Corum 02 - Die Königin des Chaos
einen Körper, die dafür geeignet sind jene dessen, der ihn verbannt hat die des Vadhagh-Prinzen Corum im scharlachroten Mantel. Schwierige Zauberkünste werden nötig sein, diesen Corum umzuwandeln, wenn er erst einmal gefangen ist aber gefangen muß er werden!«
»Nicht getötet?« fragte Glandyth mit enttäuschter Stimme.
»Warum ihn verschonen?« kicherte der Bär.
Nun erschauderte sogar Glandyth.
»Wir verlassen euch jetzt«, erklärte der Hund, »und entsenden sofort Hilfe. Sie wird von einem angeführt werden, der ein Abgesandter der großen alten Götter ist. Die Schwertherrscherin der nächsten Ebene, der Königin Xiombarg, selbst schickt ihn. Er wird euch besser beraten, als wir es vermöchten.«
Und dann waren der Hund und der Bär verschwunden. Immer noch hing der Gestank des gebratenen Menschenfleischs in der finsteren Halle. König Lyrs leicht bebende Stimme klang durch die Dunkelheit. »Bringt Fackeln!« befahl er. »Bringt Fackeln!«
Die Türen wurden aufgerissen, und ein schwaches rötliches Licht drang bis zur Mitte der Halle und ließ das Podest, den Thron, den Weidenkäfig, den erloschenen Feuerkessel und den schaudernden, knienden König erkennen.
Lyra-Brodes Augen blickten starr, als ihm zwei seiner Garde auf die Beine halfen. Er schien nicht sehr erfreut über die Verantwortung, welche die Götter auf seine Schultern geladen hatten. Fast flehentlich blickt er Glandyth an.
Glandyth grinste, und Geifer drang aus seinen Lefzen wie bei einem Bluthund, der es nicht erwarten kann, sich auf sein nächstes Opfer zu stürzen.
Die kleine Katze zwängte sich durch den engen Durchschlupf, zurück zum Turmfenster, und kehrte mit müden Schwingen heim zu ihrem Herrn auf Burg Mordel.
DAS DRITTE KAPITEL
Lywm-an-Esh
Es war ein stiller warmer Nachmittag im Hochsommer. Nur ein paar vereinzelte weiße Wolken schwebten nahe am Horizont. Bunte sanfte Blumen streckten ihre Köpfchen, soweit das Auge reichte, aus dem Gras hervor, bis hinab zum gelben Sand, der das Festland vom friedlich in der Sonne schlummernden Meer trennte. Es waren alles wildwuchernde Blumen, aber ihre Verschiedenartigkeit erweckte den Eindruck, als wären sie dereinst der lieblich duftende Schmuck eines riesigen Gartens gewesen, der nun schon seit langen Jahren sich selbst überlassen war.
Erst vor einer kurzen Weile hatte ein schlanker Schoner am Strand angelegt und eine kleine buntgekleidete Gruppe sich mit ihren Pferden am Zügel über eine provisorische Laufplanke an Land begeben. Seide und Stahl leuchteten in der Sonne auf, als der Trupp die Rosse bestieg und sich daran machte, landeinwärts zu reiten.
Die vier vorderen Pferde versanken knietief in dem weichen farbenfrohen Blumenteppich. Ihre Reiter atmeten in vollen Zügen den würzigen Duft ein.
Aller, außer einem der Berittenen, waren bewaffnet. Einer von ihnen war hochgewachsen mit fremdartigen Zügen. Über seinem rechten Auge trug er einen juwelenbesetzten Schild, und seine sechsfingrige Linke bedeckte ein edelsteingeschmückter Handschuh. Über den Kopf hatte er einen hohen konischen Helm gestülpt, der offensichtlich aus Silber war, und von dem ein Kettenschutz aus feinen, engen Gliedern aus demselben Material über den Nacken hing. Auch sein Kettenhemd bestand aus demselben Metall, wenngleich seine zweite Lage aus Messing geschmiedet war. Sein Hemd, genau wie seine Beinkleider und Stiefel, waren aus feinstem Wildleder. An seiner Seite hing ein Langschwert, dessen Knauf und Griff mit feinen Silberfäden umwickelt und mit roten und schwarzen Onyxen besetzt waren. Aus einer Hülle am Sattel, ragte der Haft einer Streitaxt, der nicht anders als der Schwertgriff verziert war. Ein vorne offener Mantel aus fremdartigem Material in leuchtendem Scharlachrot flatterte von seinem Rücken, über dem ein Köcher mit Pfeilen und ein langer Bogen hingen. Dieser Reiter war der Vadhagh-Prinz Corum Jhaelen Irsei im scharlachroten Mantel, gerüstet zum Kampf.
Neben dem Prinzen ritt einer, ebenfalls in Kettenhemd, aber sein Helm bestand aus dem Gehäuse einer Riesenstachelschnecke, und sein Schild aus einer gewaltigen Muschelschale. Seine Waffen waren ein schmales Schwert und eine Lanze. Dieser Reiter war die schöne Markgräfin Rhalina von Allomglyl. Und auch sie war zum Kampf gerüstet.
An Rhalinas Seite trabte ein gutaussehender Jüngling mit Helm und Schild ähnlich dem ihren, einer Streitaxt, im Gegensatz zu Prinz Corums mit kurzem Schaft, und einem Breitschwert. Sein langer
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