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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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sie aus der Entspannung.
    Ein Kirchenritter in vollem Ornat fixierte Ruf mit tiefschwarzen Augen aus einem geöffneten Visierschlitz seines Helms.
    Der rotschwarze Umhang über seinem gleichfarbenen Panzeranzug endete exakt eine Handbreit über dem Boden. Zwei den Sphären der Urmutter und des Urvaters nachempfundene Verschlüsse auf der Brustplatte des Anzugs hielten den Umhang in Position. Eine mehr als einen Meter lange Zeremonien-Vibroklinge hing in ihrer Hüfthalterung, der kunstvoll verzierte Griff auf Bauchhöhe des Ritters.
    »Vater Rastolon erwartet Euch.«
    Damit machte der Ritter kehrt und ging vom Landedeck auf eine geschwungene Öffnung in der nächstliegenden Gebäudewand zu. Ruf und Kooi folgten ihm gemächlichen Schrittes in ihren weichen Ledersandalen.
    Es herrschte reger Betrieb innerhalb der Anlage.
    Ihr Weg führte sie durch eine Vielzahl von Gebäudevorsprüngen und Torbögen, welche beeindruckend die Baustile der vergangenen Epochen darstellten und deren Erbauungsdatum mit zunehmender Entfernung vom Landedeck immer weiter in die Vergangenheit reichte. Sie bekamen plastisch vor Augen geführt, wie alt der Kern von Manifestum wirklich sein musste.
    Ruf vermochte den unterschiedlichen Gebäudegruppen und Kreisen keine einzelnen Funktionen zuzuweisen, ihm fiel nur auf, dass einige der Bereiche, die sie durchschritten, offenbar nur für weibliche Repräsentanten der Kirche zugänglich waren. Vereinzelt trafen sie auf andere Kirchenritter, die im Vorbeigehen nur ihren Führer höflich grüßten und sie geflissentlich übersahen.
    Nach einer halben Stunde erreichten sie hinter einem sehr alten, aus rohem Sandstein errichteten Torbogen einen schattigen Innenhof, den ein kleiner, plätschernder Bach durchquerte.
    Am gegenüberliegenden Ufer stand unter einem dicht belaubten, knorrigen Baum, der jederzeit in den Bach zu kippen drohte, eine hölzerne Bank, auf der ein in dunkelrotes Tuch gekleideter, weißhaariger Mann saß.
    Ihr Führer hielt wortlos auf dem gepflasterten Weg an.
    Ruf und Kooi schlossen zu ihm auf und sahen erwartungsvoll zu dem alten Mann auf der Bank hinüber, der entspannt vor sich hin zu dösen schien.
    Als habe er einen für Ruf und Kooi unhörbaren Befehl erhalten, drehte sich ihr Führer plötzlich zu ihnen um und wies mit einer Hand auf den alten Mann.
    »Vater Rastolon«, erklärte er überflüssigerweise.
    Ruf schritt gemächlichen Schrittes voraus und ging zu einer kleinen steinernen Brücke, die ihn über den Bach führte. Er Musste sich bücken, um unter den tief herabhängenden Zweigen des knorrigen Baumes hindurchzukommen, ohne sie abzureißen. Kleine bunte Vögel protestierten zwitschernd in den höherliegenden Zweigen.
    Vater Rastolon, der Abt von Manifestum, hob seinen Blick und sah Ruf freundlich an.
    »Snar Es’Menah. Es ist mir eine Freude, Euch zu empfangen.« Er hielt ihm seine rechte Hand zum Kuss hin, welche Ruf ignorierte, sich dafür jedoch tief verbeugte.
    Wenn den Abt dieser Mangel an Respekt verärgerte, ließ er es sich nicht anmerken.
    Vater Rastolon war ein alter Mann. Der leichte bläuliche Schimmer seiner sonst gebräunten, faltigen Haut deutete auf eine Herkunft im Bereich des Zentrums nahe der Supernova hin. Untypisch für einen hohen Repräsentanten der Kirche, deren Region fern des Zentrums lag. Ruf wunderte sich nicht, er wusste um die sonderbare Vergangenheit des Abts.
    »Vater, die Freude ist ganz meinerseits«, entgegnete Ruf, die entsprechende Floskel nutzend, und richtete sich wieder aus der Verbeugung auf. Kooi als seine Dienerin würde er nicht vorstellen.
    »Toreki, habt Ihr mir die gewünschte Information von meinem Freund Seers O’Lamdiir mitgebracht?« Vater Rastolon betrachtete ihn immer noch freundlich lächelnd, Ruf erschien er mehr als ein mühsam kontrolliertes Raubtier.
    Er stellte den Behälter vorsichtig neben Vater Rastolon auf die Bank. »Das kann ich leider nicht sicher sagen, Vater. Meine Unterhaltung mit dem Vorsitzenden der Enklave von Risidor war eher kurz«, entgegnete er leicht schmunzelnd.
    Die Maske des Raubtieres bekam erste Risse, das Gesicht von Vater Rastolon verdüsterte sich. »Was wollt Ihr dann hier, Toreki?«
    Ruf beugte sich zum Behälter hinunter und bereitete die Öffnung des Behälters vor.
    »Ich möchte Euch die Gelegenheit geben, Euren Freund selbst zu befragen, Vater. Seht her.«
    Mit dem letzten Wort aktivierte er den Öffnungsmechanismus des Behälters und ein ovaler Ausschnitt im Deckel erlaubte

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