Corum 02 - Die Königin des Chaos
Boden, der sich endlos durch den gelben Nebel erstreckte. Aber etwas Lebendiges bemerkte er nicht.
Während er die Hände über die Augen legte, um besser zu sehen, holten die anderen mit ihm auf. Das Grunzen und Krächzen war stärker, und ein scheußlicher penetranter Gestank schlug ihnen entgegen. Auch das Knarren und Rumpeln war noch zu vernehmen. Schließlich sah Corum, wodurch es verursacht wurde.
»Beim Schwerte Elrics!« stöhnte Jhary. »Das sind die Streitwagen des Chaos. Ich hätte es mir denken können!«
Monströse, unförmige Fahrzeuge, von gewaltigen Reptilien gezogen, preschten durch den Nebel. Sie waren mit den merkwürdigsten Kreaturen vollgestopft, von denen manche sogar auf dem Rücken anderer kauerten. Jede dieser Bestien war eine menschliche Karikatur. Jede trug Rüstung und Waffen verschiedenster Art. Manche waren schweineähnlich, andere hunde-, kuh-, frosch- oder pferdeähnlich; manche waren mehr, andere weniger entstellt.
»Hat das Chaos den Tieren diese menschenähnliche Form gegeben?« stöhnte Corum.
»Ihr ratet daneben, Freund«, grinste Jhary schwach.
»Was meint Ihr?«
Der König ohne Land wandte sich ihnen zu. »Diese Bestien«, erklärte er, »waren einst Menschen. Viele von ihnen gehörten zu meinen Untertanen, die sich dem Chaos anschlossen, weil sie es für mächtiger als die Ordnung hielten.«
»Und diese Verwandlung war ihre Belohnung?« warf Rhalina ein und schüttelte sich.
»Sie sind sich ihrer Verwandlung möglicherweise gar nicht bewußt«, entgegnete Jhary leise. »Sie degenerierten zu stark, als daß sie noch viel Erinnerung an ihr früheres Leben haben könnten.«
Die schwarzen Streitwagen rumpelten weiter auf sie zu und trugen ihre grunzende, kreischende, wiehernde Meute näher heran.
Sie konnten nichts anderes tun, als vor den torkelnden Wagen zu fliehen. Keuchend und hustend von dem ekeligen Gestank des Chaos-Packs, hasteten sie über den holprigen Boden.
Die Meute heulte triumphierend und peitschte ihre Reptilzugtiere an, bis die Wagen noch schneller dahinrumpelten. Die gräßliche deformierte Schar freute sich der Jagd.
Die vier Gefährten verfügten nicht mehr über viel Kraft, denn sie hatten schon lange nichts mehr zu essen und trinken gehabt und waren erschöpft von den Anstrengungen. Hinter einem gewaltigen Felsbrocken machten sie Halt, um ein wenig zu verschnaufen. Die Streitwagen holperten näher und brachten die markerschütternde Kakophonie und den betäubenden Gestank mit sich.
Corum hoffte, daß die Streitwagen sie nicht entdeckten und an ihnen vorbeifuhren. Aber offenbar vermochte die Chaos-Meute in dem gelben Nebel besser zu sehen als sie, denn der vorderste Wagen bog direkt auf sie zu.
Corum kletterte auf den Felsblock, um von oben gegen das Pack im Wagen kämpfen zu können. Eine schweineähnliche Kreatur kletterte ihm nach. Der Vadhagh holte mit der Faust aus, doch als sie das Gesicht traf, hielt das Schwein sie fest und schwang seine messingbeschlagene Keule. Corum stach mit dem Schwert auf das Ding ein, das zuckend zusammenbrach.
Auch die anderen mußten sich bereits ihrer Haut wehren. Rhalina verteidigte sich mannhaft mit ihrem Schwert. Die beiden anderen kämpften am Fuß des Felsblocks auf der Corum entgegengesetzten Seite, während der Vadhagh ihnen den Rücken freihielt.
Ein Hundewesen sprang ihn an. Es trug einen Helm und einen Brustpanzer. Seine Schnauze war mit spitzen Zähnen gespickt, die nach seinem Arm schnappten. Klauen und Pfoten, die früher einmal Hände gewesen waren, krallten sich in seinen Mantel, seine Stiefel. Schwerter klirrten gegen den Fels, auf dem er stand, und Keulen prallten dagegen, als die wilde Meute zu ihm hochzuklettern versuchte. Er stampfte grimmig auf sich festklammernde Finger, hackte mit der Axt nach Händen und Armen, stieß sein Schwert in Münder, Augen und Herzen, und je mehr die Panik von ihm Besitz ergriff, desto wilder kämpfte er.
Die Kakophonie der Chaos-Meute wurde immer betäubender. Mehr und mehr Streitwagen drangen aus dem Nebel, bis ihrer Hunderte den Felsblock umzingelten.
Da erst wurde es Corum klar, daß die Meute zumindest jetzt noch nicht die Absicht hatte, sie zu töten. Sie hätten es längst tun können, wenn sie es gewollt hätten. Zweifellos planten sie, sie langsam und mit Genuß zu martern oder sie vielleicht gar in ähnliche Kreaturen wie sie es waren, zu verwandeln.
Corum erinnerte sich der Mabden-Foltern mit Grauen, und kämpfte wie ein Berserker, in der
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