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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Trading-Center auf großen Welten. Sie bieten niemals die Waren des eigenen Planeten an, sondern ausschließlich Produkte aus anderen Systemen.
    Die Zivilisationen des Roten Nebels verdanken der Gilde die Standardsprache Proc , die sich aus der großen Händlersprache abgeleitet hat, die dazugehörige Schrift sowie den Standard-Gildenkalender, der das Jahr in acht Monate zu vierzig Tagen mit jeweils zwanzig Stunden einteilt und als Basisdatum auf jedem Schiff im Nebel gilt, unabhängig von der Region, aus der es stammt.
    Trotz der Verdienste der Händler der Gilde sind nicht alle Händler in ihr organisiert. Die überwiegende Mehrheit ist vielmehr selbständig oder in kleineren Gruppen zusammengeschlossen. In den Sieben Königreichen gibt es vollkommen eigene Händlerorganisationen, deren größte, die Heratis, ein ernstzunehmender Konkurrent der Gilde ist, und ihr in einigen Bereichen des Zentrums und der Nebelwelten arg zusetzt.
    Allen Händlern gemein ist der traditionelle Ehrenkodex, der, basierend auf der Ursprungsformulierung der Gilde, die Grundsätze und Grenzen des Handels bestimmt.
    Natürlich war es im Einzelfall Auslegungssache, und die Kulturbehörde der Sieben Königreiche kam nur in den wenigsten Fällen zu den gleichen Ergebnissen, was die Einschätzung neuer Welten betraf, wie die Händler der Gilde oder das Expeditionscorps der Sieben Königreiche.
    Dennoch gab es unzählige Dokumente für den Erfolg der Gilde. Ich konnte den Ort ihrer Aufbewahrung sehen – in der Mitte der Konnega – das Archiv der Gilde unter der großen verzierten Kuppel, deren goldfarbene Beschichtung in der Sonne funkelte.
    Kunstvoll errichtet vom Reichtum erfolgreicher Händler, war das Archiv ein Zeugnis für die Zivilisationen des Roten Nebels, eine einzigartige Sammlung der Erkenntnisse über neue Welten und Völker, über entdeckte Schätze und Handelsrouten.
    Der größte Teil des Archivs war unterirdisch angelegt, geschützt vor klimatischen und sonstigen Einflüssen, zugänglich für alle Händler der Gilde oder autorisierte Personen – wie mich.
    Ich hatte – vor meiner Beurlaubung – geplant, in den Archiven einige Informationen für meine nächste Extraktion einzuholen. Ich hätte zwar noch mehr als ein Jahr Zeit gehabt, aber ich bin immer gut vorbereitet – gerade jetzt, nach meinen Erfahrungen auf Xee.
    Der Diener brachte unsere Bestellung, und Kamir schenkte jedem ein gutes Glas Tocsera ein. Wir tranken auf das Leitfeuer der Gilde, und der prickelnde Geschmack des veredelten Alkohols der am Cap heimischen Toca Blume erfrischte mich.
    Mein Quinpin war ebenfalls sehr gut. Er hatte eine dicke, gerade noch flüssige Konsistenz und ein weiches, fruchtiges Aroma. Das Microdisplay im Glasrand zeigte 32 Grad und 5032 Nahrungseinheiten an. Der Diener hatte gut eingeschenkt. Ich lehnte mich, ein zweites Glas Tocsera in der rechten Hand, etwas entspannter zurück und wartete darauf, dass Kamir die Unterhaltung begann.
    Mittlerweile war die Sonne auf der Hälfte ihres Weges zum Zenith angekommen und tauchte unsere Veranda in weiches Licht. Ein leichter Wind war aufgekommen, der die Nebelschwaden über der Bay in tänzerische Bewegungen versetzte. Das Funkeln der Terrassenstadt war verschwunden, die steile Formation der Felsen versank langsam im eigenen Schatten. Ich verdunkelte meine Augenschilde ein wenig, um mehr Kontrast gegen das Sonnenlicht zu bekommen.
    Mit einem sauberen Schnitt, als gelte es ein Blatt Papier in möglichst gerade Streifen zu schneiden, trennte Kamir die letzten Gräten seines Fisches vom rosafarbenen Fleisch und sah mich dabei sehr nachdenklich an.
    Nachdem nur noch die blauschimmernde Fischhaut neben den Gräten auf dem Teller lag, wischte er sich vorsichtig, ohne an die Perlen zu kommen, den Mund ab, schenkte sich den letzten Rest Tocsera ein und schüttete ihn in einem Schluck hinunter.
    Er stellte das Glas etwas zu heftig auf den Tisch.
    »Ashia, ich wünschte, ich hätte dich zu einer angenehmeren Angelegenheit treffen können.« Seine Stimme klang unglaublich enttäuscht, sein Blick ließ mich mit meinem Tocsera innehalten.
    »Die Ergebnisse deiner letzten Extraktion auf Xee waren katastrophal und haben die wichtigsten deiner Fürsprecher in Deckung gehen lassen.« Sein Tadel klang schwer im Wind.
    »Kamir –«, eine Handbewegung seinerseits unterbrach mich.
    »Ich weiß Bescheid, Ashia. Bitte keine Rechtfertigung. Ich bin nicht der richtige Adressat dafür.« Er sah mir in die Augen.

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