Corum 03 - Das Ende der Götter
frostig. Corum erkannte, daß sie sich nicht weniger schnell durch die Ebenen bewegten als der Turm zuvor. Aber er war sicher, daß die Reise jetzt nicht mehr ins Ungewisse ging.
Nun fühlte Corum unter seinen Füßen Sand, und ein heißer Wind blies in sein Gesicht. »Jetzt!« schrie Jhary.
Corum rannte mit den anderen in die Schwärze und befand sich plötzlich in hellem Sonnenlicht unter einem glühenden metallischblauen Himmel.
»Eine Wüste«, murmelte Erekose. »Eine riesige Wüste!«
Überall wölbten sich gelbe Dünen, und der Wind pfiff klagend über sie hinweg.
Jhary war offensichtlich äußerst zufrieden mit sich. »Erkennt Ihr sie, Freund Elric?«
»Es ist die Seufzerwüste, nicht wahr?« sagte Elric erleichtert.
»Aye. Horcht!«
Elric lauschte dem schwermütigen Wind, aber seine Augen waren anderswo. Corum wandte den Kopf und sah, daß Jhary den Runenstab fallengelassen hatte und dieser zu verblassen begann.
»Kommt Ihr alle zur Verteidigung Tanelorns mit mir?« fragte Elric Jhary und erwartete offenbar dessen Zustimmung.
Aber Jhary schüttelte den Kopf. »Nein. Wir ziehen in eine andere Richtung. Wir suchen das Gerät, das Theleb K'aarna mit Hilfe der Chaos-Lords aktivierte. Wißt Ihr, wo es sich befindet?«
Elric blickte sich um. Er runzelte die Stirn und streckte zögernd den Arm aus. »Dort, glaube ich.«
»Dann laßt uns aufbrechen.«
»Aber ich muß doch versuchen, Tanelorn zu helfen«, protestierte der Albino.
»Was Ihr tun müßt, ist die Maschine zu zerstören, nachdem wir sie benutzt haben, Freund Elric, damit Theleb K'aarna oder seinesgleichen sie nicht noch einmal einsetzen können.«
»Aber Tanelorn.«
Überrascht lauschte Corum dem Gespräch der beiden. Woher wußte Jhary soviel von Elrics Welt?
»Ich glaube nicht«, beruhigte Jhary ihn, »daß Theleb K'aarna und seine Bestien die Stadt bereits erreicht haben.«
»Noch nicht erreicht haben? Aber soviel Zeit ist inzwischen verflossen!«
»Weniger als ein Tag«, erklärte ihm Jhary.
Corum fragte sich, ob das für sie alle galt oder nur für Elrics Welt.
Er verstand die Gefühle des Albinos durchaus, der sich das Kinn rieb und zweifellos überlegte, ob er Jhary vertrauen könne. Schließlich sagte er: »Gut. Ich werde Euch zur Maschine führen.«
»Aber wenn Tanelorn doch so nahe ist«, wandte Corum sich an Jhary, »warum suchen wir es dann anderswo?«
»Weil dies nicht das Tanelorn ist, das wir suchen«, brummte Jhary.
»Ich bin einverstanden«, murmelte Erekose. »Ich bleibe bei Elric. Dann vielleicht.« Sehnsucht und Hoffnung lagen in seinen Augen.
Aber Jhary fuhr erschrocken auf. »Mein Freund«, sagte er mahnend. »Große Teile von Zeit und Raum sind bereits von der Vernichtung bedroht. Die ewig scheinenden Schranken könnten schon bald brechen die Substanz des Multiversums könnte zerfallen. Ihr versteht nicht. Was im verschwindenden Turm geschah, kann sich nur einmal in einer Ewigkeit ereignen und selbst dann ist es für alle Beteiligten gefährlich. Ihr müßt tun, was ich sage. Ich verspreche Euch, daß Eure Chance, Tanelorn zu finden, wenn Ihr mit mir kommt, nicht geringer ist.«
Erekose neigte den Kopf. »So soll es sein.«
»Kommt!« rief Elric ungeduldig und schritt bereits voraus. »Wenn Ihr in Euren Gesprächen auch noch so großzügig mit der Zeit umgeht, mir bleibt nur noch wenig.«
»Es geht keinem von uns besser«, versicherte ihm Jhary.
Sie stapften durch die Wüste, und der klagende Morgenwind fand sein Echo in ihren Seelen. Schließlich kamen sie an Felsen, welche die Natur wie ein Amphitheater ausgerichtet hatte. In seinem Innern befand sich ein verlassenes Zeltlager. Aber es war nicht das flatternde Zeltleinen, das ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte, sondern ein gewaltiges Becken, das etwas viel Fremdartigeres enthielt, als alles, was Corum je in Gwlas-cor-Gwrys oder in Lady Jane Pentallyons Welt gesehen hatte. Es besaß unzählige Flächen und Krümmungen und Winkel in verschiedensten Farben. Die Augen schmerzten, wenn man es zu lange betrachtete.
»Was ist das?« staunte er.
»Eine Maschine«, antwortete Jhary, »welche die Alten benutzten. Sie ist es, die ich suchte, um uns nach Tanelorn zu bringen.«
»Aber warum gehen wir nicht mit Elric zu seinem Tanelorn?« »Wir kennen nun zwar die geographische Lage der Stadt, aber uns fehlt immer noch die Zeit und die Dimension«, bedeutete ihm der Freund. »Bleibt bei mir, Corum, dann werden wir, falls uns nichts aufhält, bald jenes Tanelorn
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