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Corum 03 - Das Ende der Götter

Corum 03 - Das Ende der Götter

Titel: Corum 03 - Das Ende der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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jene, die Ihr kennt, was hat das schon zu sagen?«
    Jhary holte tief Luft. »Ich glaube, ich beginne ein wenig zu verstehen. Wenn Tanelorn an dem einzigen Ort des Multiversums steht, der nicht dem ständigen Wechsel unterworfen ist, dann dient es vielleicht einem anderen Zweck, als nur der Erholung müder Helden und ähnlichem.«
    »Ihr meint, uns drohe dort Gefahr?«
    »Gefahr? Es hängt davon ab, was Ihr als gefährlich betrachtet. Manches Wissen mag für den einen gefährlich sein, für den anderen nicht. In der Sicherheit kann Gefahr liegen, wie wir selbst erfahren haben, und Sicherheit in der Gefahr. Wir kommen der Wahrheit nirgends näher, als im Erkennen eines Paradoxons und deshalb ich hätte es schon eher in Betracht ziehen müssen muß auch Tanelorn ein Paradoxon sein. Laßt uns in diese Stadt gehen, Corum, und herausfinden, warum wir hierhergeführt wurden.«
    Der Vadhagh zögerte. »Mabelrode droht die Ordnung zu verbannen. Glandyth-a-Krae versucht meine Ebene zu erobern. Rhalina ist verschwunden. Wir haben viel zu verlieren, Jhary, wenn wir einen Fehler machen.«
    »Aye. Nicht nur viel, sondern alles.«
    »Darum sollten wir uns erst versichern, ob wir nicht die Opfer einer kosmischen Täuschung sind.«
    Jhary drehte sich um und lachte laut auf. »Und wie sollten wir das erkennen, Corum Jhaelen Irsei?«
    Corum funkelte Jhary wütend an, dann senkte er die Augen. »Ihr habt recht. Wir werden in die Stadt gehen.«
    Sie überquerten einen Rasen, den das Licht der Stadt blau färbte, und standen schließlich am Anfang einer weiten Prachtstraße, die von blauen Pflanzen eingesäumt war, und atmeten eine Luft, die anders war als jene auf den Ebenen, die sie kannten.
    Und Corum begann zu weinen, als er soviel wundersame Schönheit erblickte. Er fiel auf die Knie und wußte, daß er sein Leben für diese Stadt geben würde. Jhary legte eine Hand auf die gebeugte Schulter seines Freundes und murmelte: »Aye, dies ist wahrhaft Tanelorn!«
     
    Corum fühlte sich leicht und beschwingt, als er und Jhary die breite Straße entlangmarschierten und Ausschau nach den Bewohnern der Stadt hielten. Corum war mit einem Mal überzeugt, daß er hier Hilfe finden würde; daß Mabelrode doch besiegt werden, und sein Volk und jenes von Lywm-an-Esh zurückgehalten werden könne, einander zu morden. Aber auch als sie die Straße immer weiter schritten, kam keiner der Bürger Tanelorns ihnen entgegen, sie zu begrüßen. Nur Stille herrschte hier.
    Am Ende der Prachtstraße sah Corum die Umrisse einer Gestalt gegen den Hintergrund eines Springbrunnen, dessen blaues Wasser komplexe Muster in die Luft zeichnete. Die Silhouette war die einer Statue, und irgendwie erschien sie Corum vertraut und schenkte ihm innere Ruhe, denn scheinbar ohne Grund weckte sie in ihm das Gefühl von Hoffnung.
    Er beschleunigte seinen Schritt, bis Jhary ihn mit einer Hand auf seiner Schulter zurückhielt. »Keine Hast in Tanelorn, Corum«, mahnte er.
    Je näher sie kamen, desto deutlicher wurden die Einzelheiten der Statue.
    Sie sah viel barbarischer aus als der Rest der Stadt. Auch war sie mehr grün als blau. Sicher hatten nicht die gleichen Künstler sie hergestellt, welche die Türme und Kuppeln entworfen hatten. Sie paßte ganz einfach nicht hierher. Sie stand auf vier Beinen an den vier Enden ihres Rumpfes, und hatte vier Arme, zwei gefaltet und zwei, die an den Seiten herabhingen. Sie besaß einen riesigen menschlichen Schädel, aber keine Nase, nur zwei Atemöffnungen. Der Mund war viel breiter als der eines Menschen, und er war zu einem Grinsen geformt. Die Augen glitzerten. Auch sie unterschieden sich grundlegend von Menschenaugen und ähnelten eher enganeinandergesetzten Juwelen.
    »Die Augen «, murmelte Corum und trat näher an die Statue heran.
    »Aye.« Jhary wußte, was er meinte.
    Das Kunstwerk war nicht viel größer als Corum. In seine ganze Oberfläche waren dunkelschillernde Edelsteine eingelegt. Corum streckte die Hand aus, um die Statue zu berühren, aber dann hielt er abrupt inne, denn sein Blick war an einem der überkreuzten Arme hängengeblieben. Plötzliche Erkenntnis ließ sein Blut gefrieren. Am rechten Arm befand sich eine Sechsfingerhand. Doch am linken Arm fehlte die Hand ganz. Das Gegenstück der Rechten befand sich an Corums Arm. Erschrocken machte der Vadhagh einen Schritt zurück. Sein Herz klopfte so heftig, daß er nichts anderes zu hören vermochte.
    Langsam wurde das Grinsen der Figur noch breiter. Die Hände an ihren

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