Coruum Vol. 1
Piratenstützpunktes sprengte und ihn anschließend auspumpte. Die Kraterränder wurden erhöht, bis sie einen vollständigen Ringwall über den höchsten Atmosphäreschichten bildeten.
Ihre Form der nahezu perfekten Halbkugel besaß die Grube seit nunmehr zweitausend Jahren, in denen die ständige Besucherzahl auf über dreihundert Millionen angewachsen war.
Der nördliche Rand war tief in ein hohes Gebirgsmassiv eingegraben und hatte den breiten Flusslauf durchtrennt, der den frühen Krater gefüllt hatte. Die Erbauer der Grube hatten den Flusslauf durch eine kilometerbreite Öffnung im Kraterwall erneut in die Grube hinabgeführt und in ihrer Mitte einen See von gut zehn Kilometern Durchmesser aufgestaut, der seinen Ablauf im Südosten der Grube besaß.
Die wahre Genialität der Architekten zeigte sich darin, dass das Wasser bergauf floss, um wieder aus der Grube herauszukommen.
Ruf zwinkerte mehrfach, um einen imaginären Schleier von seinen Augen zu entfernen. Die Lichter im Zentrum der Grube schimmerten deutlich matter als die an ihrem Rand.
»Die Grube ist bewölkt, Kooi«, meldete sich Speer, ein hünenhafter Offizier von hinten.
Die elegant gekleidete Frau neben Ruf nickte. »Bei einer Höhe von mehr als fünfundzwanzig Kilometern von der Seeoberfläche bis zum oberen Rand hat die Grube ein eigenes Wetter und eine eigene Atmosphäre. Die Grubenränder mit den Antigravitationsrepulsoren ragen gut zehn Kilometer über die umgebende Landhöhe auf und schotten sie gegen das tödliche, planetare Klima ab. Wenn Ihr genau hinseht, erkennt Ihr Schnee auf der inneren Seite des Kraterwalls.«
Ruf lauschte dem Gespräch nur mit einem Ohr. Seine Gedanken kreisten um die vor ihnen liegenden Aufgaben.
Er hatte nicht viel Zeit gehabt, die ganze Aktion vorzubereiten. Seit der bestürzenden Beobachtung, die Treerose und er auf Restront über den Thieraport gemacht hatten, und seiner Beauftragung durch den König mit der Klärung der Hintergründe, waren gerade einmal drei Tage vergangen.
Davon hatte er zwei Tage auf der Reise von Restront nach Risidor verbracht, an denen er ununterbrochen an der weiteren Planung gearbeitet hatte. Alles war nur möglich gewesen, weil er sich eines älteren Teilplanes bedienen konnte, den die Organisation schon längere Zeit fertig vorbereitet gehabt hatte.
Die zerlegte und mit Organisationstechnik überarbeitete Replik des Händlerschiffs war ein Kernaspekt davon. Das Rendezvous mit der äußerlich identischen Original-Roocs hatte ursprünglich die Gefangennahme und das Verhör der Händler vorgesehen. Die Organisation besaß seit längerem Beweise dafür, dass die Gilde im Auftrag des Zentrums-Geheimdienstes, Z-Zemothy, massiven Technologiediebstahl betrieb. Die beiden Gilden-Händler, die in zwei Stunden hier auf Risidor II eintreffen würden, gehörten zu den skrupellosesten Vertretern ihrer Gemeinschaft und hatten mehrere Organisationsschiffe auf dem Gewissen, mit deren Ladung sie sich in den Besitz neuer Technik gebracht hatten.
Der König hatte Ruf freie Hand bei der Besorgung notwendiger Ressourcen gegeben, um seinen Auftrag zu erfüllen. Der Rothaarige hatte nicht lange gezögert und das Händlerschiff, sowie die gesamte damit verbundene Logistik, für seine Zwecke requiriert. Die Händler würde er höchstwahrscheinlich laufen lassen müssen – diesmal.
Die Reise über Risidor nach Ankatarh war zwar erheblich länger als ein direkter Flug von Restront, aber der Umweg war notwendig.
Ruf hatte noch nichts, was ihm den Zutritt zum Archiv der Benedictine auf Tempelton IV ermöglichen würde. Einbrechen war dort ein sinnloses Unterfangen. Die Sicherheitsmaßnahmen waren vergleichbar mit einer Einreise auf Chrunus.
Ein alter Abt in der Archivverwaltung war seit geraumer Zeit unzufrieden mit seiner dortigen Position. Ruf würde ihm vielversprechende Informationen aus erster Hand liefern müssen, welche den Abt in die Lage versetzen würden, seine Vorgesetzten zu beeindrucken.
Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Er sah auf das Außendisplay, auf dem die Grube nun fast das vollständige Bild füllte.
Die beiden Händler gehörten auch innerhalb der ohnehin wohlhabenden Gilde noch zu den Einflussreichsten. Sie würden mit der Fähre direkt in die Grube hinabfliegen und im privaten Gildendock in der Nabe landen. Die horrenden Dockgebühren würden sie nicht interessieren.
Die Nabe war im Moment noch nicht zu sehen. Verborgen unter den Wolken innerhalb der Grube stand
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