Corum 02 - Die Königin des Chaos
bemächtigen, aber er hob die Hand Kwlls und zerschmetterte damit das Gesicht des nächsten und brach das Genick eines weiteren. Dann rannte er zu Polib-Bavs Streitwagen. Der Anführer der Meute stand daneben und starrte verwirrt um sich. Ehe er Corum überhaupt bemerkte, hatte der sich bereits sein Schwert am Boden des Streitwagens geschnappt und holte damit aus. Das Pferdewesen sprang hastig rückwärts und zog sein eigenes. Aber seine Bewegungen waren unbeholfen und durch die Überraschung zusätzlich gehemmt. Er wehrte Corums Hieb ab und stach zu. Doch Corum sprang zur Seite und traf Polib-Bav in den Hals. An seinem eigenen Blut erstickend, starb das Pferdewesen.
Hastig zerschnitt Corum die Fesseln seiner Freunde. Auch sie griffen eilig zu den Waffen, bereit ihr Leben teuer zu verkaufen. Doch als die Meute sich von ihrem ersten Schock erholt hatte, ergriff sie die Flucht. Die Streitwagen holperten nach allen Seiten durch den kahlen Wald, als der Ghanh nach neuen Opfern Ausschau hielt. Corum bückte sich und nahm PolibBav die Wasserflasche und einen Beutel mit grobem Brot ab.
Es dauerte nicht lang und die ganze Chaos-Meute war verschwunden. Corum inspizierte den Wagen. Die Zug-Reptilien kümmerten sich nicht um sie.
»Denkt Ihr, König Noreg-Dan, daß wir ihn lenken können?« fragte er.
Der König ohne Land schüttelte zweifelnd das Haupt. »Ich weiß nicht recht. Vielleicht.«
»Ich bin nicht ganz unerfahren mit ähnlichen Streitwagen und jenen Kreaturen, welche diese ziehen«, erklärte Jhary. Sein Sack hüpfte auf dem Rücken, als er zurück in den Wagen sprang und nach den Zügeln griff. Er drehte sich um und grinste sie an. »Nun, wohin wünscht Ihr zu fahren? Zu Xiombargs Palast?«
Corum lachte. »Noch nicht. Sie wird uns ohnehin holen lassen, sobald sie erfährt, was aus ihrer >Legion< geworden ist.
Versuchen wir es mit dieser Richtung.« Er deutete auf einen Pfad durch den Wald. Er half Rhalina auf den Wagen, wartete, bis Noreg-Dan eingestiegen war und sprang dann selbst hinein. Jhary ruckte die Zügel und wendete den Wagen. Sie rollten durch den kränklichen Wald hügelabwärts auf ein Tal zu, das mit aufrechtstehenden Steinen übersät schien.
DAS FÜNFTE KAPITEL
Die erstarrte Armee
Es waren keine Steine.
Es waren Krieger. Jeder zur Statue erstarrt, die Waffe in der Hand.
»Das ist die erstarrte Armee«, erklärte König Noreg-Dan erschüttert. »Die letzten, die sich gegen das Chaos wehrten.«
»War das ihre Bestrafung?« fragte Corum.
»Aye.«
Jhary umklammerte die Zügel. »Sie leben, nicht wahr? Sie wissen, daß wir durch ihre Reihen fahren?«
»Aye. Königin Xiombarg soll gesagt haben, weil sie solch standhafte Verteidiger der Ordnung sind, gebührt es ihnen, zu erfahren, was der Ordnung letztes Ziel ist die absolute Starre.«
»Ist das wirklich so?« flüsterte Rhalina zitternd.
»Das möchte Chaos uns glauben machen«, erwiderte Jhary. »Aber es spielt keine Rolle. Das kosmische Gleichgewicht verlangt eine Ausgewogenheit etwas vom Chaos, etwas von der Ordnung, damit das eine das andere im Zaum halten kann. Der Unterschied ist nur, daß die Ordnung die Autorität des kosmischen Gleichgewichts anerkennt, während das Chaos es nicht tut. Aber völlig vermag auch das Chaos sich ihm nicht zu widersetzen, denn seine Götter wissen, daß Ungehorsam ihre eigene Vernichtung nach sich zieht. Darum kann Xiombarg es auch nicht wagen, das Reich eines anderen alten Gottes zu betreten. Sie muß, wie im Fall Eurer Welt, durch andere handeln. Sie muß auch, wie die anderen Götter, in ihrem Tun mit den Sterblichen Vorsicht walten lassen. Sie darf sie nicht einfach willkürlich vernichten auch sie hat bestimmte Regeln zu beachten.«
»Aber es gibt wohl keine Regel, diese armen Wesen hier zu schützen«, wandte Rhalina ein.
»Doch. Sie sind ja nicht tot. Sie durfte ihnen nicht das Leben nehmen.«
Corum erinnerte sich des Turms, wo er Ariochs Herz gefunden hatte. Auch dort waren die Männer erstarrt gewesen.
»Nur wenn sie direkt von ihnen angegriffen wird«, erklärte Jhary, »vermag Xiombarg Sterbliche zu töten. Aber sie kann die ihr ergebenen Untertanen benutzen, andere Sterbliche zu morden. Versteht Ihr?«
»Dann sind wir also vor Königin Xiombarg sicher?« fragte Corum.
»Vor ihr selbst ja.« Jhary lächelte. »Aber durchaus nicht vor ihren Dienern. Und wie Ihr ja gesehen habt, sind das nicht wenige.«
»Aye«, pflichtete der König ohne Land ihm im Brustton der Überzeugung bei. »Aye.
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