde. Eine Beschwörungsformel. Zauberkraft, Corum.«
Corum lächelte traurig. »Es gibt keine Zauberkraft, Rhalina. Was ihr mit Zauberei bezeichnet, ist eine Handvoll unverstandener Splitter von Vadhagh-Wissenschaft.«
»Dies ist keine Vadhagh-Wissenschaft - es ist etwas anderes. Eine Beschwörung.«
Er wollte sich an ihr vorbeischieben, aber sie hielt ihn am Arm zurück. »Corum, laß mich die Beschwörung versuchen!«
Er riß sich los und eilte, Schwert in der Hand, die Treppe hinunter. »Schön, Rhalina, versuche es, wenn du es für richtig hältst. Aber auch, wenn du
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