Coruum Vol. 1
bis sie wieder neben Ruf ankam.
»Ich habe keine Abhöreinrichtungen entdeckt. Ist das möglich?«, sie blickte Ruf ungläubig an.
»Ich habe keine erwartet. Sie werden unsere Suchanfragen aufzeichnen. Die Gespräche sind dagegen uninteressant«, antwortete er.
»Wieso sollte dem alten Abt das Gedankenmuster des Enklaven-Vorsitzenden bekannt sein?«, platzte Kooi mit der brennendsten Frage heraus.
»Du hältst ihn für alt?«, entgegnete Ruf mit gerunzelter Stirn. »Ja. Du nicht?«
»Nein. Ich weiß, wie alt er ist!«
Kooi sah ihn fragend an.
»Einhundertvierundachtzig.«
»So alt sah er nun wieder nicht aus.«
Ruf grinste und sah sich die Konturenliegen an. »Natürlich ist das nicht sein erster Körper. Aber immerhin ist es ein Zeichen guter Pflege, wenn er sie so lange trägt.«
Kooi sah ihn angeekelt an. »Ich hielt das für ein Gerücht!«
»Nein, das ist es sicher nicht. Die hohen Kirchenrepräsentanten verwenden die Körper ausgewählter Novizen, für die es die größte Ehre ist, sich für diese Aufgabe hinzugeben. Natürlich werden sie dabei getötet.« Ruf bemerkte das empörte Gesicht der hübschen Frau.
»Raoula, die Benedictine, soll in etwa ähnlich alt sein wie der Abt, aber noch jünger aussehen als du!«, antwortete er, ihr zuzwinkernd.
»Und die Legatin auf Risidor?« Kooi hing an seinen Lippen.
»Sicher nicht ihr erster Körper«, antwortete Ruf lakonisch. »So eine Position zu erreichen, kostet Zeit!«
»Ich hasse diese Typen!« sagte Kooi resigniert.
Ruf hatte auf einer Liege Platz genommen. Seine rechte Hand ruhte im blauen Steuer-Lichtfeld.
»Sei nicht so hart mit ihnen, Kooi. Es gab ein paar Jahrhunderte im Königreich Metcalfe/Dominion, in denen der Adel ähnliches praktizierte. Erst mit der Gründung der Sieben nahmen sie davon Abstand.«
Er aktivierte seinen Kommunikationschip, der von jetzt an alles aufzeichnen würde, was Rufs Augen im Holodisplay zu sehen bekamen.
»Es gibt eine gemeinsame Vergangenheit zwischen Seers O’Lamdiir und unserem Vater Rastolon«, begann Ruf die ursprüngliche Frage zu beantworten.
Sie sah ihn neugierig von der Nachbarliege aus an.
»Auch der Vorsitzende der Enklave ist deutlich älter, als er aussieht!«, ergänzte er.
»War!« , korrigierte Kooi befriedigt.
Ruf lächelte, ignorierte aber die Bemerkung und fuhr fort. »Seers O’Lamdiir war ein alter Kirchenspion in der Gilde, der vor mehr als fünfzig Jahren die Seiten wechselte und als Gastgeschenk gewissermaßen einige andere Kirchenspione in seiner Umgebung verbrannte. Vater Rastolon war zu der Zeit sein Ordensvorsteher und der Benedictine gegenüber für diese Katastrophe verantwortlich. Seine Bestrafung stellte die Beendigung seiner Laufbahn dar und brachte ihm diese Position ein. Möglicherweise kostete ihn das auch den Status, seinen Körper zu erneuern.« Er sah Kooi aus seinen blauen Augen an.
»Wie wir gesehen haben, ist er sehr nachtragend. Seit damals sucht er ständig nach Wegen, diese Schmach wieder auszuwetzen.«
»Aber warum gewährt er uns dann Einblick in die geheimen Unterlagen der Kirche? Das kann doch wieder zu seinem Nachteil gereichen.«
Ruf nickte. »Grundsätzlich schon. Aber vergiss nicht, wir suchen Informationen über das Zentrum und nicht über die Kirche. Zum anderen benötigt er Beweise und Geld, will er den Zeitpunkt seiner Genugtuung noch selbst erleben. Und beides bekommt er von uns. Der Gefallen, den er uns dafür erweisen muss, wiegt dagegen sehr leicht.«
Kooi nickte. »Wir helfen ihm also, seine gekränkte Eitelkeit zu pflegen, und entfachen nebenbei eine Auseinandersetzung zwischen Z-Zemothy und der Benedictine.«
Ruf grinste sie an. »Und damit haben wir weit mehr erhalten, als nur die gesuchten Informationen – sofern wir hier etwas finden und damit wieder wegkommen!«
Es trat ein kurzes Schweigen ein, in dem sie sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe konzentrierten.
»Die werden jeden Befehl aufzeichnen, den wir absetzen, Ruf!«
Er nickte. »Das weiß ich. Deshalb benutzen wir die automemorierten Kommandos. Wir werden die Systemantworten in unseren Kommunikatoren aufzeichnen und auf dem Schiff decodieren lassen.«
Kooi legte das Kinn auf die Brust. »Das heißt«, sagte sie nachdenklich, »wir werden hier rausgehen, ohne zu wissen, ob wir etwas gefunden haben.«
»Es ist der einzige Weg, hier herauszukommen, ohne sie wissen zu lassen, wonach wir wirklich gesucht haben«, bestätigte Ruf, »und möglicherweise der einzige Weg,
Weitere Kostenlose Bücher