Corum 02 - Die Königin des Chaos
besonderes Interesse«, rief er. »Unser einziger Wunsch ist es, unser Leben zu leben, wie wir es bisher getan haben. Bis vor kurzem, Verenak, mischtet Ihr Euch nicht in unsere Belange, außer daß Ihr uns hin und wieder ein paar Zaubertricks verkauftet. Nun sprecht Ihr plötzlich von einer gerechten Sache und von Kampf und Terror. Ihr sagt, wir müssen uns bewaffnen und gegen unseren Lehensherrn, den Herzog, kämpfen. Und jetzt kommt auch noch dieser Fremde, dieser Vadhagh, und sagt, wir müssen uns mit der Ordnung verbünden. Und wie Ihr, behauptet er, daß wir uns nur so retten können. Doch wir sehen keine Gefahr. Es gab auch keine Anzeichen, Verenak.«
Verenak raste. »Es gab Zeichen! Ich habe sie im Traum gesehen. Wir müssen zu den Waffen greifen und an der Seite des Chaos Llarak angreifen und so zeigen, daß wir Urleh treu ergeben sind!«
Corum zuckte die Achseln. »Ihr dürft Euch nicht mit dem Chaos verbünden«, warnte er. »Wenn Ihr allerdings überhaupt keine Partei ergreift, wird das Chaos Euch trotzdem verschlingen. Ihr bezeichnet unseren kleinen Trupp als Armee das bedeutet, daß Ihr keine Vorstellung von der Größe einer solchen habt. Wenn Ihr Euch nicht gegen Eure Feinde rüstet, werden Eure blühenden Hügel schon bald von barbarischen Reitern überrannt, die Euch genauso zertrampeln werden wie Eure lieblichen Blumen. Ich bin ihnen schon zweimal in die Hände gefallen, und ich weiß, daß sie martern und vergewaltigen, ehe sie morden. Nichts wird von Eurem Dorf mehr übrigbleiben, wenn Ihr nicht mit uns nach Llarak zieht und dort lernt, Euer herrliches Land zu verteidigen.«
»Wie ist es überhaupt zu dieser Aufwiegelung gekommen?« versuchte es Jhary auf andere Weise. »Wieso wollt Ihr diese Leute gegen den Herzog aufhetzen, Sir Verenak?«
Der Priester blickte finster drein. »Weil der Herzog dem Wahnsinn verfallen ist. Nicht ein Mond ist vergangen, da er die Priester Urlehs aus seiner Stadt verbannte, denen jenes minderwertigen weichlichen Gottes Ilah jedoch zu bleiben gestattet. Dadurch stellte er sich auf die Seite der Ordnung und bewies, daß er die Anhänger des Chaos nicht länger duldete. Urlehs Rache ja Ariochs wird auf ihn herabkommen. Und darum warne ich diese armen, einfältigen Leute und bemühe mich, sie zum Kampf gegen den Herzog zu gewinnen.«
»Mir deucht, diese Leute sind bedeutend klüger als Ihr, mein Freund«, lachte Jhary.
Verenak hob seine Arme zum Himmel. »O Urleh«, rief er. »Vernichte diesen grinsenden Narren!«
Der Priester war in seiner Erregung der unbedeckten hinteren Brunnenhälfte zu nahe gekommen. Durch seine heftige Bewegung verlor er das Gleichgewicht und stürzte in das nicht sehr tiefe Wasser.
Die Dorfbewohner lachten. Der eine, der bereits das Wort ergriffen hatte, sprach zu Corum: »Macht Euch keine Sorgen, Freund, wir haben nicht die Absicht zu den Waffen zu greifen. Wir müssen die Ernte einholen, das allein ist wichtig für uns.«
»Ihr werdet keine Ernte zum Einbringen haben, wenn die Mabden aus dem Osten hier durchziehen«, warnte Corum. »Aber ich habe nicht die Absicht, mit Euch zu streiten. Laßt mich Euch nur noch sagen, daß auch wir Vadhagh nicht an die Blutlust dieser Barbaren glaubten, daß auch wir den Warnungen unser Ohr verschlossen. Darum sah ich das Ende meines Vaters und meiner Mutter und meiner Schwestern. Darum bin ich der Letzte der Vadhagh.«
Der Mann kratzte sich am Kopf. »Ich werde über alles nachdenken, was Ihr gesagt habt, Freund Vadhagh.«
»Und was ist mit ihm?« fragte Corum und deutete auf Verenak, der gerade aus dem Brunnen kletterte.
»Er wird uns nicht mehr belästigen. Es gibt noch viele Dörfer, die er für seine finsteren Pläne gewinnen will. Ich zweifle, daß andere sich überhaupt die Zeit nehmen, ihm auch nur zuzuhören, wie wir es getan haben.«
Corum nickte. »Gut. Doch denkt darüber nach, daß diese kleinen Auseinandersetzungen, diese scheinbar unbedeutenden Entscheidungen wie die Verbannung der Urleh-Priester durch den Herzog, nur Zeichen eines schwerwiegenderen Kampfes zwischen Ordnung und Chaos sind, der uns schon bald bevorsteht. Verenak spürt es genau wie der Herzog. Der Priester versucht, Krieger für das Chaos zu sammeln, während der Herzog sich auf die Seite der Ordnung stellt. Keiner kann bereits von der drohenden Gefahr wissen, und doch quälen Vorahnungen beide. Ich bin es, der die Botschaft, daß der Kampf nicht mehr weit ist, nach Lywm-an-Esh bringt. Nehmt Euch meine Warnung zu
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