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Corum 02 - Die Königin des Chaos

Corum 02 - Die Königin des Chaos

Titel: Corum 02 - Die Königin des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zog den juwelenverzierten Schild über Rhynns Auge. Als er sich wieder umdrehte, waren die Vedragh verschwunden und mit ihnen die toten Vögel.
    Rhalinas Gesicht war wachsbleich. »Diese deine Verbündeten, Corum, sind nicht weniger schrecklich als die Kreaturen des Chaos. Ihre Hilfe wird unsere Seele verderben.«
    »Es ist das Chaos, das unsere Seelen verdirbt, Lady Rhalina«, versicherte Jhary ihr. »Durch das Chaos werden wir zum Kampf gezwungen. Das Chaos macht alle unerbittlich, auch jene, die ihm nicht dienen. Das müßt Ihr einsehen, Lady Rhalina. Ich weiß, daß es so ist.«
    Sie senkte die Augen. »Machen wir uns auf den Weg zu diesem See«, murmelte sie. »Wie heißt er doch?«
    »Ein merkwürdiger Name«, antwortete Corum und starrte vor sich hin. »Der See der Stimmen.«
    Sie kletterten weiter bergauf, doch jetzt, da die Gefahr, die von den Vögeln gedroht hatte, gebannt war, gönnten sie sich öfter Rast, und sie bedurften ihrer auch dringend, da eine neue Gefahr sich ankündigte Hunger und Durst, denn sie hatten keinen Proviant bei sich.
    Schließlich hatten sie den Kamm erreicht, und ihr Weg führte langsam bergab. An den tieferen Hügeln wuchs kräftiges grünes Gras. Vom Fuß des Berges an begann ein See sich bis zum Horizont zu erstrecken. Er war von sanftestem Blau, und kein Wind kräuselte das Wasser. Sie vermochten kaum zu glauben, daß es etwas von solcher Schönheit und solchem Frieden im Reich des Chaos geben konnte.
    »Es ist zauberhaft!« staunte Rhalina. »Vielleicht finden wir dort etwas, unseren Hunger zu stillen. Aber auf jeden Fall wird er unseren Durst löschen.«
    »Aye - «, murmelte Corum, nicht ganz davon überzeugt.
    Und Jhary brummte: »Ich dachte, Euer Informant sagte, wir brauchen Mut, den See zu überqueren. Ich frage mich, welche Gefahren er wohl birgt.«
     
    Sie vermochten sich kaum noch auf den Füßen zu halten, als sie die grasigen Hügel erreicht hatten und endlich den glatten Fels hinter sich lassen konnten. Sie setzten sich müde ins Gras neben einen kleinen Bach, der einer nahen Quelle entsprang, und so mußten sie nicht warten, ihren Durst zu stillen, bis sie den See erreichen würden. Jhary murmelte seiner Katze etwas zu. Sie schwang sich in die Lüfte und war bald aus ihren Augen verschwunden.
    »Wo habt Ihr Schnurri hingeschickt?« erkundigte Corum sich.
    Jhary zwinkerte ihm zu. »Jagen.«
    Und tatsächlich, nach gar nicht so langer Zeit kam die Katze mit einem Kaninchen zwischen den Zähnen zurück, das sicher nicht kleiner war als sie selbst. Sie ließ es auf den Boden fallen und verließ sie erneut, um ein weiteres zu finden. Jhary machte Feuer und bald hatten sie sich gestärkt und fielen in erschöpften Schlaf, während abwechselnd einer von ihnen Wache hielt.
    Als sie ausgeruht waren, setzten sie ihren Weg fort, bis sie kaum noch eine Viertelmeile vom Seeufer entfernt waren.
    Plötzlich legte Corum den Kopf schief. »Hört ihr es?« fragte er.
    »Ich höre nichts«, erwiderte Rhalina verwundert.
    Aber Jhary nickte. »Aye Stimmen wie von einer weit entfernten Menschenmenge. Stimmen.«
    »Das ist es, was ich höre«, pflichtete Corum ihm bei. Und als sie sich dem See näherten, nahm das Stimmengewirr an Lautstärke zu, bis es in ihren Köpfen widerzuhallen schien. Sie preß-ten die Hände gegen die Ohren und wußten nun, welch Mutes es bedurfte, den See der Stimmen zu überqueren.
    Die Worte das Gemurmel das Flehen, die Flüche, die Schreie, das Weinen, das Lachen all das kam aus dem blauen Wasser des scheinbar so friedlichen Sees. Es war das Wasser, das sprach.
    Es war, als ob Millionen von Menschen darin ertrunken wären und nicht aufhörten zu reden, obwohl ihre Körper längst verfault und vom Wasser aufgelöst waren.
    Mit den Händen fest gegen die Ohren gedrückt, blickte Corum sich verzweifelt um. Aber er mußte feststellen, daß es unmöglich war, den See zu umgehen, denn zu ihren beiden Seiten erstreckte sich Marschland, das sich nicht überqueren ließ.
    Er zwang sich, näher an den See heranzugehen. Die Stimmen der Männer und Frauen und Kinder waren wie von ewig in die Hölle Verdammten. »Bitte - «
    »Ich möchte ich möchte ich möchte - « »»Niemand hilft - « »Diese Qualen - « »»Es gibt keinen Frieden - « »»Warum - ?«
    »»Es war eine Lüge. Man hat mich betrogen - « »»Auch mich. Auch mich. Ich kann nicht mehr - « »Aaaaaaaaaaa! Aaaaaaaaaaa! Aaaaaaaaaa!« »»Helft mir, ich flehe euch an - « »Helft mir - « »Mir -

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